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Derzeit quasi "arbeitslos": Die Schiedsrichter Christoph Schulte (l.) und Jan Lohmann (M.). Ramon Pauli (r.) ist nicht mehr als Referee aktiv.

Vorfreude und Sorge bei den Schiris


von Christian Lehmann

(10.03.21) Cyber-Training, Ausdauerläufe, Mannschaftsabende über Zoom, Taktik-Schulungen - die Fußballer im Heimspiel-Land wissen sich auch in dieser fürchterlich langen Spielpause mehr oder weniger sinnvoll zu beschäftigen. Aber was machen eigentlich die SchiedsrichterInnen? Auch ihnen geht die Pause mächtig auf den Zünder, auch sie überbrücken die Zeit mit kreativen Aktivitäten, auch sie beschäftigen sich mit Sorgen rund um einen möglichen Wiedereinstieg in den Pflichtspiel-Betrieb.

"Wir sind stark angefangen, haben aber auch stark nachgelassen, weil uns ehrlicherweise ein wenig die Ideen ausgegangen sind", erklärt Jürgen Lütkehaus. Der langjährige Schiedsrichter-Obmann des Fußballkreises Steinfurt und sein Team haben sich vor allem im vergangenen Jahr einiges einfallen lassen, um die Referees bei Laune zu halten. Portraits auch bei Heimspiel-online, digitale Schulungen, kleine Wettbewerbe, sogar einen Podcast hat es gegeben. Vor allem im Januar und Februar ist es aber ruhig geworden. Als einziger Steinfurter Schiedsrichter-Vertreter durfte sich zuletzt Christian Schmees als Beobachter in der Regionalliga betätigen. Philippe Najda dürfte zwar in der Junioren-Bundesliga pfeifen, doch auch die befindet sich derzeit noch in der Corona-Schockstarre.

Fröbrich und König sind die Schnellsten

Mit der Aussicht auf eine baldige Saison-Fortsetzung wird nun so langsam, aber sicher wieder hochgefahren. In Kürze sollen neue Sonder-Schulungen, etwa für Kader-Referees, Jungschiris oder Assistenten angeboten werden. Über die Lauf-App "Runtastic" werden zudem Kilometer gefressen. Am erfolgreichsten derzeit: Youngster Jost Fröbrich knapp gefolgt von Schiri-Urgestein Andreas König. Lütkehaus selbst hat sich auf die Fahne geschrieben, über Telefongespräche herauszufinden, wie es den Kollegen geht, mit welchen Problemen sie sich herumschlagen - beginnend mit den Älteren.

Während die Vereine Sorge haben, dass ihnen durch die zweite große Zäsur im Spielbetrieb binnen eines Jahres Mitglieder flöten gehen, befürchtet auch Lütkehaus, dass nicht unbedingt alle Unparteiischen zurückkehren. "Da muss man leider von ausgehen, es war auch im ersten Lockdown so", sagt der Schiri-Obmann. "Man darf aber auch nicht verhehlen, dass die Mannschaftsmeldungen Jahr für Jahr zurückgehen. In der C-Liga oder der Jugend gibt es beispielsweise deutlich weniger Teams. Vielleicht benötigen wir demnächst auch weniger Schiedsrichter..."

Angst nein, Bedenken ja

Etwas optimistischer sieht Lehrwart Jan Lohmann in die Zukunft: "Jeder, der Spaß daran hat, zu pfeifen, wird auch wieder zurückkehren. Ich denke zumindest nicht, dass die Schiedsrichterei hier stärker betroffen sein wird als etwa die Vereine." Angst vor der Rückkehr auf den Rasen hat er zwar nicht, die Bedenken einiger Kollegen teilt er dennoch. "Auch ich habe natürlich Bock, wieder auf dem Platz zu stehen. Meiner Meinung nach wäre es aber das Vernünftigste, die Saison zu annullieren", meint Lohmann - wohl wissend, dass dem Verband derzeit rechtlich noch die Hände gebunden sind.

Dennoch nennt der Westfalenliga-Referee neben der Ansteckungsgefahr weitere Argumente für diese These: "Zwar wird für uns die Verletzungsgefahr geringer sein als für die Spieler, aber jeder wird mindestens zwei, drei Spiele brauchen, um wieder die nötige Routine reinzubekommen." Der straffe Zeitplan und der Wiedereinstieg mitten in der heißen Phase der Saison erfordern jedoch einen Kaltstart. Wenn es in fast jedem Spiel um Auf- oder Abstieg geht, könnte es auch reichlich Arbeit für die Unparteiischen geben. Wenn dann gewohnte Abläufe wie die passende Positionierung auf dem Platz oder der Blick für eine Abseitsstellung noch nicht sitzen, wird es heikel. Man kennt das ja: Schuld ist meist der Schiri. Lütkehaus pflichtet seinem Lehrwart deshalb bei: "Ein Hauen und Stechen kann doch nicht im Sinne des Erfinders sein." 

Die Maßnahmen sind gut, die Umsetzung oft problematisch?

Bei der jüngsten Online-Tagung am vergangenen Wochenende wurden Westfalens Schiri-Obleute auf einen baldigen Re-Start eingeschworen. Zum Prozedere wird im laufenden Betrieb auch gehören, dass der/die SchiedsrichterIn wie auch die Spieler nicht mehr am Sportgelände duschen darf. Lütkehaus gibt zu Bedenken: "Nehmen wir mal an, ich habe ein Spiel auf Asche in Tengern. Die erste Frage ist: Darf ich mit meinem Gespann dorthin fahren oder muss jeder einzeln anreisen? Wenn ich dann pitschnass und dreckig nach eineinhalb Stunden Fahrt wieder zuhause bin, habe ich eine Lungenentzündung."

Natürlich würden auch Steinfurts SchiedsrichterInnen lieber gestern als morgen wieder auf dem Platz ihrer Passion nachgehen - das allerdings nur, wenn es sicher ist. Lütkehaus begrüßt die Ideen, Konzepte und Maßnahmen der Verantwortlichen beim DFB und FLVW. Dass sie in der Praxis auch immer in vollem Maße umgesetzt werden können, bezweifelt er: "Wie viele beim ersten Lockdown mit den Vorgaben umgegangen sind, ging aus meiner Sicht gar nicht. Ich war zum Beispiel bei einem Westfalenligaspiel auf der Tribüne der Einzige mit Maske - trotz Maskenpflicht. Es gab keine Einlass-Kontrollen an den Eingängen. Dass man sich nebenan die Pulle Bier nicht geteilt hat, war schon alles..." Das mag nur ein Einzelfall sein, zeigt aber das gegenwärtige Dilemma. Es kann nur funktionieren, wenn auch wirklich alle mitmachen.



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