Telgte überragt, Milte macht Party

von Christian Lehmann

(07.01.18) 1993, 94 und 95 - das waren die fetten Jahre der DJK RW Milte bei den Warendorfer HKM. In jener Zeit, so steht es im fantastischen Turnierheft des Veranstalters, landeten die Rot-Weißen, Tabellenelfter der Kreisliga B2, dreimal in Folge auf Platz zwei. Nach 23 Jahren darf nun ein weiteres Kapitel Hallenfußball-Geschichte geschrieben werden. Rot-Weiß Milte war der Star der 30. Volksbank HKM in der Warendorfer Sportschule der Bundeswehr, auch wenn sich letztlich A-Kreisligist SG Telgte durch einen souveränen wie völlig verdienten 4:2-Endspielsieg die Krone aufsetzte. Kein TuS Freckenhorst, keine Warendorfer SU, keine SG Sendenhorst, kein SV Drensteinfurt im Finale - es war nicht das Turnier der Favoriten.

Bei den dramatischsten Momenten dieses Turniers hatte der B-Ligist stets seine Finger - oder besser Füße - im Spiel. Bereits nach dem verrrückten 4:3-Sieg von Volker Hoffmanns Team gegen die WSU, die somit das Halbfinale verpasste, stand die Halle Kopf. Und im Halbfinale ging der Wahnsinn dann weiter: Milte dominierte den ersten Durchgang, ging durch Lars Wortmann in Führung, traf zweimal die Latte, scheiterte mehrfach an Freckenhorsts Schnapper Sebastian Neukötter. Der Titelverteidiger glich durch Lukas Winkelnkemper aus, ging durch Mark Harbert und Pierre Jöcker zweimal in Führung. Doch Nino Zimmermann und der überragende Michael Ketteler, der später noch einmal den Pfosten treffen sollte, verhinderten den K.O. Im Neunmeterschießen wurde dann ein Held geboren. Erst trafen die Schützen auf beiden Seiten sicher, dann patzten sie im Gleichschritt. Daniel "Jupp, Jupp, Jupp, Jupp" Frank parierte mehrfach, versäbelte vom Punkt selbst und wurde dann doch gefeiert, weil er den entscheidenden Versuch von Jannik Harte schnappte - 10:9!

Telgte wird immer stärker

Im Endspiel fehlten dem Sensationsteam dann vielleicht die entscheidenden Körner. Die SG Telgte, die mit leichten Schwierigkeiten in den Endrundentag gestartet und dann in der Crunchtime bärenstark war, erspielte sich durch Lukas Schwienheer und Jo Maffenbeier schnell eine 2:0-Führung. Auch nach dem Anschlusstor durch Lars Rowald erstickten der taktisch clever agierende Favorit jegliche Euphorie des Gegners im Keim. Tillmann Knemöller traf ins kurze Eck zum 3:1 - ein Torwartfehler Franks, der später trotzdem zum besten Keeper des Turniers ernannt werden sollte. Diesen Titel hätte sein Gegenüber ebenso verdient gehabt. Nils Möllers, eigentlich Feldspieler, krönte mit dem Treffer zum 4:1 seine hervorragende Leistung. Er war nicht nur als mitspielender Goalie, sondern auch als richtig guter Greifer Gold wert für den späteren Titelträger. Nach Alu-Pech für Ketteler musste Telgte Can Cevik kurz vor dem Ende für zwei Minuten runter. Milte verkürzte durch Lars Wortmann, mehr ging dann aber nicht mehr. Telgte, das mit Maffenbeier (zehn Treffer) wieder mal auch den besten Turniertorschützen stellte, jubelte. Für Vorjahressieger Freckenhorst gab's als Trost immerhin die Auszeichnung für den besten Spieler: Lars Brechler machte das Rennen. 

Der VfL Sassenberg stellte mit Emir Peci den besten Nachwuchsspieler. Nach der Gruppenphase hätten nicht wenige wohl Haus und Hof auf die Truppe um Kapitän Stefan Wortmann als Titelträger gesetzt, denn der VfL war bis dato ziemlich souverän durchs Turnier marschiert. Im Halbfinale war dann plötzlich der Wurm drin, Telgte spielte sich nach schneller 3:0-Führung in einen Rausch. Am Ende setzte es eine 1:5-Klatsche für den Tabellensiebten der Kreisliga A1.