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Querpass

Uwe Laurenz erfreut sich beim FC Eintracht Rheine noch immer großer Sympathien.

"Wir wollen ein gesundes Fundament legen"


Von Christian Lehmann

(15.05.20) Die Meldung, die am Donnerstagabend über die sozialen Medien verbreitet wurde, dürfte den einen oder anderen aus den Schuhen gehauen haben. Uwe Laurenz (50), langjähriger Trainer des FC Eintracht Rheine, wirft seine Kandidatur für die Nachfolge von Helmut Kockmann als erster Vorsitzender in den Ring. Gemeinsam mit Ralf Bussmann (44), der als zweiter Vorsitzender kandidieren wird, soll er Rheines größten Fußballverein in Zukunft führen. 

Wann genau das neue Führungsduo inthronisiert wird, ist aufgrund der weiter geltenden Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie offen. Vorbereitet wurde der Stabwechsel, der bei der nächsten Generalversammlung auch formal vollzogen werden soll, allerdings schon seit Monaten unter Einbeziehung einiger weniger Eingeweihter. Wir haben mit Laurenz über die Hintergründe des überraschenden Schachzugs, seine Pläne und Ideen für und mit dem FCE sowie die Kompetenzenverteilung in der Doppelspitze gesprochen.

 

Hallo Uwe! Du kandidierst beim FC Eintracht Rheine für den Posten des ersten Vorsitzenden. Was hat dich denn da geritten? Ist es daheim zu langweilig geworden?

Laurenz (lacht): Nein, sicher nicht. Es ist ja nicht so, dass ich gar nichts gemacht habe. Meinen Sohn Jonas habe ich als Jugendtrainer ein bisschen unterstützt. Außerdem habe ich mich mit um die Finanzierung des Kunstrasens gekümmert. Irgendwie war ich im Verein also nach wie vor aktiv. Vielleicht nicht an exponierter Stelle in der ersten Reihe, aber es war nicht so, dass man nicht im Gespräch war. Als die Anfrage kam, war ich so überrascht wie Du, damit habe ich im entferntesten nicht gerechnet. Ich hab mir das erst einmal angehört und das Thema nicht unbedingt forciert.

Helmut und ich haben uns ausgetauscht und das Für und Wider diskutiert. Mein Ansatz war eigentlich, ihn zu überreden, es weiter zu tun und ihn irgendwo zu unterstützen. Lange Rede, kurzer Sinn: Irgendwie kamen wir in einen Flow rein. In den Gesprächen mit meiner Familie und meiner Frau habe ich dann geklärt, ob wir uns das überhaupt vorstellen können. Wenn es da keine Bereitschaft und keinen Rückhalt gegeben hätte, dann hätte ich das ganze auch nicht gemacht. Ich bin über 20 Jahre lang als Trainer rumgelaufen und jetzt in einem Alter, in dem Du denkst: 'Musst Du das wirklich nochmal tun?' Wenn ich ehrlich bin, habe ich im Anschluss daran zehn Türen aufgemacht und gesagt, wenn sich eine nicht vernünftig schließen lässt, dann lässt Du es sein. In den Gesprächen - wir haben das wirklich in einem sehr kleinen Kreis gehalten - habe ich aber sehr schnell gemerkt, dass vieles funktioniert. Ich kenne in diesem Verein wirklich jeden, vom Minikicker bis zum Ehrenpräsidenten Dr. Bernd Windhoff. Ich habe eine riesige Unterstützung derer erfahren, die im Vorstand tätig sind. Die haben mich auch ein Stück weit überredet. Ich habe die Bilanzen durchgeackert und mit einer großen Ehrlichkeit und Unterstützung von Helmut darüber geredet. Ich erinnere mich ja noch an die Zeit, in der ich als Trainer eingestiegen bin. Das war eine ganz andere Situation.

 

Wie genau kam Ralf Bussmann ins Spiel?

Laurenz: Ich habe mich gefragt: Willst Du das alleine tun? Wie kannst Du die großen Fußstapfen von Helmut nur ansatzweise ausfüllen? Ich kenne kaum jemanden, der in Rheine so gut vernetzt ist wie er. Ralf trainiert bei uns in der Jugend, er hatte sich an unseren Jugendvorstand gewendet und viele neue Ideen eingebracht. Ich hatte Kontakt zu Markus Wersching, dann wuchs in mir der Gedanke, dass es passen könnte. Wir haben uns bei mir auf der Terrasse getroffen. Er hat einen ganz anderen beruflichen Background als ich, kümmert sich um digitale Transformation von Unternehmen. Da ist er sehr gut unterwegs. Das ist ein Bereich, der wie ich finde nicht nur in der freien Wirtschaft oder in einem Unternehmen, sondern auch für einen Verein wichtig ist, dass Prozesse optimiert automatisiert werden. Wir lagen auch sonst voll auf einer Wellenlänge. Selbstverständlich mussten wir auch gemeinsam mit Helmut noch ein paar rechtliche Dinge klären. Da musste ich mich intensiv einarbeiten. Ich habe das ja auch noch nie gemacht.

 

Der Zeitpunkt deiner Nominierung fällt in eine für uns alle besondere Zeit. Erschwert die Situation rund um die Corona-Krise die Vorbereitung hin zur Generalversammlung oder gibt euch die aktuelle Pause im Spielbetrieb vielleicht sogar etwas mehr Luft für eure Arbeit?

Laurenz: Von beidem ein bisschen. Es gibt uns schon ein bisschen Zeit, Zahlen und Abläufe zu prüfen, zu schauen, wie ist die Situation bei den Sponsoren, wie sieht es mit den Zuschauer-Einnahmen aus. Helmut hat diese Prozesse aber auch ganz bewusst sehr frühzeitig ins Rollen gebracht. Es wird aber nicht so sein, dass wir kommissarisch die Amtsgeschäfte übernehmen werden, darüber sind wir uns einig. Es bedarf eines Mitgliedervotums, das soll auch so sein. Wir wollen ja auch diesen Rückhalt spüren und den Schwung daraus nutzen.

 

Wofür will der Erste Vorsitzende Uwe Laurenz stehen?

Laurenz: Wir wollen transparent sein und viele mitnehmen. Ich halte viel davon, im Team zu arbeiten. Ideen haben wir genug. Wir wollen dem Verein neben dem Verwalten der schwarzen Null einen Mehrwert geben. Natürlich wird es eine etwas andere Ausrichtung geben, vielleicht rücken auch ein paar neue Personen in den Fokus, die mithelfen wollen. Ich glaube, wir sind da auf einem guten Weg und können nun in die Gespräche starten - so wir denn gewählt werden. Ich glaube nicht, dass die Leute bis auf den Parkplatz stehen werden, aber natürlich muss abgestimmt werden. Ich war schlichtweg überrascht ob des großen Echos. Dass die Nachricht binnen kürzester Zeit solche Wellen schlägt, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Es ist aber auch nett. Daraus erwächst eine große Verantwortung, dessen bin ich mir durchaus bewusst - und ich glaube, Ralf Bussmann ebenso. Ralf wird sicherlich vor allem den Bereich Marketing und Sponsoring für sich verantworten. Ich werde mich um Geschäftsführung, Administration und andere Ressorts kümmern. Wir werden den Weg, den Dr. Manfred Laumann vor neun Jahren eingeschlagen und Helmut sehr gut fortgeführt hat, weiter gehen. Es sind schon einige Projekt gestemmt worden - über den neuen Kunstrasenplatz haben wir noch gar nicht gesprochen. Es geht darum, das solide zu verwalten und nicht Gott weiß wie an der Kostenschraube zu drehen. Wir wollen ein gesundes Fundament legen, das wird uns gerade jetzt und in den nächsten zwei, drei Jahren begleiten. 

 

Und sportlich?

Laurenz: Wir werden versuchen, auch in der Breite ein größeres Angebot zu schaffen, Vereinsbindung und Vereinsidentifikation zu schaffen. Das aber in einer Balance zum leistungsorientierten Fußball. Die Erste ist in der Oberliga gut aufgestellt und hat eine hervorragende Saison gespielt. Auch die zweite und dritte Mannschaft sind super wichtig fürs Vereinsleben. Ich hoffe da auf eine gute Durchlässigkeit und diejenigen, die sich ehrenamtlich engagieren. Das ist ein zartes Pflänzchen, das da in den vergangenen Jahren wieder gewachsen ist. Mir würden innerhalb von einigen Minuten 100 Namen einfallen von Jungs, die bei uns waren und mittlerweile in anderen Vereinen spielen. Die wollen wir nicht alle zurückholen, aber schon dafür sorgen, den Breitensport bei uns auch wieder in die Mitte zu rücken. Wir sind der Auffassung, dass jeder bei uns spielen darf, da hat ein Verein auch eine soziale Verantwortung.

 

Gab es Kontakt zu Tobias Wehmschulte? Es ist ja schon etwas ungewöhnlich, dass der Trainer-Vorgänger bald der Chef ist...

Laurenz (lacht): Das habe ich jetzt schon an zwei, drei Stellen gehört. Tube und ich waren gute Kollegen und haben uns früher über die Spiele und Gegner ausgetauscht. Viel lief auch über Daniel Hallmann, der ein gemeinsamer Freund ist. Es gibt überhaupt keine Ressentiments. Tube hat einen hervorragenden Job gemacht, die Mannschaft steht in einer tollen Position und gibt ein gutes Bild ab. Ich fühle mich in dieser Position nicht als Alterstrainer - und auch nicht als Besserwisser. Sicherlich weiß ich auch im sportlichen Bereich, wie es geht, aber ich halte auch viel davon, dass denjenigen, die verantwortlich sind, auch Gestaltungsmöglichkeiten eingeräumt werden. Da braucht er sich auch nicht alle zwei Wochen erklären. Ich habe das auch gar nicht als potenzielles Konfliktfeld wahrgenommen.

 

Ist denn mit der Kandidatur als Erster Vorsitzender die Trainerlaufbahn von Uwe Laurenz beendet?

Laurenz: Siehst Du, so gut kennst Du mich. In den vergangenen Jahren gab es ein paar Anfragen - eine davon war sportlich sehr spannend und überlegenswert, aber mit einem riesigen Zeitaufwand verbunden. Ich bin mir im Klaren darüber, dass ich jetzt eine Verantwortung gegenüber denen habe, die mich nun eventuell auch wählen. Da kann ich nicht nach sechs Wochen die Flinte ins Korn werfen und sagen, ich muss wieder als Trainer arbeiten. Das wird nicht geschehen. Das habe ich mir gut überlegt. Es wäre falsch zu sagen, ich vermisse nichts. Ich hätte aber gedacht, dass es mir sonntags schwerer fallen würde. Bei der C1, die mein Sohn Jonas trainiert, bin ich außerdem in der nächsten Saison noch mit Halli zusammen als Co-Trainer eingeplant. Das ist gut so, wie es ist. Man hat es mir nicht geglaubt, aber ich bin da nicht mehr so ambitioniert. Ich habe nicht das Gefühl, irgendjemandem noch etwas beweisen zu müssen. Mir hat es Spaß gemacht, aber das ist nun ad acta gelegt.

 

Helmut Kockmann war, wenn man seine zwei Amtszeiten zusammenrechnet, knapp 16 Jahre lang erster Vorsitzender. Kannst Du das toppen?

Laurenz (lacht): Wie soll ich das denn bitte beantworten?! Nein, ich denke nicht in solchen Zeitfenstern, sondern in einem Planungsrahmen von zwei Jahren. In diesen zwei Jahren werden wir uns sicherlich mal über die nächsten zwei Jahre unterhalten. Ich finde, es ist nur fair, wenn man mir erstmal ein bisschen Zeit gibt, um herauszufinden, ob das was für mich ist. Man hat ja auch einen gewissen Anspruch an sich selbst. Ich habe nicht vor, zehn Jahre nichts anderes zu machen als das, aber vielleicht ergibt es sich ja so. Vielleicht sage ich auch nach zwei Jahren: 'Geh' mir bloß weg! Das mache ich nie wieder!' 

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