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Querpass

Aufs Alter kommt's an


Von Fabian Renger

(29.04.21) Mit 47 Jahren hört das Leben zwar noch nicht auf, aber die Karriere eines Bundesliga-Schiedsrichters endet. Manuel Gräfe, Guido Winkmann und Markus Schmidt werden daher nach der bald beendeten Spielzeit den Profi-Zirkus verlassen (müssen). Diese Altersgrenze ist in den DFB-Regularien festgelegt.

Insbesondere für Gräfe, seit 2004 im Geschäft, setzten sich erst am vorigen Wochenende mehrere prominente Fürsprecher ein. Gräfe würde gerne weiter pfeifen, er fühle sich noch topfit und der DFB solle die Altersgrenze flexibler handhaben, Öffnet externen Link in neuem Fensterhieß es von ihm bei der Sportschau. Mancherorts ist gar von Altersdiskrimierung die Rede. Auch Winkmann möchte laut Medienberichten zumindest bis zum Winter weiter pfeifen, um sich wenigstens vor Fans verabschieden zu dürfen - Öffnet externen Link in neuem Fensterim Gegenzug wolle er dafür auf sein Fixgehalt verzichten. Schmidt, heißt es, plane Ähnliches.

Bezirksliga: 55 - ab Landesliga: 47 - Beobachter: 70

Doch wie sieht's eigentlich bei den Amateuren im Gebiet des FLVW aus? Tatsächlich ist auch die Laufbahn eines Landesliga-Schiedsrichters mit 47 Jahren - jedenfalls in der Spielklasse - vorbei. Diese 47 - niemand kann sich übrigens so recht erklären, woher diese krumme Nummer kommt - ist die magische Altersgrenze in allen Spielklassen von der 1. Bundesliga bis runter zur Landesliga. In der Bezirksliga liegt die Grenze bei 55 Jahren. Für Beobachter ist mit 70 Jahren Schicht im Schacht. Dies bestätigten uns die jeweiligen Schiri-Chefs unserer Fußballkreise Münster, Steinfurt und Tecklenburg. Stichtag bei der Altersbrechnung im FLVW ist der 1. August eines jeden Jahres.

Immerhin: Aktuell ist die Altersgrenze vom westfälischen Verband ausgesetzt worden. "Der Verband wünscht es niemandem, am Ende einer solchen Saison aufhören zu müssen", unterstützt Philipp Hagemann, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses im Fußballkreis Münster, diese Regelung voll und ganz. Wenn also ein Unparteiischer doch noch ein Jahr Landes- oder Bezirksliga dran hängen möchte und die Leistungsprüfung übersteht, könne er dies tun. Im Kreis Steinfurt profitiert laut dem dortigen Schiedsrichterobmann Jürgen Lütkehaus beispielsweise Bezirksliga-Schiri Thomas Wessel von der Ausnahme.

So viel zum Überkreis. Doch was ist in den Kreisen Phase? Jeder Kreis kann hier seine eigenen Regeln festlegen. Wir haben uns mal umgehört, ab wann man zu alt für die A- oder B-Liga sein könnte.

Kreis Münster

In Münster liegt die Altersgrenze für die Kreisligen A bei 60 Jahren. In den weiteren Spielklassen gibt's keine Begrenzung. Was aber nicht bedeutet, dass mit dem Erreichen des Alterslimits in der A-Liga umgehend Schluss sein muss. "Wir haben Einzelfälle, die älter sind", erklärt Hagemann. Diese werde Jahr für Jahr im Vorfeld der Saison neu durchgesprochen. Ausnahmen würden auch nur genehmigt, sofern die Leistungen des Kandidaten stimmen und sie auch die Leistungsüberprüfungen bestehen.

Was für Hagemann klar ist: Die 'alten Eisen' sind definitiv wichtig. "Wir brauchen die älteren Schiedsrichter, gerade bei speziellen Brisanzspielen bin ich froh, Erfahrene zu haben, auf deren Erfahrung kann man nicht verzichten", sagt Hagemann. So gebe es durchaus Spiele, wo man besser einen Erfahrenen hinschicken könne als einen Jungspund.

"Du musst Plätze freimachen und gut durchmischen"

Dennoch: Das Argument von Gräfe, er würde die Leistung doch weiter abrufen, sieht er zwiegespalten. "Du musst Plätze freimachen für neue, jüngere Schiedsrichter und musst insgesamt gut durchmischen", findet Hagemann. Beispielsweise versucht der Kreis Münster, in jedem Jahr mindestens zwei neue Bezirksliga-Schiedsrichter zu melden. Wenn dieser Nachwuchs keine realistische Aufstiegschance hätte, weil ein eigentlich zu alter Knacker - überspitzt gesagt - den Platz besetzt, würden die Jüngeren irgendwann frustriert die Pfeife in die Ecke schmeißen. Das kanns's natürlich auch nicht sein. Die Alters-Mischung mache es, im Kreis Münster liegt das Minimalalter von Schiedsrichter-Anwärtern im Übrigen bei 15 Jahren.

Bei Münsters Schiedsrichtern gehört Hagemann selbst zu den älteren Schiedsrichtern oberhalb der Bezirksliga, dort ist Jürgen Meller einer der Routiniers von Hagemanns Leuten. Ganz persönlich würde Hagemann dem Bundesliga-Trio übrigens noch ein paar Spiele mit Zuschauern wünschen. "Normalerweise kriegst du zum Beispiel bei uns im Kreis zum Abschluss ein richtiges Bonbon als Abschiedsspiel..."

Kreis Steinfurt

Steinfurts Schiri-Chef Jürgen Lütkehaus. Foto: Archiv

Mit 60 Jahren ist im Prinzip in der A-Liga in Steinfurt auch Feierabend angesagt für die pfeifende Zunft. In den anderen Ligen gibt's ebenfalls keinerlei Begrenzungen. Allerdings gibt's auch hier durchaus Ausnahmen. Wenn jemand im Kreis-Oberhaus altersbedingt abdanken müsste, aber unbedingt weiter A-Liga pfeifen will, schaut sich Schiri-Boss Lütkehaus den Fall genauer an.

"Es gibt dann ein paar Kriterien, die erbracht werden müssen", spielt er auf die Laufprüfung an. "Die ist in der A-Liga ein Muss - und zwar vernünftig und nicht nur nach dem Motto 'Augen zu und durch'." Auch die nötigen Regelfragen müssten dieser eigentlich zu alte Referee sicher bestehen. Wenn beides funktioniert und der Kandidat genug Erfahrung hat, könne er auch im Anschluss mit Ü60 noch weiter A-Liga pfeifen.

Die Jugend hat im Zweifelsfall Vorrang

Selbstverständlich wird aber auch in Steinfurt dem Nachwuchs die Tür nicht versperrt. Wenn mehrere Jungtalente aufgrund ihrer Leistung den A-Liga-Aufstieg verdient hätten, würde man "den einen oder anderen Älteren aus der A-Liga rausnehmen", so Lütkehaus, um den (viel zu wenigen) jungen Leuten die nötige Chance zu geben. Gab's da mal Probleme mit älteren Semestern? "Seitdem ich das mache, haben wir noch immer einen gütlichen Weg gefunden, sodass es für alle einvernehmlich gepasst hat."

Der älteste Steinfurter aktive Schiri, an den sich Lütkehaus erinnern kann, dürfte Karl Brüffer sein. Der für den SV Wilmsberg pfeifende Unparteiische leitete einst noch mit über 80 Jahren Partien.  Übrigens: Wer in Steinfurts B-Liga pfeifen möchte, muss "nur" die Regelfragen im Vorfeld beantworten. In den weiteren Ligen gebe es quasi keine Vorgabe mehr zum Pfeifen, so Lütkehaus.

Kreis Tecklenburg

Tecklenburgs Schiri-Chef Franz-Josef Schrameyer. Foto: privat

Franz-Josef Schrameyer ist Schiedsrichterobmann in Tecklenburg. Auch hier gelten diverse Regeln. "Die Altersgrenze in der Kreisliga A liegt bei 65, in der Kreisliga B bei 70. Darüber hinaus - C-Ligen, Jugend, Damen usw. - bis zum Sanktnimmerleinstag", erklärt er auf unsere Anfrage.

Spielräume? Kaum. "Dafür sind die klaren Grenzen da", sagt Schrameyer und nennt ein Beispiel. "Angenommen, ich habe fünf Schiedsrichter, die 67 sind. Von den fünf ist einer, den man unbedarft noch in der Kreisliga A pfeifen lassen könnte. Wie will man das den anderen vier erklären? Entweder macht man eine Prüfung oder man muss diese Schiedsrichter beobachten. Aber will ich einen 67-Jährigen beobachten, der jahrelang viel höher gepfiffen hat?" Schrameyer suche mit möglicherweise murrenden Kandidaten dann lieber das offene Gespräch. Dies reiche seiner Erfahrung nach meistens zur Besänftigung aus.

Der älteste Unparteiische in seinem Kreis sei mal Ende 70 gewesen, schätzt der Tecklenburger Ober-Schiedsrichter. Sobald jemand 14 sei, könne er hier mit dem Pfeifen starten. 



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Kreisliga A Münsterland

Pl. MannschaftSp. TorePkt.
1    SV Mauritz 06 24    104:19 65  
2    Germ. Hauenhorst 24    78:25 63  
3    SG Sendenhorst 24    72:20 62  
4    VfB Alstätte 24    64:19 62  
5    FC Nordwalde 23    72:22 58  

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