Lieber der Klassenerhalt als das "Kacktor"

Von Christian Lehmann

(13.03.19) Nicolas Hendricks hatte es beinahe geahnt. Nachdem seinem Kapitän Kolja Speckmann beim 0:4 im Bezirksligaspiel gegen Emsdetten 05 ein ziemlich unglückliches Eigentor unterlaufen war, sagte der Trainer der U23 beim 1. FC Gievenbeck in unserem Spielbericht: "Das war eine Bewerbung fürs Kacktor des Monats." Und tatsächlich ist der Verteidiger nun für die Wahl bei "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" nominiert. Wir haben mit ihm gesprochen.

Kolja, fühlst Du dich geehrt, für das "Kacktor des Monats" nominiert zu sein, oder ist es dir eher unangenehm?
Speckmann: Unangenehm ist es mir nicht. So etwas passiert halt. Gerade, wenn man Abwehrspieler ist. Ich kann damit leben und habe beim letzten Training noch mit Conny (Anm.: Mitspieler Constantin Rieger) geflachst, ob das Tor denn nun ihm oder mir gehört. Ich habe den Ball ja auf der Linie geklärt und ihn dabei angeschossen. Der Ball ist zurück gekommen und vom meinem Schienbein ins Tor geprallt. Wir können darüber lachen.

Hast Du damals schon damit gerechnet, dass Du bei Zeigler landen würdest?
Speckmann: Nein, überhaupt nicht. Ein Familienmitglied eines Mitspielers zeichnet unsere Spiele zwar immer auf (Anm.: So kam Reckes Dennish Sriskandarajah im übrigen auch an die Torwand ins ZDF-Sportstudio), aber ich hatte das gar nicht mehr auf dem Schirm. Als der Beitrag im Fernsehen kam, saß ich mit meiner Freundin auf der Couch und mein Handy hat gar nicht mehr aufgehört zu klingeln.

Sollen die Leute denn überhaupt für dich abstimmen?
Speckmann: Ach, ich muss das nicht unbedingt haben und würde mich sicherlich nicht damit rühmen, das Kacktor des Monats geschossen zu haben. Den Klassenerhalt mit Gievenbeck würde ich lieber nehmen, wenn ich mich entscheiden dürfte.

Genau, mit deinem Team steckst Du im Abstiegskampf. Am Sonntag gab es eine knappe Niederlage in Burgsteinfurt, bei der Du sehr auffällig und an zwei entscheidenden Szenen beteiligt warst. Das 1:0 hast Du mit einer Balleroberung eingeleitet, vor dem Elfmeter zum 1:1 warst Du im Zweikampf mit Lucas Bahlmann ebenfalls beteiligt...
Speckmann: Erstmal finde ich, dass wir unter den Voraussetzungen ein sehr gutes Spiel gemacht haben. Es war der Plan, destruktiv zu spielen und immer wieder draufzugehen, wenn sich der Gegner zwischen unsere Ketten gewagt hat. In der Szene vor dem 1:0 hatte ich das Glück, dass ich nach der Balleroberung 20, 30 Meter Platz hatte, um anzudribbeln. Das war natürlich geil. Beim Elfmeter war das für mich eine Kann-Entscheidung. Ich bin mit hohem Risiko hingegangen, weil ich wusste, wenn ich weg bleibe, ist das Ding sowieso drin. Über eine Rote Karte habe ich nicht nachgedacht, weil die Aktion ja im Kampf um den Ball war. 

Bei der Situation hast Du dich dann auch noch verletzt...
Speckmann: Ich habe mich beim Versuch, an den Ball zu kommen, mit meinem Bein verhakt und bin auf die Hüfte gefallen. Beim nächsten Klärungsversuch habe ich dann gemerkt, dass es nicht mehr geht. Lukas (Anm.: Ersatztorhüter Lukas Hendricks) hat es aber gut gemacht. Nach dem Spiel hat er sich in der Kabine nochmal für seinen ersten Bezirksliga-Einsatz bedankt. Er war ganz stolz, dass er sogar einmal gegrätscht hat.

Am Sonntag geht's gegen die ISV um wichtige Punkte im Abstiegskampf. Wird's noch was mit dem Klassenerhalt?
Speckmann: Die Qualität dazu haben wir. Gerade in der Hinrunde hatten wir fast nur knappe Spiele. In der Situation, in der wir uns befinden, müssen wir in jedem Spiel alles rausholen, um etwas mitzunehmen.

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