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Doppelpass

Jürgen Santel ist dreifacher Finisher des Ironmans auf Hawaii. Hier ist er beim Zieleinlauf im Jahr 2004 zu sehen. Foto: privat

Kreisliga-Pfeife statt Triathlon-Profi


von Julian Schimmöller

(19.03.21) Anfang des Monats erzählte uns Robin Ratermann, dass Schiedsrichter-Kollege Jürgen Santel zum erlesenen Kreis der Leute gehört, die schon einmal den Ironman auf Hawaii absolviert haben. Über 3,8 Kilometer Schwimmen, über 180 Kilometer Radfahren und zum Abschluss einen Marathon laufen - um das zu schaffen, muss man einiges auf dem Kasten haben. Wie man dahin kommt, woher man die Motivation nimmt und wie er dann zum Pfeifen kam - das wollten wir von Santel wissen.

Im Gespräch hat der 48-Jährige, der im Außendienst für einen Lebensmittelhersteller arbeitet, uns aber noch Vieles mehr verraten. Zum Beispiel, woran zu seinen besten Zeiten der Schritt zum Triathlon-Profi letztlich scheiterte. Oder wie und mit wem er sich aktuell fithält und welches große Ziel er noch vor Augen hat.

Jürgen, wir haben vor kurzem erfahren, dass ein Hawaii-Ironman-Finisher bei uns im Kreis über die Plätze läuft. Wann war das und wie kam es dazu? Erzähl mal ein bisschen.

Jürgen Santel: Zum ersten Mal wir ich 2000 dabei, außerdem noch 2004 und 2005. Nachdem ich über das Laufen zum Triathlon gekommen bin, habe ich relativ schnell die längeren Strecken für mich entdeckt und war da auch recht talentiert. Meine Kollegen haben mich dann mit dem Ironman auf Hawaii angefixt. Das war zunächst noch ein entferntes Ziel, weil man sich an die Distanzen erst gewöhnen musste, aber schließlich habe ich mir dann die Teilnahme 2000 als Ziel gesetzt und es glücklicherweise auch geschafft.
Eigentlich hatte mir die eine Teilnahme gereicht, doch nachdem ich mich von meiner damaligen Freundin getrennt hatte, bin ich mit dem Sport nochmal voll durchgestartet. Und so war ich dann 2004 und 2005 in noch besserer Verfassung doch noch zwei Mal dabei.

Alleine in Hawaii dabei zu sein und den Ironman zu schaffen ist ja eine Riesenleistung, aber als Sportler geht es ja immer auch um Platzierungen. Wie lief es da für dich?

Santel: Meine beste Zeit habe ich 2005 geschafft, knapp über neun Stunden. Damit gehörte ich dann auch zu den Top 50. 2005 war auch allgemein mein erfolgreichstes Jahr. Ich gehörte zur nationalen Spitze und international zumindest mal zum erweiterten Kreis. Beim Langstrecken-Worldcup des Verbandes, der auch die WM und Olympia veranstaltet, der International Triathlon Union (ITU), bin ich 2005 in Dänemark Erster und somit quasi Weltmeister geworden. Man muss allerdings beachten, dass es beim Triathlon - ähnlich wie beim Boxen - verschiedene Verbände gibt. Der Ironman auf Hawaii wird beispielsweise von einem privaten Veranstalter organisiert.

Nationale Spitze, Worldcup-Sieger - das klingt nach verdammt viel Professionalität und Aufwand. Konntest du da nebenbei noch normal arbeiten?

Santel: Ich war zu der Zeit selbstständig und habe da bis zu 50 Stunden in der Woche gearbeitet. Hinzu kamen 20 Stunden Training in der Woche, für einen Amateursportler war ich dementsprechend am absoluten Maximum angelangt. Deshalb musste ich mich Ende 2005 dann auch entscheiden: Vollprofi oder den Aufwand für den Sport zurückschrauben.

Wie fiel deine Entscheidung aus?

Santel: Ich habe mich gegen das Vollprofitum entschieden. Das hatte verschiedene Gründe: Der Sport war damals noch nicht besonders populär und darüber hinaus sehr teuer. Zwischen 7000 und 10000 Euro musste man da im Jahr für Reise- und Materialkosten immer einplanen. Entsprechend schwierig war es, gute Sponsoren zu finden, die einen auch längerfristig unterstützen. Das war mehr oder weniger Glückssache und entsprechend ein großes Risiko. Und selbst wenn man Sponsoren gefunden hatte, wirklich lukrativ war es in der Regel nicht. Deshalb habe ich mich für den geregelten Job entschieden.

Wie siehst du diese Entscheidung im Nachhinein?

Santel: Es ist vielleicht schade, dass es damals nicht geklappt hat, aber ich hege keinerlei Groll. Vielmehr bin ich dankbar für die schönen Momente, die ich erleben durfte.

Santel in Aktion vor traumhafter Kulisse. Foto: privat

Wir machen einen Zeitsprung und wechseln die Sportart: Nicht ganz zehn Jahre später hast du 2014 angefangen, für den TuS Recke Fußballspiele zu pfeifen. Wie kam es dazu?

Santel: Ich komme aus Recke und bin nach über zehn Jahren Abstinenz zu der Zeit nach Recke zurückgekehrt. Dann habe ich angefangen, bei den Alten Herren vom TuS mitzukicken, mehr aus geselligen als aus sportlichen Gründen. Allerdings habe ich mir beim ersten Hallenturnier dann das Kreuzband gerissen - meine erste schwerere Sportverletzung. Anschließend war für mich klar: Als Spieler geht es nicht zurück auf den Platz, weil die Gesundheit im Vordergrund steht.
Da kamen dann einige Kollegen auf den Plan und haben gefragt, ob ich nicht Schiedsrichter werden möchte. Fit sei ich ja und der Bedarf ist sowieso immer groß. Ich habe mich dann mit meinem Kumpel Jürgen Wenker, der schon länger pfeift, ausgetauscht und mich anschließend für den Schiedsrichterschein angemeldet.

Für einen - das kann man denke ich so sagen - Extremsportler wie dich liegt die Heruasforderung beim Pfeifen eher nicht im Sportlichen Bereich oder?

Santel: Wenn ich sehe, wie der ein oder andere Spieler nach 60 Minuten am Pumpen ist und ich hüpfe noch über den Platz wie ein junges Reh, frag ich mich schon, wie das sein kann... (lacht) Aber mir macht das Pfeifen einfach Spaß und es ist schon auch schön zu sehen, dass ich nach wie vor mit den 20-Jährigen mithalten kann. Und was die sportliche Heruasforderung angeht: Ich reise zu 90 Prozent der Spiele mit dem Fahrrad an, da kommen dann insgesamt also auch ein paar Kilometer zusammen.

Das hört sich so an, als könntest du so wirklich nicht ohne Sport.

Santel: Das stimmt. Auch aktuell gehe ich je drei Mal die Woche Laufen und Radfahren, Schwimmen geht ja nicht. Und auch das Fitnessstudio, wo ich normalerweise Krafsport mache, hat zu. Aber auf so acht bis zehn Stunden Sport in der Woche komme ich eigentlich immer, Sport gehört für mich genau so dazu wie Zähneputzen. Zur Zeit sind meine Trainingspartner häufig auch mein elfjähriger Sohn oder meine zwölfjährige Tochter. Gerade letzte Woche bin ich mit meinem Sohn elf Kilometer gelaufen, das ist in dem Alter schon sehr ordentlich... (lacht)

Ist die Familie also genauso sportbegeistert wie du?

Santel: Vielleicht nicht so extrem, aber es machen schon alle gerne Sport. Das ist mir auch wichtig, weil Sport wichtig für die Gesundheit ist. Das war auch bei mir schon zu Anfang der Antrieb, die Gesundheit steht beim Sport immer vor dem Leistungsgedanken.

Trotzdem warst du ja auch bei zahlreichen leistungsorientierten Events dabei. Hast du diesbezüglich noch Ziele vor Augen?

Santel: Für dieses Jahr definitiv das 24-Stunden-Radrenne auf dem Nürburgring, auf das ich mich ja mit meinen Schiedsrichter-Kollegen vorbereite. Ansonsten sind Events inder aktuellen Lage ja eher schwierig. Vielmehr hoffe ich aktuell darauf, dass es bald wieder einen normaleren Alltag gibt vor allem auch für meine Kinder, die aktuell viel verpassen.
Wenn das gegeben ist, habe ich noch ein großes Ziel vor Augen: Ich habe meiner Frau und meinen Kindern gesagt, dass ich mit 50 gerne nochmal mit ihnen gemeinsam rüber nach Hawaii möchte. Ob das klappt, muss man abwarten, aber die Grundlagen sind und mit ca. anderthalb Jahren Vorarbeit kann ich mir das vorstellen. Den Ironman zu laufen und die Familie dabei im Publikum zu haben, das wäre großartig.



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