Von "mausetot" zum Primus in vier Minuten

von Christian Lehmann

(29.09.17) Was für ein Comeback! Rocky Balboa wäre vor Neid erblasst ob der Art und Weise, wie der SC Reckenfeld die Partie beim SV Mesum nach 0:2-Rückstand noch in einen 3:2 (0:1)-Auswärtssieg drehte. "Nach dem 0:2 waren wir eigentlich mausetot. Ich muss meinen Hut ziehen vor dieser Truppe. Moralisch war das eine Top-Leistung, auch wenn wir nicht immer den besten Fußball gespielt haben", resümierte SCR-Coach Julian Lüttmann. 

Die Gäste waren mit einem ziemlich schmalen Kader in die Partie gegangen. Neben Co-Trainer Dennis Zilske saß auch Yusuf Özdemir auf der Bank, der gerade erst nach langer Verletzung wieder genesen ist. Schon in der ersten Hälfte musste er rein, wenig später wieder raus - und ins Krankenhaus. "Ich drücke ihm die Daumen, dass es nicht so schlimm ist", sagte der besorgte Gästecoach.

"Hast du Schlittschuhe an?"

Besorgt blickte er auch auf das Treiben auf dem Platz. Auf dem seifigen Rasen kamen die Reckenfelder zunächst überhaupt nicht zu Recht. Als Günay Peschke zum x-ten Mal ausgerutscht war, sorgte Lüttmann mit seiner Frage "Hast du Schlittschuhe an?" für Belustigung bei den Mesumer Zuschauern. Ebenso erfreut hatten diese die Führung durch Dennis Wiangkham vernommen. Nach einem Diagonalball von Pascal Wilmes und Zuspiel von Romeo Kabutey drückte er den Ball über die Linie (1:0/9.). 

Als die Mesumer nach gut einer Stunde auf 2:0 erhöht hatten - Simon Overesch lümmelte den Ball aus 35 Metern ins Tor, nachdem sich die Gäste den im Abseits stehenden, aber nicht eingreifenden Mika Staats konzentriert hatten (58.) - schien der Keks gegessen. 

"So weit sind wir noch nicht"

Doch die Gäste zeigten eine Mega-Moral, brachten plötzlich Emotionen in die Partie verkürzten nach einem abgefälschten Schuss von René Köster (1:2/63.), glichen nach Fehler im Mesumer Aufbau und Zuspiel von Ali Saado durch Andi Wagner aus (2:2/65.), und gingen nach einem Chip-Ball und unglücklicher Faustabwehr von Mesums Schnapper Steffen Schnellenberg in Führung - wieder war's Andi Wagner, der diesmal aber per Kopf traf (2:3/67.). Von diesem Schock erholten sich die Gastgeber nicht mehr. In der Schlussphase versuchten sie viel, hatten ein paar Freistöße, wurden aber nicht mehr zielstrebig genug.

Entsprechend frustriert war SVM-Coach Dirk Sterthaus: "Es ist nicht so, dass uns Reckenfeld an die Wand gespielt hat. Nach dem 2:3 war der Kopf auf einmal aus. Dann haben sie es auch clever gespielt. Wenn du alle Spiele gewinnst, dann hast du in so einer Phase ein ganz anderes Selbstverständnis. So weit sind wir noch nicht!" 

SV Mesum II - SC Reckenfeld     2:3 (1:0)
1:0 Wiangkham (9.), 2:0 Overesch (58.),
2:1 Köster (63.), 2:2 Wagner (65.),
2:3 Wagner (67.)