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Querpass

Christian Schmees (r.), hier mit Kreis-Schiri-Obmann Jürgen Lütkehaus, hat in vielen Jahren als aktiver Referee schon so manches Präsent entgegen genommen.

"Um Sprüche war ich nie verlegen"

von Christian Lehmann

(25.05.20) Knapp zehn Jahre liegt es jetzt schon zurück, das letzte Spiel von Christian Schmees (41) als aktiver Schiedsrichter. Irgendwann machte die Achillessehne die Strapazen einfach nicht mehr mit. Woche für Woche hatte er bis dahin Partien in der Oberliga geleitet, als Assistent stand er in der Regionalliga, der damals dritthöchsten deutschen Spielklasse, an der Linie.

Doch Schmees hat bewiesen, dass man auch in der Schiedsrichterei nach der aktiven Laufbahn etwas bewegen kann. Als Schiri-Ausbilder und Verbands-Beobachter hat er sich in den vergangenen Jahren verdient gemacht. Dafür wurde er noch im März mit der Auszeichnung "Danke, Schiri!" in der Kategorie U50 gewürdigt. Wir haben mit dem Mesumer über seine Erfahrungen, schöne und schwierige Momente, den Neustart der Fußball-Bundesliga und vieles mehr gesprochen.

 

Christian, auf dem Fußballplatz ist derzeit nicht viel los, auch das Mesumer Dorfleben steht ein wenig still. Wie vertreibst Du dir die Zeit?
Schmees:
Ich nehme mir viel Zeit für die Familie. Wir haben ein kleines Freizeit-Grundstück mit einem kleinen Teich und bauen dort gerade einen Hühnerstall. Ansonsten basteln und werkeln wir viel. Ich bin als Außendienstler momentan zuhause ein wenig gefangen, so bleibt etwas mehr Zeit für diese Dinge.

Du warst 15 Jahre lang als Schiedsrichter aktiv. Wie lange liegt dein letztes Spiel zurück?
Schmees: Das war das Abschiedsspiel von Kerstin Stegemann. Das müsste inzwischen so rund zehn Jahre zurückliegen.

Warum hast Du so früh aufgehört?
Schmees: Irgendwann hat die Achillessehne nicht mehr mitgespielt. Dann machte es keinen Sinn mehr. 

Es gibt einige Kollegen, die noch im hohen Alter auf dem Platz stehen und den Mittelkreis nur selten verlassen. Wäre das nichts für dich gewesen?
Schmees:
Nein. Wenn ich etwas mache, dann mache ich es gescheit oder eben gar nicht. Als Schiedsrichter-Beobachter meckere ich ja auch immer über die Jungs, wenn sie sich nicht genug bewegen. Das dann selber zu machen, fänd' ich ein bisschen frech.

Was muss ein guter Schiedsrichter deiner Meinung nach mitbringen?
Schmees:
Er muss Spielverständnis und Regelverständnis haben und in der Lage sein, auf verschiedenste Charaktere einzugehen. Körperlich fit muss er sein, und ganz wichtig: Er sollte viel Selbstbewusstsein mitbringen.

Du hast rund 300 Schiedsrichter ausgebildet. Welcher hatte das größte Talent?
Schmees:
Ja, ein paar mehr als 300 dürften es schon gewesen sein. Es gab schon einige, die es weit gebracht haben. Jens Helming, Lennart Brüggemann (beide SV Mesum) oder Philipp Holzenkämpfer (früher GW Rheine, pfeift heute in Niedersachsen) zum Beispiel. Besonders schön ist es natürlich, dass zwei von ihnen aus meinem Heimatverein kommen.

Du bist im Frühjahr im Rahmen der "Danke, Schiri!"-Aktion ausgezeichnet worden. War das eine besondere Ehre oder nimmt man das einfach so mit?
Schmees:
Das war schon etwas Besonderes und eine schöne Überraschung. Ich habe damit wirklich nicht gerechnet, weil ich ja schon lange nicht mehr als Schiedsrichter aktiv bin. Eigentlich hätte jetzt im Mai das Treffen der Verbandssieger in Frankfurt stattfinden sollen, doch das wurde Corona-bedingt abgesagt und auf November verschoben. Ich hoffe, dass es dann stattfinden kann.

Gab es in deiner aktiven Laufbahn einen besonders schönen Moment?
Schmees:
Es gab mehrere schöne Spiele. Mein allererstes Spiel als Regionalliga-Assistent zwischen Union Berlin und den Kölner Amateuren vor 14.000 Zuschauern war schon eine richtig schöne Sache. 

Gibt's auch unschöne Erinnerungen?
Schmees:
Ich habe vor vielen, vielen Jahren mal einen abbekommen. Da war ich gerade 18 oder 19 und bin von einem Spieler umgestoßen worden. Ich möchte da aber auch gar nicht mehr groß drüber sprechen. Ein paar Jahre später habe ich mit dem ersten Vorsitzenden ein Bierchen getrunken, zum betreffenden Verein habe ich inzwischen wieder ein sehr gutes Verhältnis.

Gab es einen Spieler oder Trainer, mit dem Du gerne auf dem Platz gefrotzelt hast?
Schmees:
Um Sprüche war ich eigentlich nie verlegen. Wenn etwas kam, dass nicht beleidigend war, dann habe ich das Spielchen auch schon mal mitgespielt. Mit Christoph Klein-Reesink zum Beispiel ist es auch heute immer noch lustig. Ihn kenne ich noch aus seiner aktiven Zeit. Wenn der mich heutzutage als Beobachter sieht, schlägt er immer noch die Hände über dem Kopf zusammen. Meist verliert er, wenn ich dabei bin. Das tut mir auch schrecklich leid, aber es ist seltsamerweise fast immer so.

Der Kreis-Schiedsrichter-Ausschuss wurde in den vergangenen Jahren deutlich verjüngt. Deine Nachfolger als Lehrwart, Max Mendrina und Jan Lohmann, sind beide noch unter 30. Wie machen sich die beiden?
Schmees:
Ich muss gestehen, dass ich sehr gespannt war, wie sich die beiden schlagen. Aber sie machen es sehr gut. Wir sind auch nach wie vor im regen Austausch. Ich hatte nie Bedenken, dass sie das nicht können. Dass der Übergang aber so gut und so reibungslos geklappt hat, hat mich schon etwas überrascht.

In der Bundesliga und 2. Bundesliga wird wieder gespielt. Wie findest Du das?
Schmees: Als leidgeprüfter Fan des VfB Stuttgart nicht so gut, die haben leider zweimal verloren und sind von den Aufstiegsplätzen gerutscht, seitdem wieder gespielt wird. Als Fußballer müsste ich es ja eigentlich gut finden, dass es weitergeht. Als Vater von drei Kindern, die momentan nicht in den Kindergarten dürfen, während dort Fußball gespielt wird, kann ich es aber nicht nachvollziehen. Ich gucke generell sehr selten, da ich mir gerne die Nachfragen zu bestimmten, kniffligen Szene erspare. Da wollen eingefleischte Fans sowieso immer nur ihre eigene Meinung bestätigt haben. Wenn man es anders sieht, dann heißt es wieder "Der Schiri hat doch keine Ahnung". 

Glaubst Du, dass sich durch die neue Situation etwas verändert im Umgang Schiedsrichtern?
Schmees:
Momentan wird relativ wenig gemeckert, das liegt aber auch daran, dass der Druck von außen nicht so groß ist. Ich persönlich bin der Meinung, dass die Spiele stinklangweilig geworden sind. Ohne Zuschauer ist es einfach nicht dasselbe.



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