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Querpass

Tommy Indlekofer trainiert die U14 des SC Preußen Münster und ist damit im Leistungsbereich aktiv. Deutlich schwieriger ist es für Vereine, die Positionen im Breitensport zu besetzen.

Trainer und andere stille Helden


Von Mario Witthake und Christian Lehmann

(10.05.17) Der TuS Hiltrup ist mit 4.500 Mitgliedern der größte Verein in Münster. Allein 35 Mannschaften betreut der Klub im Junioren- und Seniorenfußball. Ein Fünftel davon stellt der SC Preußen Münster im Jugendbereich und ist sportlich in jeder vergleichbaren Altersklasse erfolgreicher unterwegs. Aber was bedeutet sportlicher Erfolg, wenn sich in den Köpfen der Aktiven flächendeckend das Gefühl breitmacht, dass es mit dem Ehrenamt allmählich zu Ende geht?

Rastlos eilt derzeit Münsters Kreisvorsitzender Norbert Reisener von Fußballklub zu Fußballklub, um Ehrenamtliche für ihre Flüchtlingshilfe zu ehren. Mit einem „1:0 für ein Willkommen“ würdigt Reisener diese Menschen, zuletzt Aktive des VfL Wolbeck, BW Ottmarsbocholt und Ems Westbevern. 

Reisener war es, der vor gut einem Jahr im Zuge einer sportgerichtlichen Auseinandersetzung zwischen dem Kreis, BW Aasee und Union Lüdinghausen die Sinnhaftigkeit des Ehrenamts grundsätzlich infrage stellte. Warum tat er das? Auch weil die Anforderungen an Funktionäre, und damit an Ehrenamtler, so hoch geworden seien, dass der Sport, also der eigentliche Antrieb des Ganzen, in den Hintergrund rückt.

Eine Lobby müsste es geben

Rolf Neuhaus wünscht sich eine Lobby für Ehrenamtler. „Dafür sollte sich mal der DFB einsetzen, genug Kohle hat er ja“, sagt der Sportliche Leiter des TuS Hiltrup. „Die Ehrenamtlichen opfern ihre Freizeit. Wenn sie aber mal irgendwo einen falschen Haken setzen, dann werden sie noch an den Pranger gestellt.“

Der Sport kommt im Ehrenamt zu kurz, diesen Vorwurf äußert Neuhaus explizit. Konkret fordert er gesetzliche Vereinfachungen im Steuer- und Sozialversicherungswesen, allgemein in der Administration. „Wenn ein Verein 700 Kinder aus einem Stadtteil betreut, dann sollte es kein Problem sein dürfen, einem Trainer steuerfrei 100 Euro zu zahlen.“ Und damit meint er auch Trainer von Nachwuchskickern, die niemals in der ersten Mannschaft spielen werden. „Auch die müssen gefördert werden“, sagt Neuhaus. 

Norbert Reisener

„Preußen Münster macht das nicht. Die haben eine erste und zweite Mannschaft, sieben Jugendmannschaften und das war‘s. Das ist rein professionell in Ordnung, aber andere Vereine, die diese neun Mannschaften haben, können für 30 zusätzliche Mannschaften die Trainer bezahlen, die Betreuer organisieren, die Platzverhältnisse zur Verfügung stellen, Licht im Winter, die Kabinen, die Bälle, Trainingsanzüge und was nicht alles. Das ist ein Riesenaufwand.“

Bestätigen kann das Christian „Lüde“ Wielers der offen zugibt, „dass es manchmal einfacher wäre, wenn es gewisse Mannschaften nicht geben würde“. Kommt das bei den Preußen eigentlich als Kritik an? „Nein, nein“, sagt SCP-Jugendkoordinator Bernhard Niewöhner. Seine Antwort: „Niemand zwingt diese Vereine, auch noch eine D4 aufzunehmen.“ Außerdem, so Niewöhner, würden die Vereine durch die Beiträge dieser Kinder kostendeckend arbeiten können.

Vor 15 Jahren leistungsorientierte Ausrichtung


Preußen habe sich vor etwa 15 Jahren auch aus Kapazitätsgründen dazu entschieden, im Jugendbereich nur leistungsorientiert zu arbeiten. Der Reiz, bei den Adlerträgern zu arbeiten, ist dementsprechend groß und das Personal flächendeckend durchlizensiert. Für Fortbildungen braucht der SCP keine Kooperation mit anderen Klubs, er kann auch mal Prominente einladen.

Klaus-Peter Ottlik, Vorsitzender des Kreis-Jugendausschusses, sieht den Fußballkreis Münster in der Traineraus- und Weiterbildung verglichen mit anderen Kreisen sehr gut aufgestellt. „Da wird schon einiges getan. Die C-Lizenz-Lehrgänge sind in der Regel ausgebucht, Kurzschulungen werden regelmäßig angeboten.“ 

Für den Funktionär ist das Ehrenamt unabdingbar dafür, dass es bei den über 800 Juniorenteams des Kreises rund läuft. „Ohne Ehrenamtler wird es nicht gehen, sonst können wir den Laden dicht machen.“ Dieses Problem hätten aber nicht nur die Fußballklubs, sondern auch andere Institutionen wie etwa die Feuerwehr oder die Kirche. Er rät den Vereinen, ihre Anstrengungen darauf auszurichten, vor allem junge Leute für die Vereinsarbeit zu begeistern: „Der Aufwand lohnt sich.“

Frank Blom, Abteilungsleiter SC Greven 09, sagt: "Die Jugendlichen, die bei uns als Trainer anfangen, bekommen nur ein Taschengeld."

Zuständig für die Qualifizierung und Lehrarbeit beim Kreis ist Christian Niehoff. Er bildet pro Jahr circa 80-100  neue C-Lizenz-Trainer aus. „Etwa 90 Prozent der Teilnehmer davon sind Kinder- und Jugendtrainer“, erläutert er. Die Zusammenarbeit mit den Vereinen, bei denen in der ersten Herbst- und der ersten Osterferienwoche die Kompaktlehrgänge angeboten werden, fluppt. „Wir versuchen, in jeder Region des Kreises einen Lehrgang anzubieten, damit die Fahrtwege nicht zu lang sind.“

Ein Trainer müsse heutzutage nicht mehr nur das Training organisieren, sondern darüber hinaus strukturiert arbeiten, die Fähigkeit mitbringen, Menschen zu führen, Spaß vermitteln und Vorbild sein. Und natürlich mit den Eltern umgehen. „Wir lehren, dass die Eltern am Rand gerne anfeuern und loben dürfen. Alles andere gehört da nicht hin.“ Für Niehoff sind generelle Aufwandsentschädigungen für lizensierte Trainer nicht zwingend vonnöten. „Aber es ist zumindest eine Anerkennung der Arbeit. Die meisten bekommen ja ohnehin nur ein Taschengeld.“

Dieses Taschengeld wird beispielsweise beim SC Greven 09 bezahlt. Frank Blom, inzwischen Abteilungsleiter bei Nullneun, kam als Zugezogener. Über die Minikicker, wo er seinen Sohn anmeldete, wurde er eingebunden. Diesen Weg gehen die Grevener weiterhin. Und über die Spieler. Zur im April angebotenen Kurzschulung von Fördertrainer Dennis Schunke (jetzt SC Preußen, bald Borussia Münster) kamen etwa 30 Trainer. Blom berichtet: „Sechs, sieben, acht C-Jugendliche haben anschließend Interesse bekundet, sie werden mal bei den Mini-Kickern dabei sein."


Wir haben auch mit Christian Wielers vom 1.FC Gievenbeck ausführlich über das Thema "Wie bekomme ich Jugendtrainer" gesprochen. Opens internal link in current windowHier geht's zum Interview.

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Pl. MannschaftSp. TorePkt.
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2    Germ. Hauenhorst 24    78:25 63  
3    SG Sendenhorst 24    72:20 62  
4    VfB Alstätte 24    64:19 62  
5    FC Nordwalde 23    72:22 58  

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