Hallas wird zu Roxels Elfer-Helden

Von Christian Lehmann

(28.10.20) Wie man aus einem Kreispokalspiel gegen einen unterklassigen Gegner wahnsinnig wahnsinnig viel Energie ziehen kann, das machte der BSV Roxel am Dienstagabend beim 6:4 (2:2/0:2)-Auswärtserfolg im Achtelfinal-Match gegen Grün-Weiß Gelmer eindrucksvoll vor. Nach über 85 Minuten (!!!) in Unterzahl avancierte ein Mann zum Helden, der "eigentlich nur aus Spaß mitgefahren" war.

Das sind die Worte von Tobias Tumbrink, dem Trainer der Kleeblätter. Der war nach einem hochdramatischen Spielverlauf mindestens ebenso happy wie seine Jungs, die beim vorläufig wohl letzten Auftritt eine Mordmoral gezeigt hatten und das Weiterkommen fast wie den Pokalsieg feierten. "Es war ein berauschendes Spiel, das hat unheimlich Spaß gemacht - und gezeigt, welche Moral und welcher Teamgeist in dieser Mannschaft steckt. Wer füreinander einsteht, kann viel erreichen. Wenn wir mit diesem Gefühl in die Pause gehen sollten, wäre das eine gute Sache."

Rote Karte nach drei Minuten

Keine gute Sache war der Auftakt aus BSV-Sicht, denn schon nach drei Minuten sah Simon Tegeler nach einem Handspiel außerhalb des Strafraums die Rote Karte - Roxels Keeper hatte den Ball vor dem heranrauschenden Niklaas Hougthon klären wollen. Stammtorhüter Christoph Hunnewinkel stand nicht zur Verfügung, also ging Torwart-Trainer Damian Hallas in die Bude. Er erwischte einen miesen Start, kassierte nach einem Gelmeraner Angriff über Niklaas Houghton prompt das erste Gegentor durch Steffen Hemesath (1:0/8.) und musste im weiteren Verlauf des ersten Durchgangs auch noch den zweiten Treffer schlucken - Houghton traf nach Schnittstellen-Pass von Luca Lause (2:0/34.).

Die Kleeblätter mussten weitere Opfer bringen, um dieser aussichtslosen Lage doch noch Herr zu werden. Opfer des Platzverweises zu Beginn war Sven Saerbeck, dem Roxels Trainerduo eigentlich etwas Spielzeit gewähren wollte. Zudem musste Henrik Wesberg im Laufe des ersten Durchgangs verletzt weichen. Als der BSV bereits viermal gewechselt hatte, konnte auch Steffen Hunnewinkel nicht mehr laufen. Trotz seiner Oberschenkelverletzung humpelte sich der Blondschopf vorne einen zurecht, damit sein Team die zweite Halbzeit zumindest nicht zu neunt beenden musste. In der 50. Minute hatte bereits Hendrik Flaßhar nach einem Foul an Adenis Krasniqi auf 2:1 verkürzt, in der 77. Minute ereignete sich dann das Unglaubliche. Hunnewinkel stand bei einem Roxeler Angriff goldrichtig und drückte den Ball zum 2:2-Ausgleich ins Tor!

"Hunne" trifft auch im Elfmeterschießen

Im Elfmeterschießen legte sich der verrückte Hund dann tatsächlich auch noch die Kugel auf den Punkt und traf entscheidend. Zuvor hatte Hexer Hallas bereits die Versuche von Steffen Hemesath und Diego Fontes pariert, Flaßhar, Max Mümken und Endrit Sojeva waren für den BSV erfolgreich. Weil nur Adenis Krasniqi beim BSV verschoss, jubelten am Ende die Gäste. Der helle Wahnsinn!

Gelmers Trainer Simo Sroub war anschließend verständlicherweise geknickt. "Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt und zur Pause verdient geführt. Wenn man mit 2:0 vorne liegt, dann muss man so ein Spiel über die Bühne bringen", meinte er. "In der zweiten Hälfte haben wir nicht mehr gut nach vorne gespielt und zu viele Fehler gemacht. Wir hatten mehrere klare Torchancen, um das dritte zu machen. Wir müssen hier als Sieger vom Platz gehen." Vor Roxels Matchwinner zog er den Hut "Damian hat Dinger rausgeholt, die holen andere nicht raus."

GW Gelmer - BSV Roxel     4:6 n.E. (2:2/2:0)
1:0 Hemesath (8.), 2:0 Houghton (34.),
2:1 Flaßhar (50./FE), 2:2 Hunnewinkel (77.)
Rote Karte: Roxels Tegeler (3./Handspiel außerhalb des Strafraums)