Wie ein Rendezvous mit den Klitschkos

von Fabian Renger

(14.04.19) Langsam muss man sich wirklich Sorgen machen um den 1. FC Gievenbeck. Da kommt mit der Hammer SpVg ein Gegner nach Münster, der nur vier Zähler mehr auf dem Konto hatte. Vor dem Spieltag. Gievenbeck hätte eine Duftmarke setzen können, die angesichts der nun schon seit Oktober andauernden sieglosen Negativ-Serie eine gewisse Signalwirkung hätte erzeugen können. Nun ja: Der Schuss ging nach hinten los. 0:5 (0:4) kamen die Gievenbecker unter die Räder. Eine bitterböse Ohrfeige, die sich insbesondere 20 Minuten lang anfühlte wie eine Rendezvous mit den Klitschko-Brüdern.

FCG-Coach Benjamin Heeke fasste die Geschehnisse zwischen Minute 10 und 31 kurz und bündig zusammen:"Hamm hat uns einfach überrannt." Es begann mit einem Eigentor von Tom Gerbig, der einen Querpass von der linken Seite ins eigene Netz zum 0:1 ablenkte (10.), weiter ging es mit einem "heftigen Geschoss" (Heeke) von Pascal Schmidt aus rund 23 Metern Torentfernung. FCG-Keeper Nico Eschhaus hatte keine Abwehrchance, die Kugel schlug unten links ein. Joel Grodowski traf nach 27 Minuten per Schienbein in den Knick zum 3:0, Schmidt traf vier Minuten später zum 4:0. Und alle Gievenbecker fragten sich: Was passiert hier gerade?

"Vor Hamm muss ich den Hut ziehen"

Auch Heeke grübelte. So eine rechte Antwort hatte er nicht parat. "Vor Hamm muss ich den Hut ziehen", lobte er erstmal die wahnsinnig effizient wie selbstbewusst auftretenden Gäste. Dass die im Abstiegskampf stecken? Merkte man nicht unbedingt auf dem ersten Blick. Angetrieben vom aktiven Seitenlinien-Chef Rene Lewjohann waren die Gäste wirklich eiskalt. Doch zurück zum Grübeln: Denn bis zum ersten Gegentreffer waren die heimischen 49ers voll drin. "Wir waren super fokussiert. Wir haben in der Woche noch drüber gesprochen, dass wir auf jeden Fall in der Lage sind, ein Oberliga-Spiel zu gewinnen", hatte Heeke besonders im Kopf seiner Jungs angesetzt und zunächst auch noch ein gutes Gefühl. Zurecht.

Nach Vorarbeit von Gerbig versagten Christian Keil in der Anfangsphase jedoch die Beine. Eigentlich ist der eine Bank in Sachen Toreschießen, doch auch ihn ereilt derzeit einfach nicht das Glück des Tüchtigen. Das hatte auch Julian Canisius nicht. Der vergab auch eine dicke Gelegenheit gleich zu Spielbeginn. Ein guter Start, den man sich kurz darauf aber sonst wo hin schmieren durfte...

Debüt zweier Jungspunde

Heeke und sein Trainerteam verzichteten in der Halbzeit auf großartiges Gemecker und Gemotze. Was sollte das schon bringen, das Kind war an diesem Tag ja sowieso unwiderruflich bereits in den Brunnen gefallen. "Wir wollten gemeinsam als Mannschaft wieder rauskommen und das gemeinsam zu Ende spielen", erklärte Heeke. Das klappte recht passabel. Zwar traf der HSV durch Volkan Ekici noch zum Endstand (62.), aber ansonsten verkaufte sich die Heim-Gang so vernünftig wie eben möglich. Es blieb ein recht munteres Spielchen, unter anderem schmiss Heeke dann noch Paul Bergmann und Moritz Leisgang aus der A-Jugend ins kalte Oberliga-Wasser. Zwei Perspektiv-Spieler für den Sommer, die bei dem Spielstand sowieso nur noch gewinnen konnten. Ein interessanter Schachzug.

Aber nun denn: Gievenbeck bleibt Letzter, der Abstand ist angewachsen auf fünf Punkte, die Unsicherheit in den Köpfen nimmt nicht ab - eher im Gegenteil. Heeke redete sich das auch gar nicht schön, selbst das Wort des Wunders nahm er schon in den Mund. Aber: Kampflos jetzt weiter alles abschenken, noch mehr solcher herben Pleiten fangen? Nein, Danke! "Wir sind noch nicht abgestiegen!", stellte er klar. "Wir kennen so eine schlechte Phase hier einfach nicht, das ist ein surreales Bild, weil wir ja meistens gut mithalten können. Es tut mir so unglaublich Leid für die Jungs." Die Sorgenfalten werden in jedem Fall nicht kleiner...

1. FC Gievenbeck - Hammer SpVg 0:5 (0:4)
0:1 Gerbig (10./ET), 0:2 Schmidt (15.)
0:3 Grodowski (27.), 0:4 Schmidt (31.)
0:5 Ekici (62.)