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Landesliga 2

Kohls rechte Klebe hebt sich zum Schlussakkord


Von Andreas Teipel

(18.11.18) Das Spiel ist vorbei, die Kinderhauser Spieler schreien ihre Freude, ihre Erleiterung hinaus in die abendliche Hallenatmosphäre. Da schleichen sich die anderen bereits in die Kabine. Die Gesichter geprägt voller Frust, voller Wut, voller Enttäuschung - jeden Augenkontakt meidend, um nicht doch noch vollends die Fassung zu verlieren. Hier war soeben eine hochdramatische wie packende Landesliga-Partie zuende gegangen, welche Westfalia Kinderhaus mit einem 30:28 (14:12)-Sieg über den TV Friesen Telgte für sich verbuchte.

Wo soll man beginnen, wenn ein Spiel derart viele beschreibenswerte Situationen hatte. So viele tolle Tore und Spielzüge; so viele bemerkenswerte Einzelleistungen und Kollektiverlebnisse. Da war zum Bespiel ein bilderbuchartiger Pass von Telgtes Stefan Müller von der rechten Angriffsseite quer über den Kinderhaus Kreis auf Philipp Dichtler, der von links wunderschön die 27:24-Führung für die Friesen warf. Da waren zig herausragende Paraden von Westfalia-Keeper Cooper, der genau die Signale setze, die einer Mannschaft Mut geben. Da waren in der entscheidenden Phase zwei Kreisläufer, die in fast identischen Szenen herumwirbelten und schossen - Manuel Honerkamp traf, Martin Kleikamp nicht. Da war auch ein Eike Siering, der in der Kinderhauser Abwehr überragende Arbeit leistete aber auch ein Tobias Berger, der sich kurz vor der Pause verletzte und Kinderhaus zum Umdenken zwang.

Ach ja! Da gab es ja noch einen. Den Christopher. Christopher Kohl. Den Siebenmeter-Kohl. Den Mann mit Nerven wie Drahtseilen und einem Hammer im Rechten Arm, dem man einfach nur mit offenem Mund beim Werfen zusehen kann. Schon während der gesamten zweiten Hälfte war er mit seinen Treffern vollstreckendes Organ seines Teams. Traf mehrfach auch in der Schlussphase zum Siebenmeter an - und haute den Telgter Keepern die Dinger um die Ohren. Einfach an die Linie, auf den Pfiff warten und ohne zu zögern einfach drauf ... nein: rein. Siehe Video unten.

Rot und zwei Minuten und Siebenmeter

So auch in der vorletzten Szene, die zugleich die letzte Chance war für Kinderhaus, das Spiel zu gewinnen. Zuvor, beim Stand von 28:28, den Kohl per Stemmwurf markiert hatte, befand sich Kinderhaus in Ballbesitz. Über rechts kollidierten Manuel Honerkamp und Dichtler, woraufhin die Schiedsrichter wegen groben Foulspiels Dichtler Rot zeigten, zwei Minuten verhängten und einen Siebenmeter. Da waren gerade noch 13 Sekunden auf der Uhr. Natürlich gab es Proteste seitens der Telgter, doch die Entscheidung stand. Kohl ging zur Linie wartete auf den Pfiff und hämmerte den Ball zum 29:28 in den Kasten. Keine Chance für TV-Torwart Tenholt.

Telgtes Trainer Christian Meermeier nahm nun eine Auszeit, wollte die letzte Angriffssequenz vorgeben, um wenigstens einen Punkt zu retten. Ach ja, auch Kinderhaus war dezimiert wegen einer Zeitstrafe. Michael Rau hatte es noch vor der Führung getroffen. So wollte Telgte also ohne Keeper aber in Überzahl die Wurfgewalt von Jan-Philipp Kortenbrede einsetzen, um diesen letzten Angriff mit einem Tor zu vollenden. Kortenbrede warf, der Ball aber wurde abgefangen, in die erste Welle geworfen, wo Niek Jung die 30 für Westfalia voll machte.

Die 59 Minuten davor

Nun wäre sicher ein guter Moment, den Bericht mit ein paar Stimmen und Analysen zu beenden. Damit würde man jedoch dem übrigen Spielverlauf nicht gerecht. Denn der hatte die eigentlich Spannung ja erst vorbereitet. Schon im ersten Durchgang begegneten sich Team auf Augenhöhe. Da nicht gleich die üblichen Verdächtigen in der Startformation standen, war abzusehen, dass das Tempo hoch werden würde. Tatsächlich stand es schon nach zwei Minuten 2:2. Viele Tore kamen über die erste und zweite Welle, auf der jedoch auch keine Mannschaft der anderen entkam. 10:10 stand es nach gut 20 Minuten. Dann trat Kohl an die Siebenmeter-Marke  und traf. Rau legte wenig später nach und Kinderhaus führte mit zwei Tore. Irgendwie schien Telgte in dieser Phase an Energie zu verlieren, verpasste in Überzahl, vor der Pause auf 13:12 zu verkürzen.

Einen Rückschlag erlitt Kinderhaus jedoch durch eine Verletzung von Rückraumspieler Tobias Berger. Der Linkshänder hatte kurz vor der Pause einen Pferdekuss erhalten und musste raus. Der zweite Linkshänder im Team, "Giacomo" Dudenhausen, fehlte ohnehin, und so brauchte die Westfalia einige Zeit, sich umzustellen. Doch hatte sich Telgte bis dahin bereis auf 24:20 davongemacht. Im Team der Friesen stimmte nun der Rhythmus. Wenn da nicht dieser Cooper gewesen wäre. An ihm verzweifelte so mancher Schütze auf Gäste-Seite.

In Überzahl nicht effektiv genug

Vielleicht hätte Telgte den Sack auch zumachen können. Doch zum einen war die Zahl der einfachen Fehler auf Seiten des TV ein wenig zu hoch (Jan-Philipp Kortenbrede ist noch nicht in Form), zum anderen offenbarte die Meermeier-Truppe echte Schwäche im Überzahlspiel. Kurz nach der Pause zum Beispiel brummten Rau und Niek Junk auf der Kinderhauser Bank. Dichtler traf zuwar zum 18:17, doch gleich im Gegenzug musste Torwart Jan-Simon Tenholt den Ausgleich schlucken. Mehr kam da nicht. In der entscheidenden Phase dann das selbe Spiel: Rau und Siering saßen ihre Zeitstrafe ab. Telgte war erneut in doppelter Überzahl, und auch hier folgte einem Dichtler-Tor zum 28:27, der neuerliche Ausgleich - und schließlich ganz oben beschriebene Schlussphase.

Im Anschluss an die Partie fragte Heimspiel-online beide Trainer, welches Lob sie ihrer jeweiligen Mannschaft machen würden, wenn sie nur mit auf eine einsame Insel nehmen dürften. Und natürlich auch welche Kritik. Meermeier hob dabei hervor, "dass die Einstellung stimmte. Kritikpunkt waren sicher, dass wir zu viele technische Fehler gemacht haben." Sebastian Dreisis hatte hierfür auch zwei Antworten parat: "Wir haben eine geile Teamleistung gezeigt. Als Kritikpunkt muss ich anmerken, dass wir in der Viertelstunde der zweiten Hälfte zu hektisch waren." Beiden Mannschaften ist aber in jedem Fall für total rassiges Spiel zu danken, über dass ich eigentlich noch gerne weiter philosophieren würde. Aber wer liest das schon ...

Tore für Kinderhaus: Kohl (11/5), Leenings (4), Siering (3), Berger (3), Honerkamp (2), Rau (2), Jung (2), Dittrich (2), Pakullat (1)

Tore für Telgte: Dichtler (7), Sand (5/4), Lehmkuhl (5), Müller (3), Petzold (2), Luft (2), Erpenbeck (2), Krause (1), Kortenbrede (1)



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