Müller macht schon wieder Schluss

Von Christian Lehmann

(18.05.20) "Das hat aber lange gedauert, bis ihr das raus bekommen habt", sagt uns Marco Müller am Telefon. Schon seit vergangenen Dienstag ist er nicht mehr Trainer bei Concordia Albachten. Der Verein hat schon reagiert und will morgen einen Nachfolger präsentieren. Während andere in Zeiten von Corona die Füße hochlegen können, müssen sie an der Hohen Geist jetzt umso mehr klotzen, um die Bezirksliga zu halten.

Immerhin, der Wunsch, dass sowohl die Concordia in der Bezirks- als auch Ex-Verein Fortuna Schapdetten in der Kreisliga A die Klasse halten, wurde Müller erfüllt. Dass der Nachfolger von Jens Truckenbrod allerdings nur für zwei Spiele auf der Trainerbank sitzen sollte, war natürlich nicht so geplant. Und doch ist Müller mit sich im Reinen: "Es ist besser so."

"Kostet mehr Energie, als ich gedacht hatte"

Zwar sei die Concordia ein "geiler Verein", auch die Arbeit mit den Verantwortlichen um den ersten Vorsitzenden Jürgen Bergs und Obmann Walter Schulze Blasum sei von Vertrauen geprägt gewesen. Bereits nach dem unerwarteten Abgang von Daniel Golparvari und Mike Liszka zum SC Greven 09, aber erst recht mit Beginn der Coronakrise sei bei Müller jedoch die Einsicht gewachsen, dass es nicht passt.  "Albachten kostet mich viel mehr Energie, als ich gedacht hatte. Ich habe mich um immer mehr Dinge gekümmert und war letzten Endes wieder in demselben Dilemma wie damals in Amelsbüren."

Die Zeit, in der er wöchentlich mit dem Thema Fußball beschäftigt habe, bemisst Müller auf etwa 40 Stunden - mit Job und Privatleben sei das schwer vereinbar. "Ich stehe schon jeden Morgen um vier Uhr auf, um die ganze Sch... geregelt zu kriegen", sagt er. "Ich glaube, der Verein braucht jemanden, der mehr Energie aufbringen kann als ich. Das wichtigste in meinem Leben ist meine Familie." Sollte nicht ein Angebot aus der Oberliga oder einer höheren Spielklasse reinflattern, will Müller erstmal nicht als Trainer arbeiten. Vorstellen könne er sich einen Posten als Sportlicher Leiter oder im Jugendbereich, der nicht ganz so nah dran ist am Tagesgeschäft.

Kein Bezirksliga-Rückzug

Jürgen Bergs, Concordias erster Vorsitzender, verbucht den Müller-Rücktritt als weiteres Kapitel einer "verrückten" Corona-Zeit: "Es ist sehr kompliziert derzeit. Marco fand das alles zu kompliziert, das ist auch in Ordnung so. Wir versuchen jetzt, schnellstmöglich Stabilität reinzukriegen." Der neue Trainer, der schon am Dienstagabend vorgestellt werden soll, hat viel Arbeit vor der Brust.

Überlegungen, ob des personellen Aderlasses - neben Golparvari und Liszka wird auch Yanik Leinkenjost den Verein verlassen - freiwillig in die Kreisliga zu gehen, gibt es keine. "Nein, auf gar keinen Fall. Wir werden wohl nicht um den Aufstieg mitspielen, aber eine Mannschaft haben, die in der Bezirksliga konkurrenzfähig ist."