Suchbegriff:

Querpass

Reiner Hartdorf ist Vorsitzender des Kreissportgerichts Münster. Foto: Lacroix

Weniger Kontakt an der Basis


Von Christian Lehmann

(14.01.21) Auf Kreisebene kennt man sich. Man sollte also annehmen können, dass an der Basis auch in sportjuristischen Angelegenheiten der Dienstweg kurz und der Kontakt einfacher ist. Das ist aber nicht immer der Fall. Die Anzahl der mündlichen Verhandlungen ist vor allem auf der Ebene der Kreissportgerichte deutlich geringer geworden, seitdem aufgrund der neuen Rechts- und Verfahrensordnung von 2017 grundsätzlich schriftliche Verhandlungen üblich sind.    

Über viele Jahre hinweg war Bernhard Grotholt Vorsitzender der Kreisspruchkammer im Fußballkreis Steinfurt. Auch heute steht der Rheinenser dem Kreissportgericht vor, allerdings kommt es immer seltener zu mündlichen Verhandlungen. In zumeist schriftlichen Verfahren kümmert er sich um Fälle aus der Kreisliga C und den Kreispokal-Wettbewerben, Dietmar Kaiser (Emsdetten/Kreisliga B) und seit Kurzem auch Jessica Raus (Horstmar/Kreisliga A) decken als Einzelrichter die weiteren Spielklassen ab.

"Die häufigsten Verfehlungen gibt es in den unteren Ligen", weiß Grotholt, der aber froh sein dürfte, dass es in seinem Kreis vergleichsweise selten knallt. Die Tumulte im Kreisliga B-Spiel zwischen der SG Elte und Emsdetten 05 II im Oktober vergangenen Jahres waren da eher eine Ausnahme. Seit Beginn der Saison 2020/21 habe sich ansonsten kaum etwas getan. Grotholt, der auch zweiter Geschäftsführer bei Grün-Weiß Amisia Rheine ist, begrüßt vor allem die Einführung der Spielsperre, die seit Saisonbeginn die Wochensperre ersetzt. "Das ist so deutlich fairer", findet er.

Sorgen darüber, dass Verhandlungen durch vermehrte schriftliche Auflösung zu sehr bürokratisiert und der gewünschte Effekt beim Beschuldigten (Reue zeigen, Schuld eingestehen) verfehlt wird, macht sich Grotholt eher nicht. "Es kommt ja immer darauf an, was vorgefallen ist. Wenn es sich um etwas Gravierendes handelt, dann bleibt es ja dabei, dass eine mündliche Verhandlung notwendig ist."

Thomas Kruppa (Arminia Ibbenbüren) ist stellvertretender Vorsitzender des Sportgerichts im Fußballkreis Tecklenburg. Derzeit vertritt er auch den erkrankten Vorsitzenden Eberhard Blank (SW Lienen). Ab 1. April 2021 ist neben diesen beiden auch Christoph Köster (SV Uffeln) als Einzelrichter bei schriftlichen Verfahren zuständig. Die Kreisliga A der Frauen und Männer (derzeit noch in Kruppas Hand) liegt dann in seinem Zuständigkeitsbereich, Kruppa kümmert sich um die B-, Blank um die C-Liga. Ebenfalls Beisitzer im "KSG 31" sind Ludger Greve (Stella Bevergern), Ludwig Ottmann (SC Dörenthe) und Florian Thomas Bücker (Ibbenbürener Spielvereinigung).

Für Kruppa bringt die "RuVO"-Reform von 2017 zunächst einmal einige Vorteile: "Meines Erachtens sind die Regelungen, die in der Rechts- und Verfahrensordnung zu erwarten sind, jetzt auch tatsächlich dort zu finden. Früher waren sie nicht ganz so systematisch zum Teil in der RuVo, der Spielordnung und anderen Vorschriften verteilt", betont er. Überdies spare man sich nun den Weg zur Post, da man alles einfach über das E-Postfach verschicken kann. "Die Verfahren sind beschleunigt worden und sie sind kostengünstiger. Das war ein Anliegen der Vereine." Auch er bedauert allerdings, dass es ohne die mündliche Verhandlung nicht mehr möglich ist, einen persönlichen Eindruck der Beteiligten zu gewinnen. "Das ließe sich aber teilweise durch Videotelefonate oder Videokonferenzen ausgleichen."

Im Fußballkreis Tecklenburg ist die Welt noch weitestehend in Ordnung, findet Kruppa. "Wir hatten in der Vergangenheit selten mehr als zehn Verfahren. In der letzten - abgebrochenen - Saison gab es vier Verfahren mit fünf Beschuldigten. In dieser Saison gab es bisher lediglich einen erfolglosen Einspruch gegen eine Spielwertung." Alle Verfahren der Vorsaison wurden nach mündlichen Verhandlungen entschieden, da es sich um gravierende Vorfälle handelte (Grobe Unsportlichkeiten, Angriffe auf Schiedsrichter). Dabei wurden zum Teil lange Sperrstrafen zwischen 6 und 15 Monaten verhangen. "Insgesamt kann gesagt werden, dass Berufungen bei unseren Verfahren die ganz große Ausnahme sind", erklärt der stellvertretende Vorsitzende. "In vielen der bei uns verhandelten Fälle waren die Beschuldigten und die beteiligten Vereine einsichtig und geständig."

Seit April 2019 ist Reiner Hartdorf aus Warendorf Vorsitzender des Kreissportgerichts Münster und damit Nachfolger von Manfred Mönig, der dieses Amt zuvor sensationelle 44 Jahre (!!!) bekleidet hatte. Sein Stellvertreter Helmut Schmand (Drensteinfurt) zählt wie Sabine Bäumker (Herbern), Wolfgang Leifken (Amelsbüren) und Rolf Neuhaus (Hiltrup) ebenfalls zum Gremium. Seit zwei Jahren, also nicht ein einziges Mal während der Amtszeit des neuen Vorsitzenden, sind Rechtsmittel eingelegt worden. Die Zahl der Verfahren hat sich in der "coronabereinigten" Statistik kaum verändert, in etwa 35 Verfahren stehen im Schnitt pro Saison an. Dass die Staffelleiter bei klaren Sachverhalten selbst Sperrstrafen verhängen dürfen, begrüßt Hartdorf: "Es erleichtert natürlich die Arbeit des Sportgerichts, wenn der Staffelleiter eine eigene Strafgewalt hat. Die Folgen sind für den Spieler dann noch schneller klar, was auch ein Vorteil ist. Man kann das Ganze schneller abhaken."

Auch Hartdorf schätzt die Vorteile und Annehmlichkeiten des schriftlichen Verfahrens. Dass die Vereine jedoch gerade auf Kreisebene nur noch in ganz seltenen Fällen die Möglichkeit einer mündlichen Verhandlung nutzen, findet auch er bedauerlich. Die Kritik am fehlenden persönliche Kontakt und daran, dass schriftsprachlich auch Missverständnisse entstehen können, versteht der Jurist. "Das mündliche Verfahren ist halt aufwändiger und die Vereine überlegen anscheinend, ob sich dieser Aufwand lohnt. In einer mündlichen Verhandlung lernt man die Beteiligten natürlich persönlich kennen und bekommt einen anderen Eindruck, als man ihn aus den schriftlichen Erklärungen erhält." Ob das jedoch die Entscheidung der Sportgerichte wesentlich ändere, könne nicht wissenschaftlich belegt werden. "Ob es für den Betroffenen einen Unterschied macht, wenn er im schriftlichen Verfahren verurteilt wird oder nach einer mündlichen Verhandlung, kann ich nicht beurteilen. Wir hoffen jedenfalls, dass in beiden Fällen alle wesentlichen Aspekte des Falles auf den Tisch kommen und dann in die Entscheidung einfließen."

Auf der Agenda des Kreissportgerichts stehen derzeit auch noch Verfahren, die in einer mündlichen Verhandlung entschieden werden müssen. Diese können aktuell aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Fälle von Missbrauch mit dem neuen, elektronischen Spielerpass in den unteren Ligen (Spielen unter falschem Namen) wie etwa im Öffnet externen Link in neuem FensterFußballkreis Dortmund habe es vereinzelt auch in Münster gegeben. "Über den Austausch mit den Staffelleitern und anderen erfahrenen Personen wissen wir, dass alle aufmerksam sein müssen. Die Spieler kennen sich oft untereinander und das ist die größte Kontrollmöglichkeit", erklärt Hartdorf. In den Nachbarkreisen ist nichts von ähnlichen Fällen bekannt.

Weitere Themen



Top-Klicker der Kreise
1Krombacher-Pokal MS 2023/24: SV Mauritz - SC Münster 08 16:15 n.E.
(1385 Klicks)
2Kreisliga B1 TE: Dreierwaldes Familie wächst weiter
(642 Klicks)
3Quer: Sofortige Trennung! Ahmann nicht mehr bei SGH
(419 Klicks)
4Kreisliga A Steinfurt: GWA Rheine - Matellia Metelen 1:3
(379 Klicks)
5Kreisliga A1 Ahaus-Coesfeld: Anschwitzen, der 25. Spieltag
(162 Klicks)
Top-Klicker der letzten 7 Tage
1 Landesliga 4: Matteo Schultewolter zieht's zum FC Epe
» [mehr...] (778 Klicks)
2 Landesliga 4: Michel Schrick wechselt zu Borussia Münster
» [mehr...] (633 Klicks)
3 Bezirksliga 12: Anschwitzen, der 25. Spieltag
» [mehr...] (544 Klicks)
4 Landesliga 4: Stanly Vinke ist Neuzugang Nummer fünf bei Eintracht Ahaus
» [mehr...] (448 Klicks)
5 Landesliga 4: Anschwitzen, der 25. Spieltag
» [mehr...] (443 Klicks)

» Mehr Top-Klicker

Kreisliga A Münsterland

Pl. MannschaftSp. TorePkt.
1    SV Mauritz 06 25    108:22 68  
2    Germ. Hauenhorst 25    79:25 66  
3    SG Sendenhorst 25    74:21 65  
4    VfL Billerbeck 25    70:23 62  
5    VfB Alstätte 25    65:21 62  

» Zur kompletten Tabelle