Die Diskussion geht weiter

Von Christian Lehmann

(01.04.21) Wie es mit der Fußball-Saison 2020/21 weitergeht, bleibt weiterhin eine Hängepartie. Auch die Pressekonferenz des Fußball- und Leichtathletikverbands Westfalen am vergangenen Montag brachte keine Klarheit im Hinblick auf einen möglichen Saisonabbruch. Die Ungewissheit schlägt bei den Verantwortlichen im Heimspiel-Land zusätzlich aufs Gemüt. Sie reagieren Verärgerung, aber auch mit Augenmaß und Verständnis. Der überwiegende Tenor: An einem Abbruch führt kein Weg vorbei. Wir haben uns umgehört. 

Marc Wiethölter (Trainer SC Altenrheine/Landesliga 4)

Ich bin gerade dabei, einen Vorbereitungsplan für die neue Saison zu erstellen. Das ist nicht so leicht. Ich gehe davon aus, dass es im Sommer weitergehen kann und hoffe, dass man für die aktuelle Saison schnell eine Entscheidung findet. Ich halte es in der Landesliga für vollkommen utopisch, jetzt noch auf 50 Prozent der Spiele zu kommen. Es macht auch keinen Spaß mehr, wir haben beim SCA alle Aktivitäten eingestellt. Die Jungs laufen zwar regelmäßig, aber die Frustration ist groß. Ich möchte nicht mit den Entscheidungsträgern tauschen wollen, finde es aber skurril, dass es nicht möglich scheint, eine Satzung zu ändern. Die Vereine werden auf den unteren Ebenen leider kaum abgeholt. Das finde ich - bei allem Verständnis für die komplizierte Situation - etwas schwach. 

Stefan Rahsing: (Trainer SuS Stadtlohn/Bezirksliga 11)

Ich habe schon das Vorgehen schon vor einem Jahr nicht nachvollziehen könnte, jetzt wird wahrscheinlich das Wort-Case-Szenario eintreten: dass wir im Grunde zwei nicht wertungsfähige Spielzeiten haben und es nicht schaffen, eine zu einem sportlichen Ende zu führen. In der Vorsaison wurde Mannschaften, die nicht aus eigener Kraft hätten hochgehen können, der Aufstieg geschenkt. Jetzt sollen Spiele, die ausgetragen wurden, unter den Teppich gekehrt werden. Da wünscht man sich schon mehr Gerechtigkeit. Vor dem Hintergrund der pandemischen Situation ist es aber natürlich absolut richtig, dass momentan nicht gespielt wird.

Michael Gordalla (Sportlicher Leiter SV Mesum/Westfalenliga 1)

Es ist schon traurig, dass man eine Saison nicht abbrechen kann. Mich hat's sehr gefreut, dass wenigstens die Kinder wieder auf den Platz dürfen. Wir müssen Wege finden, dass sowas draußen in irgendeiner Art und Weise auch weiter funktioniert. Die meisten haben doch einfach Bock, nur draußen wieder ein bisschen zu kicken. Lasst uns da mit kleinen Steps anfangen. Vielleicht irgendwann mit ein paar Freundschaftsspielen im Sommer. Bei allen Problemen, die wir momentan in anderen Bereichen haben, muss sich der Fußball hinten anstellen.  Wir können froh sein, wenn wir überhaupt pünktlich in eine neue Saison starten können. Dafür brauchen wir eine vernünftige Vorbereitung. Und da geht's auch um die Gesundheit: Die Jungs haben ja mehr als ein halbes Jahr keinen Fußball mehr gespielt, das kannst du nicht eben aus der kalten Hose machen. Das Thema wird uns generell noch länger begleiten und ist nicht einfach weg. Da gibt's einiges noch zutun, wir brauchen vernünftige Konzepte für die Zukunft. Stichwort Nachverfolgung und Hygiene. 

Frank Wegener (Trainer Eintracht Ahaus/Landesliga 4)

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Saison nicht fortgesetzt wird und ich meine Jungs vor Juli nicht mehr sehen werde. Am Ende des Tages geht es sonst auf die Gesundheit der Spieler. Wir brauchen mindestens acht Wochen Vorbereitung. Bis wir das Niveau von vorher erreichen, wird das ganz lange dauern. Das wird eine Flipperveranstaltung. Meine Jungs können vielleicht jetzt 20 Kilometer am Stück laufen, aber ob sie noch einen Ball geradeaus spielen können, sei mal dahingestellt. 

Holger Möllers (Trainer SC Westfalia Kinderhaus/Westfalenliga 1)

Der Verband hat Angst vor den juristischen Konsequenzen. Zu dem Zeitpunkt, als die Satzung neu geschrieben wurde, hatte man vermutlich nicht damit gerechnet, dass uns die Pandemie so lange beschäftigen würde. Alles andere als ein Saisonabbruch würde mich schon sehr überraschen.

Oliver Logermann (Trainer SV Drensteinfurt/Landesliga 4)

Rein juristisch gibt es derzeit keine Handhabe, die Saison abzubrechen, das verstehe ich. Für mich steht aber schon lange fest, dass die Saison nicht mehr zu retten ist. Es wäre jetzt nur wünschenswert, wenn wir so langsam mal Klarheit bekommen würden.

Christian Franz-Pohlmann (Trainer TuS Freckenhorst/Bezirskliga 7)

Ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum die Saison nicht annulliert wird und habe das Gefühl, die Verantwortung wird einfach weiter geschoben. Wenn wir wirklich nochmal wieder anfangen sollten, sind es die Spielerinnen und Spieler, die sich entscheiden müssen, ob sie sich einem Risiko aussetzen. Ich frage mich: Ist das alles so viel wert? Die Vereine würden das wohl mittragen, aber man muss auch diejenigen verstehen, die Bedenken haben. Mit einer Annullierung schafft man einen ausreichenden Zeitpuffer, um im Sommer neu zu beginnen.