Vorzügliche Verschmelzung

von Christian Lehmann

(16.11.20) SV Burgsteinfurt, Greven 09, die ISV und Münster 08. Diese Teams hatte Florian Gerke vor der Saison als heißeste Titelanwärter gesehen. Direkt hinter ihnen wolle man "Best of the Rest" werden, betonte der Coach des Borghorster FC seinerzeit. Dass sein Team nun einzig den Grevenern in der Tabelle den Vortritt lassen muss, spricht dafür, dass die Verschmelzung beim Fusionsklub schneller und besser vonstatten geht als angenommen.

"Wir wussten vor der Saison überhaupt nicht, was uns erwartet. Für Michel Straube und mich war es total schwer einzuschätzen, wo die Reise hingeht. Uns war aber klar, dass es ein paar Spiele dauern könnte, bis die Automatismen greifen und die Jungs verstehen, was wir mit ihnen vorhaben", erklärt Gerke. Sein Team startete mit einem souveränen, wenn auch nicht glanzvollen 3:0-Sieg beim SC Hörstel, verlor dann daheim gegen Münster 08, obschon der BFC hier in Durchgang zwei seine bisher beste Saisonleistung zeigte. Eine zweite unglückliche 1:2-Niederlage gab's beim TuS Recke, alle weiteren Spiele gewannen die Borghorster und setzten sich in der Spitzengruppe fest, ehe sie die Pause stoppte.

Noch keine Konstanz über 90 Minuten

Dabei ist sogar noch Luft nach oben. Aus mehreren Gründen: Zum einen kamen die externen Neuzugänge Simon Kaminski, Max Rengers und Lars Brechler aufgrund von Verletzungen oder beruflichen Verpflichtungen bisher nur selten zum Zug. "Sie sind ihrer Führungsrolle unabhängig davon gerecht geworden", betont Gerke. Auf dem Trio ruhen die Hoffnungen, wenn es nach der Pause wieder auf die Plätze geht. Zum anderen bemängelt Gerke, dass es sein Team trotz phasenweise exzellenter Leistungen noch nicht geschafft habe, über 90 Minuten konstant zu performen. Nah dran waren sie allerdings beim 5:0-Sieg in Bösensell. So richtig schwach hat der Coach sein Team einzig beim 2:0-Erfolg im letzten Spiel vor dem Break bei Blau-Weiß Aasee gesehen.  

Die Richtung stimmt jedenfalls - und das ist im ersten Jahr nach der Fusion alles andere als selbstverständlich. "Da ist schnell etwas zusammengewachsen", lobt auch Stephan Fischer, Vorstand Sport beim BFC, die Entwicklung des Teams in den vergangenen Monaten. "Viele, die nach dem Abschied von Christof Brüggemann vielleicht auch ein bisschen skeptisch waren, merken, dass sich hier richtig was tut. Die Entwicklung ist sehr positiv."

Christof Brüggemann outet sich als Fan

Brüggemann, der sich selbst als Fan der neuen Mannschaft outet und einige Spiele gesehen hat, traut der Truppe jedenfalls einiges zu. "Die letzten Spiele haben durchaus gezeigt, dass sie unter die Top Fünf gehören. Die Mannschaft harmoniert nach und nach besser. Ich glaube schon, dass sie sich bis Weihnachten in eine gute Position hätten bringen können", sagt er.

Vor allem freut Brüggemann, dass Stürmer Alex Hesener wieder zu alter Stärke gefunden und schon zehnmal getroffen hat. "Es ist schön, dass er wieder so fit ist. Das zeigt nochmal, wie sehr er uns in der vergangenen Saison gefehlt hat." Auch die Entwicklung von Gregorij Krumme imponiert dem Ex-Coach ("Was der an Metern abreißt, ist bemerkenswert"). Die Arbeit seiner Nachfolger sowieso. "Sie gehen sehr fair mit den Jungs um und haben sich inzwischen eingegrooved."

Keine Kampfansage

Und doch schaffen wir es wie erwartet nicht, aus Florian Gerke eine Kampfansage Richtung Tabellenführer SC Greven 09 heraus zu bekommen. "Nein, ganz sicher nicht", sagt dieser lachend. "Wir fangen nach der Pause wieder bei Null an. Hätten wir uns für die Spiele gegen Burgsteinfurt, die ISV und Greven eine gute Ausgangsposition erarbeiten können, dann hättest Du vielleicht einen solchen Spruch gehört. Davon sind wir aber noch sehr weit entfernt."

Das gilt auch für die Saison 2021/22. Dass die Zusammenarbeit mit dem Trainerteam jedoch auch über die laufende Spielzeit hinaus fortgeführt wird, erscheint zumindest aus sportlicher Sicht wahrscheinlich. In Kürze wollen sich der Verein und die Coaches "zusammensetzen" - wenn nötig auch virtuell. Die Erwartungen haben Gerke und Straube jedenfalls mehr als erfüllt. Stephan Fischer schraubt die Erwartungen an die Restsaison nicht allzu hoch: "Man darf träumen, aber da ist überhaupt kein Druck drin. Wir wollen als Verein weiter zusammenwachsen. Wenn dann auch noch die erste Mannschaft so gut spielt, umso besser."