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Jan Lohmann (M.), Schiedsrichter-Lehrwart des Fußballkreises Steinfurt, sucht mit seinen Mitstreitern nach Lösungen für das Schiri-Dilemma.

Schiri-Mangel hat Folgen im Kreis Steinfurt


Von Anna-Lena Woycke

(14.03.19) Es ist ja nichts Neues: Die Schiedsrichteranzahl im Kreis Steinfurt ist und bleibt niedrig. Besonders die Frauenbeteiligung lässt aktuell zu wünschen übrig - nur zwei Schiedsrichterinnen zählt der Kreis: Michelle Pruß und Anne Möwes. So einige Steinfurter Vereine erfüllen nicht ihr vorgegebenes Referee-Soll, sodass von den 160 benötigten Schiri-Plätzen nur 134 besetzt sind. Das ist zu wenig, finden auch Schiedsrichterobmann Jürgen Lütkehaus und Lehrwart Jan Lohmann.

Der Bedarf ist akut: Einerseits hören viele Offizielle, die jahrelange Erfahrung auf dem Buckel haben, nach und nach auf, andererseits fehlt es an Nachfolgern. Sogar der fürs kommende Wochenende geplante Anwärterlehrgang wurde abgesagt. Warum? Nur fünf gemeldete Teilnehmer waren einfach nicht genug. Wir haben mit Lütkehaus und Lohmann über die möglichen Ursachen, die aktuelle Lage und Lösungsansätze der Schiri-Problematik gesprochen.

Ex-Kicker als schnelle und dauerhafte Lösung

An Nachwuchsschiedsrichtern mangelt es wohl weniger - der Jugendbereich sei laut Lohmann gut vertreten im Kreis Tecklenburg. Das nimmt der KSA auch dankend an, Früchte tragen wird die Nachwuchsförderung aber eben erst in ein paar Jahren. Bis dahin müssen schnelle Lösungen her. Doch warum stößt das Amt des Schiedsrichters überhaupt auf so viel Desinteresse? Liegt es am Prestige? Oder fehlt es an Aufmerksamkeit? Jan Lohmann hat das generelle Gefühl, dass die Tendenz zum Ehrenamt sinke: "Die meisten profitieren über Jahre hinweg von der Vereinsarbeit. Wenn sie dann aber mit dem Fußballspielen aufhören, fehlt meist die Bereitschaft, selber etwas zurückzugeben."

Genau da will der Kreisschiedsrichterausschuss ansetzen. Ex-Kicker sollen her, ganz nach dem Motto: Einfach mal machen! Die Erfahrung bringen sie ohnehin mit und auch zeitlich gesehen erweisen sich die ehemaligen Fußballer meist flexibler als die ganz jungen Kollegen. Lütkehaus hat schon positive Erfahrungen gesammelt: "Das wäre optimal: Wenn unsere Fußballer ab einem gewissen Alter nicht mehr nur in der Altherrenmannschaft kicken würden, sondern auch mal den Schiri-Schein machen. Ich kenne Bespiele, die nach einem halben Jahr mit Feuer und Flamme dabei waren und sogar mehr Spiele anforderten. Obwohl sie vorher garnicht damit gerechnet hätten."

Interne Vereinsarbeit soll helfen

Um die Leute aber erstmal zu bekommen, appelliert der Schiri-Obmann besonders an die Vereine. Ein paar Paradebeispiele gibt es, Lütkehaus nennt SW Weiner oder Westfalia Leer. Da gibt es einen Verantwortlichen für die Schiedsrichterbelange, der das Schiriamt im Idealfall schmackhaft macht und bekannte Gesichter zum Anwärterlehrgang anmeldet. Dass es dadurch klappen kann, zeigte der Anwärterlehrgang Ende 2017: Ganze 21 Teilnehmer bewältigten ihn mit Top-Ergebnissen. "Der Lehrgang war quantitativ und vor allem qualitativ mit der Beste, den ich in 25 Jahren begleitet habe. Die Mehrheit davon ist auch heute noch aktiv dabei", blickt Lütkehaus zurück. So einen Erfolg gab es lange nicht mehr - zurückzuführen war der eben auf die interne Vorauswahl der Vereine. "In den Vereinen ist leider wieder eine Trägheit eingesetzt. Man sollte gezielt auf Leute, die man für geeignet hält, zugehen und das Interesse wecken", findet auch Lehrwart Lohmann.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch diese Vereine, die seit Jahren das Schiedsrichtersoll nicht erfüllen. Das ärgert nicht nur den KSA - satte Ordnungsgelder müssen für jeden fehlenden Offiziellen gezahlt werden. Außerdem hat der Mangel zur Folge, dass die aktiven Offziellen unter zu viel Druck stehen. Mehrere Spiele an einem Wochenende oder sogar zwei direkt hintereinander - diese Überbelastung ist langfristig nicht zu stemmen. Deshalb werden Spiele teilweise schon nicht angesetzt oder müssen durch ungeschulte Betreuer geleitet werden.

Frauen an die Pfiefe

Die Frauenquote sei die "Oberkatastrophe in ganz Westfalen", wenn sich Lütkehaus die Beteiligung in den benachbarten Kreisen anschaut. Es bestehe ein “extremes Missverhältnis zwischen Frauen- und Mädchenteams einerseits und Schiedsrichterinnen andererseits”. Dabei wird ebenso im Frauen- und Mädchenfußball viel Personal am Wochenende benötigt. Schade sei die geringe Anzahl an Schiedsrichterinnen auch deshalb, weil gerade den Frauen gute Aufstiegschancen offenständen.

Ob sich die Frauen da weniger zutrauen? "Das würde ich nicht ausschließen, es ist aber ein Irrglaube. Ein gutes Beispiel dafür ist die Münsteranerin Vanessa Arlt, die das super macht. Auch in der Bundesliga pfeifen Frauen. Da werden sie auch total akzeptiert und gern gesehen", äußerte sich Lohmann zu der Frage. Und wenn sie dann doch keine Spiele der Männer pfeifen wollen - dann müssen sie das auch nicht. "Im Prinzip können die Schiedsrichterinnen sich das aussuchen, schon allein durch ihre Präsenz in den Frauenligen wären sie eine größe Hilfe für uns", sagt Lütkehaus.



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