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Im Reha-Zentrum Medicus auf Schalke malocht Vanessa Arlt für ihr Comeback. Fotos: privat

Vanessa Arlts Leidenszeit endet


Von Christian Lehmann

(03.04.20) Assistentin im DFB-Pokalfinale der Frauen, Aufstieg in die Frauen-Bundesliga und Männer-Regionalliga, Aufnahme in die Liste der FIFA-Schiedsrichterinnen - die Laufbahn von Vanessa Arlt (29) verlief in den vergangenen Jahren so, wie es sich die Grevenerin nicht besser hätte malen können. Bis zum Mai 2019. Eine folgenschwere Knieverletzung sorgte für eine lange Zwangspause. Wie sie damit umgegangen ist, woher sie Unterstützung bekommen hat, welche Erfahrungen sie mitnimmt und wann sie wieder auf dem Platz stehen möchte, hat uns die Unparteiische im Interview verraten.

 

Hallo Vanessa! Du hast nun schon fast ein Jahr lang nicht mehr auf dem Fußballplatz gestanden. Wie hast Du die Verletzung erlebt und wie schreitet die Genesung voran?

Arlt: Das war insgesamt leider ein schleichender Prozess. Ich hatte zunächst leichte Schmerzen an der Außenseite des Knies, was man ja immer mal irgendwo im Körper verspürt. Im Mai waren die Schmerzen dann so groß, dass ich die Treppe nicht mehr schmerzfrei hoch kam. Ich habe einen MRT-Termin machen lassen und vermutet, dass vielleicht das Außenband kaputt ist. Die erste Diagnose war dann aber, dass ich ein Knochen-Ödem hinter der Kniescheibe habe. Mit drei Monaten Sport-Abstinenz sollte alles wieder gut werden. Nach diesen drei Monaten hat man beim Kontroll-MRT einen Knorpelschaden 4. Grades festgestellt. Die Ärzte waren sich einig, dass das operativ behandelt werden muss. Anfang September wurden mir Knorpelzellen entnommen, neue gezüchtet und im November eingesetzt. Nach der ersten Zeit auf Krücken und der täglichen Bewegungsschiene durfte ich dezent angefangen, das Knie zu belasten, aktuell befinde ich mich in der Reha auf Schalke und habe meine ersten Intervalleinheiten auf dem Laufband hinter mir. Ein absoluter Glücksmoment, das erste Mal wieder zu laufen. Heute ist mein letzter Tag.

 

Das Reha-Zentrum liegt direkt an der Arena auf Schalke. Sind dir die S04-Profis da über den Weg gelaufen?

Arlt: Aktuell ist es ja aufgrund des Coronavirus sowieso alles ein bisschen anders. Es sind tatsächlich nur noch die Patienten da, die eine angeordnete Reha, also eine Anschluss-Heilbehandlung machen. Ansonsten dürfen da keine Menschen rein. Man kann von hier aus aber direkt auf die Trainingsplätze gucken, auf denen in Zweier- bis Dreiergruppen seit gestern wieder trainiert wird. Da denkt man sich schon, da möchte ich auch endlich bald wieder stehen...

 

Hast Du dein letztes Spiel noch in Erinnerung?

Arlt: Das letzte offizielle Pflichtspiel war in der 2. Frauen-Bundesliga am 19. Mai 2019. SV Meppen gegen die SGS Essen als Schiedsrichterin.

 

Hast Du noch Probleme oder bist du schmerzfrei?

Arlt: Die erste Zeit habe ich mit Physiotherapie und Training mit dem Athletiktrainer von Preußen Münster, Tim Geidies, überbrückt. Meine Oberschenkel-Muskulatur war quasi nicht mehr vorhanden. Die Reha hat mir weitere super Fortschritte gebracht. Ich kann langsam wieder joggen und bin ganz zuversichtlich, dass ich hoffentlich Mitte des Jahres wieder starten kann. Ich hatte mir eigentlich die neue Saison als Ziel gesetzt, aber wer weiß, .... vielleicht sind wir dann ja sogar noch in der Rückrunde.

 

Wie erlebst Du die derzeitige Situation vor dem Hintergrund des Coronavirus persönlich? Kontaktverbot und Physiotherapie sind vermutlich schwierig miteinander zu vereinbaren...

Arlt: Die Physios tragen alle Mundschutz, es wird schon auch darauf geachtet, dass man möglichst Abstand wahrt und die Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden. Ich bin super glücklich und dankbar, dass das hier überhaupt noch dort stattfinden kann. Für mich stand in der Corona-Zeit größtenteils Alltag an, wir haben von morgens bis nachmittags Programm. Über andere Dinge musste ich mir bisher, außer am Wochenende, gar nicht so viele Gedanken machen. 

 

Die Knieverletzung war dein erster echter sportlicher Rückschlag. Bis dahin ging es für dich eigentlich nur bergauf...

Arlt: Das stimmt, bis dahin - toi, toi, toi - hatte ich noch nicht mal eine Bänderverletzung oder ähnliches. Diese Verletzung hat mich ehrlich gesagt schon ganz schön aus der Bahn geworfen. Am Anfang dachte ich noch, dass es ja eigentlich ganz gut passt in der Sommerpause. Die Aufstiege in die Regionalliga und die Frauen-Bundesliga haben mir einen zusätzlichen Schub gegeben. Die Diagnose Knorpelschaden war dann allerdings schon sehr schwierig zu verdauen. Daran hatte ich einige Zeit zu knabbern, ehe ich es akzeptieren konnte.

 

Gab es Kontakt zu den Schiedsrichter-Kollegen aus Münster? Haben sie dich aufgebaut oder dir Tipps gegeben?

Arlt: Ja! Wir sind da ja wirklich wie eine kleine Familie. Ich habe eine total liebe Genesungs-Karte vom Kreis bekommen, auch der Verbands-Schiedsrichter-Ausschuss hat sich gemeldet und war ein super Ansprechpartner. Die standen mir immer zur Seite. Den gleichen Rückhalt habe ich auch vom DFB bekommen. 

 

Welche Erfahrungen nimmst Du aus den vergangenen Monaten mit?

Arlt: Ich nehme auf jeden Fall mit, dass man sehr geduldig sein muss und genau auf den Körper hören sollte, wenn man mal etwas hat. Schmerzen sollte man nie auf die leichte Schulter nehmen und frühzeitig einen Arzt aufsuchen. Vielleicht wäre es bei mir mit einer früheren Diagnose alles anders ausgegangen. Erfolg im Sport hängt immer auch mit der Gesundheit zusammen. Und die ist wohl das wichtigste im Leben.

 

Hast Du dir für die Zeit nach deinem Comeback konkrete Karriere-Ziele gesetzt oder ist es für dich erstmal wichtiger, fit zu bleiben und wieder richtig reinzukommen?

Arlt: Die ersten Spiele werden mir sicherlich ein komisches, aber hoffentlich dann auch schnell wieder vertrautes Gefühl geben. Gerade auch die ganzen neuen Regeln zum letzten Saisonbeginn, man kann sich das im Fernsehen immer schön anschauen und in der Theorie lernen, auf dem Platz ist es dann doch etwas anderes. Ich möchte erstmal wieder so fit werden, dass ich mir keine Gedanken mehr um das Knie machen muss. Über alles weitere denke ich nach, wenn der Kopf wieder mitspielt.

 

In welcher Funktion stehst Du eigentlich lieber auf dem Platz - als Schiedsrichterin oder an der Linie?

Arlt: Es hat beides absolut seinen Reiz. Als Schiedsrichterin hat man mehr Einfluss-Möglichkeiten und kann ganz anders mit den Spielern kommunizieren. Es ist aber auch ein schönes Gefühl, draußen zu stehen und den Schiedsrichter oder die Schiedsrichterin bei seiner Aufgabe in gewissen Situationen unterstützen zu können.

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3    SG Sendenhorst 24    72:20 62  
4    VfB Alstätte 24    64:19 62  
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