Liszkas Moment reicht Westfalia zum Punkt

von Christian Lehmann

(25.02.18) Als Schiedsrichter Stefan Schönfelder fünf Minuten Nachspielzeit anzeigte, gingen Spieler und Verantwortliche von Emsdetten 05 auf die Barrikaden. "Woher nimmt der fünf Minuten?", fragte ein aufgebrachter Nullfünf-Fan. Mike Liszka brauchte nur eine Minute, um die für einen Moment unaufmerksamen Gäste mit dem Treffer zum 1:1 (0:1)-Ausgleich zu bestrafen. Der eingewechselte Stürmer hatte damit ein schwaches Spiel des Tabellenführers mit immerhin einem Punkt gerettet - es war ein schmeichelhafter.

Vom Start weg hatten die Nullfünfer deutlich gemacht, dass sie sich an der Großen Wiese weder einigeln noch verstecken wollten. Die Truppe von Trainer Christian Bienemann ging vorne drauf, stresste Kinderhaus schon im Aufbau und sorgte dafür, dass sie der Ligaprimus gar nicht richtig sortieren konnte. Westfalia-Coach Marcel Pielage beorderte schließlich seinen spielenden Co-Trainer Gerrit Göcking zurück und ließ mit einer Viererkette agieren. "Wir sind davon ausgegangen, dass Emsdetten mit Dreierkette startet wie gegen Amisia Rheine. Da wir gar nicht im Spiel drin waren, hat die Umstellung auch nicht funktioniert", erklärte der Trainer später.

Walbaums Doppelschicht

Die besseren von nur wenigen klaren Torchancen hatten die Gäste: Jan Walbaum, der am Morgen noch mit der U19 in Epe gespielt hatte, scheiterte nach 19 Minuten an Westfalia-Schnapper Rene Steinke. Auch Malte Kohl hatte nach feinem Solo und Ablage Ugur Birdirs Pech mit seinem satten Strahl von der Strafraumkante, der knapp unten links am Tor vorbeistrich (28.). Die einzige Kinderhauser Gelegenheit verzeichnete Luca Jungfermann, dessen Abschluss nach Zuspiel Mo Knemeyers Nico Menebröker im Emsdettener Kasten meisterte (35.). Wenig später verpasste nach einer Birdir-Ecke Walbaum den Ball am zweiten Pfosten knapp (42.). Es roch nach einem torlosen Remis zur Pause - hätten die Kinderhauser auf ihren Keeper gehört. Steinkes Forderung "Jungs, noch eine Minute bis zur Pause. Clever sein!" wurde nämlich von seinen Mitspielern geflissentlich ignoriert. Die zu hoch stehende Westfalia-Defensive hebelte Kürsat Özmen mit einem beherzten Sprint aus. Sein Zuspiel erreichte Walbaum - 0:1 (44.)! "Das Tor war bezeichnend, die Abstände waren viel zu groß, wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen", beklagte Pielage.

Der Paukenschlag zum Pausentee weckte die Gastgeber nicht nachhaltig auf. Zwar übernahm Kinderhaus das Kommando und verzeichnete mehr Ballbesitz, zwingend wurde die Pielage-Elf aber nicht. Selbst die sonst so starken Standards zündeten nicht. Lediglich Mo Knemeyer versprühte nach einem Freistoß von Kevin Schöneberg Gefahr und traf die Latte (68.). Längst hätten die Dettener entspannt dem Feierabend entgegensehen können, hätte Joker Fabio Pinto nach Zuspiel Özmen nicht seinen Meister in Menebröker gefunden (82.), hätte Özmen nach einem schlimmen Abspielfehler Steinkes das Tor getroffen (86.). So bekam Kinderhaus, das nach der Hereinnahme Philipp Wassmanns eine bessere Raumaufteilung hatte und strukturierter angriff, noch eine Chance. Jonas Kreutzers eleganter Ballmitnahme-Versuch entpuppte sich als perfekte Vorlage für den an der Abseitslinie lauernden Liszka, der nahm die Kirsche mit und lümmelte sie in die lange Ecke. Im Heimspiel-Videointerview grinste er anschließend wie ein Honigkuchenpferd.

Bei seinem Trainer überwog die Freude über einen gewonnenen Punkt, auch wenn Marcel Pielage mit dem Auftritt seines Teams nicht einverstanden war. "Wir haben über 90 Minuten nichts abrufen können. Wir müssen mit dem Punkt leben, weil die Leistung nicht so war, wie wir uns das alle vorstellen. Es gibt Tage, da funktioniert einfach nicht viel."

Was der Ausgleichstorschütze zu seinem Treffer sagt und wie Nullfünfs Trainer Christian Bienemann die Partie gesehen hat, erfahrt ihr in unseren Video-Interviews. 

Westfalia Kinderhaus - Emsdetten 05     1:1 (0:1)
0:1 Walbaum (44.), 1:1 Liszka (90.+1)
Kinderhaus: Steinke - Rensing, Schwinn, Göcking (46. Liszka), Göbel - Schöneberg, Brockhoff - Eichler, M. Knemeyer, Jungfermann (71. Wassmann) - Kreutzer
Emsdetten: Menebröker - Laiton, Velican, Hart, Kohl - Böggemann, Witthake (62. Pinto) - Tillack, Birdir (73. Neumann), Walbaum (78. Piotrowski) - Özmen