Billerbecker Privileg - alle Jugendmannschaften dürfen wieder raus

Von Fabian Renger

(30.04.21) Fußballtraining für über 14-Jährige in Mannschaftsstärke? In NRW geht das nirgendwo. Maximal 14-Jährige dürfen sich in wenigen, widerstandsfähigen Landesteilen noch in 20er-Gruppen auf den Plätzen tummeln. In den meisten Kreisen im Bundesland liegen die Inzidenzen über 100, dort geht quasi nichts mehr. (wir berichteten) In Münster und auch im Kreis Coesfeld hält sich die Inzidenz hingegen unter und rund um die 100 - und gerade der Kreis Coesfeld entwickelt sich ab der neuen Woche zur kleinen Oase der Lockerungen.

Von massenweise ursprünglich geplanten NRW-Modellregionen (im Münsterland: Städte Münster und Ahaus, Kreise Coesfeld und Warendorf) ist nämlich nur Coesfeld übrig geblieben. Bedeutet: Ab Montag sollen dort vereinzelte Kleinstprojekte in den Bereichen Kultur und Sport erprobt werden, die unter gewissen Voraussetzungen Öffnungen erlauben. Auch der Fußball profitiert - genauer gesagt: Der VfL Billerbeck. Auf der dortigen Sportanlage am Helker Berg dürfen ab Montag nämlich alle Jugendmannschaften wieder raus zum Trainieren! Welch Privileg.

Wie läuft das ab? Wer darf raus?

"Erlaubt ist es, dass auch die Spieler oberhalb von 14 Jahren  bis hoch zur A-Jugend ab Montag wieder einmal in der Woche in 20er-Gruppen trainieren können", erklärt Hubertus Messing, Fachbereichsleiter Zentrale Dienste und Ordnung im Billerbecker Rathaus. Die Voraussetzung für die Ü14-Spieler: Ein negativer, tagesaktueller Corona-Test.(kein Schnelltest, sondern ein "richtiger" aus einem Testzentrum!) Die Spieler, die 14 Jahre sind und jünger, brauchten bislang keinen negativen Test im Vorfeld und brauchen diesen auch weiterhin nicht.

Das bereits erfolgreiche propagierte Hygienekonzept des Vereins greift natürlich. Sprich: Einbahnstraßenregelung und strikte Trennung unterhalb der einzelnen Mannschaften, die Masken dürfen erst beim Betreten des jeweiligen Trainingsplatzes abgenommen werden, Umkleiden und Duschen bleiben dicht. Zwingend nötig ist es, dass die Teilnehmer aller Trainingseinheiten in der FLVW-CheckIn-App festgehalten werden, um so eine Rückverfolgbarkeit bei einem möglichen Infektionsgeschehen sicherzustellen. Gerade diese digitale Rückverfolgbarkeit ist auch eines der zentralen Aspekte des Modellprojektes.

Bis 14: Halber Platz, zweimal die Woche, ohne Testpflicht - Ü14: Ganzer Platz, einmal die Woche, mit Testpflicht

"Zuschauer, Eltern und Co dürfen nicht auf den Platz", sagt Christian Westerhoff, 2. Stellvertreter des Billerbecker Jugendvorstands und zugleich Hygienebeauftragter des Vereins. Aber dies sei auch vorher schon so gewesen. Seit dem 15. März befinden sich die Kleinen im U14-Bereich und jünger schon im Training. "Die Jüngeren trainieren ganz normal im Regelbetrieb, auch bis zu zweimal die Woche weiter", erklärt Westerhoff. Eine E- oder F-Jugend trainiert beispielsweise auf einem halben Platz, aber hier sind die Mannschaften auch kleiner.

Bei den Älteren wird das anders sein. Die A- oder B-Junioren beispielsweise trainieren zuerst nur einmal die Woche - aber dafür auf dem gesamten Platz. So bleibt man definitiv unter sich. Zwischen zwei Trainingseinheiten gibt's auf den Plätzen stets 15-minütige Pausen, damit sich die Teams nicht kreuzen. Trainingsmaterialien wie Bälle oder Hütchen werden desinifziert. 

Seniorentraining wäre theoretisch auch erlaubt

Insgesamt kommen so 23 Jugendmannschaften des VfL wieder in den Fußballgenuss. "Für uns als Verein ist das auf jeden Fall schön. Gerade für die A-Jugend als Art Abschied aus dem Juniorenbereich", freut sich Westerhoff. Bislang wäre für die A- oder B-Jugend z.B. nur Kleingruppentraining in maximal Zweiergruppen erlaubt gewesen. Da entschied sich der Verein gegen. "Das ist ja eigentlich kein Fußballtraining", findet Westerhoff. Theoretisch wäre laut der Allgemeinverfügung des Kreises auch Seniorentraining in Billerbeck wieder erlaubt. "Das ist erstmal hinten angestellt. Die Stadt will sich angucken, wie das mit den Junioren verläuft", erklärt Westerhoff die Beschränkung auf die Jugend. Dies bestätigt Messing. Man wolle in der Bevölkerung nicht alle komplett wild machen - Stichwort Neidfaktor.

Gänzlich auszuschließen wäre aber beispielsweise ein Abschiedstraining für den scheidenden Seniorentrainer der Ersten, Yannick Gieseler, auf kurz oder lang nicht. "Wir gucken, wie sich die Zahlen insgesamt entwickeln. Ich gehe davon aus, dass Inzidenzen weiter fallen werden", sagt Messing. Vor Ort in Billerbeck liegt die tagesaktuelle Inzidenz aktuell in etwa bei 40. Im Kreisgebiet lag sie am Freitag laut RKI bei 84,8. Sofern die Inzidenz drei Tagen in Folge über 100 liegt, könnte das Modellprojekt ins Wackeln geraten. Zumindest bei einem diffusen Infektionsgeschehen.

Der VfL Senden könnte bald folgen

Neben der Stadt Billerbeck hatte sich übrigens auch die Stadt Senden erfolgreich um eine Sport-Öffnung beim Kreis beworben. Doch die auch schon in der Allgemeinverfügung erlaubte Öffnung des Sportparks in Senden verschiebt sich. "Frühestens ab dem 10. Mai gibt's bei uns einen Start", sagt Christian Arends, 1. Vorsitzender der Jugendabteilung und Betreiber des Testzentrums am VfL-Sportplatz. Grund ist die hohe Inzidenz in der Stadt Senden selbst, die am Freitag bei rund 120 lag. Da gelte es, zunächst die Zahlen der nächsten Tage abzuwarten, so Arends. Sollten sich diese in die richtige Richtung entwickeln, könnte es im Anschluss durchaus sein, dass auch beim VfL zeitig wieder 15-, 16, oder 17-Jährige in 20er-Gruppen flemmen. Beim VfL wurde sogar direkt die komplette Öffnung auch für die Senioren nachgedacht. Ob das so kommt - abwarten.