Tor-Rekord in fremden Schuhen

von Christian Lehmann

(11.03.19) Neun Tore in einem Spiel - was für eine Quote! Nach seinem Feuerwerk bei der Reserve von Grün-Weiß Rheine haben wir uns mit Vargin Der (29) unterhalten. Im Interview verriet der einstige Profi unter anderem, dass er im Schotthock beinahe gar nicht gespielt hätte. 

Vargin, dass Du weißt, wo die Bude steht, ist schon länger bekannt. Aber neun Tore in einem Spiel - hast Du so etwas schon mal ansatzweise geschafft?
Der: Nein. In der Jugend habe ich mal sechs Tore erzielt, bei den Senioren waren es mal vier. Neun Tore, das ist für mich aber auch das erste Mal.

Haben die Grün-Weißen es dir zu leicht gemacht?
Der: Ich will den Gegner nicht schlecht reden, aber sie haben nicht allzu viel Gegenwehr geleistet. 

Zwei Torchancen hast Du noch vergeben. Ärgerst Du dich vielleicht sogar ein wenig, dass Du nicht die zehn voll gemacht hast?
Der: Stimmt, zehn hätten es schon sein können (lacht). Ich bin aber froh, dass ich überhaupt spielen konnte. Im Training am Donnerstag bin ich umgeknickt und hatte einen ganz dicken Knöchel. Eine Bänderdehnung. Ich habe den Fuß dann gekühlt und hochgelagert, das hat geholfen.

Deine neun Tore hast Du auch deshalb nicht in den eigenen Schuhen gemacht...
Der: Ja, ich bin mit dem dicken Fuß nicht in meine Schuhe gekommen und habe mir die von Ahmet Parsboga geliehen. Die sind eine Nummer größer. Ich habe ihm nach dem Spiel schon gesagt, die bekommt er nicht wieder (lacht). Nein, im Ernst. Ich habe die Schuhe nach dem Spiel sauber gemacht und zurück gegeben. Vielleicht darf ich sie ja beim nächsten Spiel nochmal haben.

Du hast in jedem Spiel, in dem Du eingesetzt wurdest, getroffen und insgesamt 24 Tore in elf Partien erzielt - wo soll das noch hinführen in dieser Saison?
Der: Vor der Saison hatte ich mir 30 vorgenommen. Jetzt ist es mein persönliches Ziel, mindestens 35 Tore zu erzielen.

Dass Du so selten gespielt hast, hing auch mit zwei längeren Rotsperren zusammen. Was ist da passiert? Bist du ein Heißsporn?
Der: Meine erste Rote Karte am 2. Spieltag gegen Borussia Emsdetten III war ein Aussetzer. Da lagen bei mir die Nerven blank. Der zweite Platzverweis im Spiel gegen St. Arnold war in meinen Augen etwas hart, das war in der zehnten Minute der Nachspielzeit. In meiner gesamten Laufbahn davor bin ich nur einmal vom Platz geflogen und habe auch nicht besonders viele Gelbe Karten bekommen.

Dein Trainer Julian Lüttmann hat vor drei Wochen den Aufstieg so gut wie abgehakt, mittlerweile schlägt er schon wieder andere Töne an. Wie siehst Du es? Kann Reckenfeld noch aufsteigen?
Der: Wenn ich nicht daran glauben würde, dann würde ich nicht so viel Gas geben. Platz eins zu erreichen, wird sehr schwer. Mesum ist sehr stark. Platz zwei halte ich aber für realistisch.

Reizt es dich, nochmal in einer höheren Liga anzugreifen?
Der: Ich bin verheiratet und werde Ende Mai Vater. Von daher habe ich keinerlei Ambitionen, nochmal im Profi-Fußball anzugreifen. Ein paar Ligen höher, da hätte ich aber schon Lust drauf. Die B-Liga ist dann doch nicht so ganz meins.

Also bleibst Du nicht in Reckenfeld?
Der: Wir haben noch keine Gespräche geführt. Ich wohne in Greven, von daher war Reckenfeld naheliegend. Den Schritt habe ich aber auch nur gemacht, weil ich mich mit Julian gut verstehe (Anm.d.Red.: Spielertrainer Lüttmann verlässt den Verein am Saisonende in Richtung TGK Tecklenburg). Ich bin nicht abgeneigt, es noch einmal woanders zu versuchen. Vielleicht wird ja durch die neun Tore der ein oder andere Verein auf mich aufmerksam...