Querpass
 |
"Es wird erkennbar Zeit..."
Von Christian Lehmann
(23.02.21) Monatelang hofften Amateursportler in ganz Deutschland im wahrsten Sinne des Wortes vergeblich auf Bewegung. Nun nimmt die Diskussion um ein Ende des Sport-Lockdowns trotz nicht weiter sinkender Infektionszahlen eine neue Dynamik an. Die Sportministerkonferenz hat am Montag einen Sechs-Stufen-Plan zum Wiedereinstieg in den Amateur- und Breitensport beschlossen, der als Grundlage für die Beratungen der Bund-Länder-Runde am 3. März dienen soll. Darüber berichtet unter anderem die 
Welt.
"Es wird erkennbar Zeit, dass sich etwas ändert. Der Sport in ganz Deutschland steht bereit, wichtiger Bestandteil der Lösung zu werden", erklärte in diesem Zusammenhang Alfons Hörmann, Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes, der Deutschen Presse-Agentur (DPA). Dieser hatte in den vergangenen Monaten verschiedene sportartenspezifische Konzepte zum Umgang mit dem Coronavirus erarbeitet. Das Fachgremium der für den Sport zuständigen Ministerinnen und Minister (für NRW ist dies Staatssekretärin Andrea Milz), dem auch weitere ständige Gäste angehören, tagt für gewöhnlich einmal im Jahr. Um den Wiedereinstiegsplan auf den Weg zu bringen und der Dringlichkeit der Maßnahmen gerecht zu werden, schlossen sich die Mitglieder in den vergangenen zwei Wochen gleich dreimal kurz.
Die Beschlussvorlage unter der Überschrift "Sport und Corona - Stufenweiser Wiedereinstieg in den Sport" sieht "ein abgestimmtes Vorgehen für einen schrittweisen Wiedereinstieg in den Sport" vor. "Dies steht selbstverständlich unter der zwingenden Voraussetzung eines sich weiterhin rezessiv entwickelnden Infektionsgeschehens." Speziell Kinder und Jugendliche sollen schnellstmöglich wieder Sport treiben dürfen. Vor allem diese Altersgruppe - 7,3 Millionen können nach einem Bericht der ARD Sportschau derzeit keinen Vereinssport treiben - leidet besonders unter dem Lockdown.
Die insgesamt sechs Stufen zum Wiedereinstieg lauten wie folgt:
1) Rückkehr zur organisierten Sportausübung mit Abstand/ohne Kontakt in zunächst an die Infektionslage angepassten Gruppengrößen in öffentlichen und privaten ungedeckten Sportanlagen sowie im öffentlichen Raum
2) Rückkehr zur organisierten Sportausübung mit Abstand/ohne Kontakt in zunächst an die Infektionslage angepassten Gruppengrößen in öffentlichen und privaten gedeckten Sportanlagen
3) Rückkehr zur organisierten Sportausübung ohne Abstand/mit Kontakt in zunächst an die Infektionslage angepassten Gruppengrößen in öffentlichen und privaten ungedeckten Sportanlagen sowie im öffentlichen Raum
4) Rückkehr zur organisierten Sportausübung ohne Abstand/mit Kontakt in zunächst an die Infektionslage angepassten Gruppengrößen in öffentlichen und privaten gedeckten Sportanlagen
5) Rückkehr zu den für die jeweiligen Angebote üblichen Gruppengrößen in öffentlichen und privaten gedeckten und ungedeckten Sportanlagen
6) Rückkehr zum Wettkampfbetrieb und Sportveranstaltungen mit sukzessiver Zulassung von Zuschauerinnen und Zuschauern
Wir übersetzen:
1) Freiluftsport - kontaktlos
2) Indoorsport - kontaktlos
3) Freiluftsport - mit Kontakt - begrenzte Anzahl Sporttreibender
4) Indoorsport - mit Kontakt - begrenzte Anzahl Sporttreibender
5) Freiluftsport - mit Kontakt - unbegrenzte Anzahl Sporttreibender
6) Indoorsport - mit Kontakt - unbegrenzte Anzahl Sporttreibender
-------------------------------------------
Vertreter der Landesverbände unterstützen DFB-Appell
Inzwischen haben auch die VertreterInnen der Fußball-Landesverbände den Appell des DFB-Präsidenten Fritz Kellers und seines Stellvertreters Dr. Rainer Koch bekräftigt und eine Rückkehr zum Amateursport-Betrieb gefordert. Der Präsident des Westdeutschen Fußballverbandes (WDFV), Peter Frymuth, betonte: "Unsere Vereine haben in den vergangenen Monaten einen erfolgreichen Beitrag geleistet, um Kontakte zu reduzieren und Infektionen entgegenzuwirken. Dieses verantwortungsvolle Verhalten darf bei den Erörterungen der Lockerungen nicht vergessen werden, insbesondere deshalb, weil es in besonderem Maße um Kinder und Jugendliche geht. Dies betrifft nicht nur den Fußball, sondern den gesamten Sport."
Prof. Dr. Tim Meyer, Vorsitzender der Medizinischen Kommission des DFB, hatte zuvor eine Studie präsentiert, die ergab, dass fußballspezifische Kontakte auf dem Spielfeld nur ein geringes Infektionsrisiko mit SARS-CoV-2 darstellen. Dabei wurden insgesamt 750 Spiele aus dem Profi- und Amateursport, in denen mindestens ein Corona-Verdachtsfall vorlag, analysiert. "Nach aktuellem Kenntnisstand besteht beim Fußballspielen unter freiem Himmel nur eine äußerst geringe Ansteckungsgefahr", erläutert Meyer. Diese Ergebnisse stünden auch im Einklang mit der umfangreich gesichteten internationalen Literatur, beispielsweise den vor wenigen Tagen veröffentlichten Resultaten aus dem englischen Rugby.
