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Querpass

Gievenbeck Abteilungsleiter Christian Wielers muss niemanden von der Anlage des Westfalenligisten verweisen. Und wenn dann natürlich so, dass es die betroffenen Personen verstehen. Foto: Teipel

Vereine sind ein Querschnitt der Gesellschaft


Von Andreas Teipel

(23.03.20) Ausgangsbeschränkungen, Kontaktverbote - die Regierungen in Deutschland kämpfen hart gegen eine explodierende Ausbreitung des Corona-Virus an. Was da am gestrigen Sonntag landesweit diskutiert und verkündet wurde betrifft auch die Vereine. Oder? Bedeuten die neuen Verhaltensregeln auch weitere Konsequenzen für den Amateurfußball? Wie es scheint, eher nicht. Denn die Maßnahmen, die schon Anfang der vergangenen Woche eingeleitet wurden, haben bereits den Ankündigungen, wie sie gestern für die gesamte Bevölkerung verkündet wurden, vorweg gegriffen. Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Stimmung in den Vereinen. Denn sie machen Mut und vermitteln Besonnenheit bei den Verantwortlichen. 

Einhaltung der Disziplin am Sportplatz

Es kommt selten genug vor, dass "von oben" Verordnetes überall auf Gegenliebe trifft. Jeder Verband- und Vereinsfunktionär, der einmal eine Entscheidung verkündet hat (Beiträge, Spielabsagen im Winter, etc.), kann das bestätigen. Irgendeiner meckert immer. Nicht so in dieser außergewöhnlichen Lage. Bernhard Mennes ist Geschäftsführer beim SC Münster 08, verbringt wahrscheinlich mehr Lebenszeit am Platz als zuhause. "Die Schließung der Sportanlage wurde bei uns weitgehend akzeptiert", sagt er. Die Lage des Vereins, mitten im Stadtgebiet Münsters, machte es aber auch erforderlich, die Maßnahmen auch gegenüber Freizeitsportlern zu vermitteln, die den öffentlichen Bereich nutzen. "Anfangs waren die Leute schneller über den Zaun, als man den Schlüssel hätte reinstecken können", berichtet er, "seit die Tore zugeschlossen sind, ist es damit vorbei. Mehr können wir aber auch kaum tun, außer mit der Polizei zu drohen. Aber zum einen haben die Jungs Wichtigeres zu tun und zum anderen eskalieren wir das auch nicht." Ruhe sei trotzdem eingekehrt.

Wie reagieren speziell die Jugendlichen?

Beim 1. FC Gievenbeck wurde ebenfalls bestmöglich alles verriegelt. "Die Trainer wurden alle angeschrieben, und Münster ist ja nun auch eine sehr vernünftige Stadt", so Christian Wielers, Abteilungsleiter des Westfalenligisten. Selten seien die Rasenplätze in einem so guten Zustand wie aktuell. Platzwart Michael Stoffmehl sei dank. "Ein Traum", findet Wielers. Nun ist Bewegungsmangel aber gerade für die jungen Mitglieder unserer Gesellschaft nur sehr schwer auszuhalten. Und der FCG betreibt eine der erfolgreichsten Nachwuchsabteilungen im gesamten Münsterland. Wie also begegnet man zum Beispiel Pubertierenden, deren Cosmos ja nicht selten bei den eigenen Fuß- und Nasenspitzen endet? Wielers: "Da kommt es sicher auch auf die Wortwahl an, mit der man zu den Jugendlichen spricht. Dass sie nicht immer die Entscheidungen der Eltern und Erwachsenen verstehen, ist doch verständlich. Aber der Großteil hat verstanden, worum es geht", sagt der studierte Pädagoge und führt fort: "Am Ende heißt Vereinsarbeit doch aber auch, Jugendlichen Werte zu vermitteln. Und Vertrauen ist auch ein Wert." Insgesamt halte er eine komplette Ausgangssperre indes nicht für hilfreich, "auch wenn die Kids heute natürlich ganz anders vernetzt sind untereinander."

Neue Kommunikationswege erforderlich?

Wie aber haben sich die Ausgangs- und Nutzungsbeschränkungen auf die vereinsinterne Kommunikation ausgewirkt. Sind Telefonkonferenzen jetzt an der Tagesordnung, um die notwendigen Absprachen zu regeln? Thorsten Röber, Abteilungsleiter des Bezirksliga-Zweiten TuS Recke, sieht dafür keinen Anlass. Obwohl er selbst in der EDV-Branche tätig ist und längst im Homeoffice sitzt. "Eine TelKo wäre ja heute kein Hexenwerk mehr. Im Augenblick sehe ich dafür aber keine Notwendigkeit." Zur jetzigen Phase der Saison beziehe ich ja ohnehin alles auf den laufenden Spielbetrieb. Und der ruht ja nun mal. Dennoch stehen nicht nur in Recke auch noch Veranstaltungen und Turniere auf dem Programm. Das gilt im übrigen auch für den traditionellen Liba-Cup in Gievenbeck. In Recke sind es das vereinsinterne "Gemeinde-Turnier", das Fußballcamp oder der Provinzial-Supercup. "Aber das lässt sich - Stand jetzt - auch alles per Telefon, E-Mail und Whatsapp regeln."

Alles in allem herrscht also Gelassenheit bei den Vereinen im Heimspielland. Von Aufregung oder Notfallplänen keine Spur. Im Gegenteil: Wenn ein Christian Wielers in sein Büro will, dann reist er inzwischen sogar auf Schusters Rappen an. Die Zeit findet er jetzt. Immerhin ein knapp 60 minütiger Fußmarsch für die etwa vier Kilometer. Wielers: "Tut mir auch mal gut. Und unterwegs stelle ich fest, dass auch hier kaum Leute unterwegs sind. In größeren Gruppen schon gar nicht. Es scheint also, als hätten die Debatten rund um das Corona-Virus (oder heißt es "der Virus"?) nicht nur in den Vereinen längst Wirkung gezeigt, sondern auch endlich in der Bevölkerung. Und kaum ein soziales System spiegelt den Querschnitt der heutigen Gesellschaft so gut wider wie Sportvereine.

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3    SG Sendenhorst 24    72:20 62  
4    VfB Alstätte 24    64:19 62  
5    FC Nordwalde 23    72:22 58  

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