Der FLVW rudert zurück beim Turnierverbot

Von Fabian Renger

(04.06.21) 32 PDF-Seiten umfasst die geltende Coronaschutzverordnung. Wer kein Gedächtnis wie Mike Ross aus 'Suits' besitzt, hat ein kleines Problem. Da kann man schonmal durcheinander kommen. Auch dem FLVW ist nun ein Malheur unterlaufen.  In einem ersten Schreiben an seine Clubs hieß es zunächst: "Für den Amateurfußball gilt ein Turnierverbot bis einschließlich zum 31.08.2021." Großer Schreck bei vielen Vereinen, die ein Turnierevent geplant hatten. Doch am Mittwoch folgte die Entwarnung und Entschuldigung aus Kaiserau.

Der FLVW hatte sich bei seinem Turnierverbot auf die  Coronaschutzverordnung berufen. In Inzidenzstufe 1 seien demnach ab dem 1. September "Sportfeste und Sportveranstaltungen ohne feste Begrenzung der Zahl der teilnehmenden Personen sowie Zuschauerinnen und Zuschauer jeweils mit Negativtestnachweis und mit einem durch die zuständige Behörde genehmigten Hygienekonzept [...]" erlaubt. So steht es unter der §14 geschrieben.

"Eine genauere Definition ist nicht ableitbar"

Daraus leitete der Verband sein Turnierverbot ab. Und sprach es aus. Schließlich sind Turniere ja prinzipiell Sportfeste oder Sportveranstaltungen. Das Problem: Was ist mit mehrtätigen Turnieren, bei denen pro Tag vielleicht zwei Spiele stattfinden und sich weitere Partien erst Tage später anschließen? Sind das auch Sportfeste? Oder bloß einzelne Testspiele? Sowieso: Was sind überhaupt Sportfeste?

Fragen, die sich auch dem FLVW - nach einem kleinen Sturm der Entrüstung - stellten.  "Eine genauere Definition ist aus der Verordnung nicht ableitbar", schreibt er nun in einer zweiten uns vorliegenden Nachricht an seine Clubs. "Nach Rücksprache gehen wir aber davon aus, dass unter der Definition Turniere gefasst sind, bei denen es geplant ist, an einem Tag mit mehreren Mannschaften ein Turnier in Form eines Sportfestes durchzuführen."

Die Kommunen vor Ort haben "weiterhin die letzte Entscheidungsgewalt"

Sprich: Turniere, die sich über mehrere Tage erstrecken mit wenigen Partien pro Spieltag, dürfen nach dieser Sichtweise doch wohl stattfinden. Größere Tagesturniere mit mehreren teilnehmenden Teams sind bis Ende August tabu. Der FLVW mahnt jedoch: "Wir weisen an dieser Stelle aber noch einmal daraufhin, dass die Kommunen vor Ort weiterhin die letzte Entscheidungsgewalt haben"

"Die Turniere, die nicht stattfinden dürfen, sind die, an denen 10, 20 oder 30 Mannschaften an einem Tag um einen Pokal spielen. Und nicht die Turniere, die über mehrere Tage gehen und wo nur bis zu zwei Spiele am Tag stattfinden", erklärte FLVW-Vizepräsident Amateurfußball Manfred Schnieders bei den Ruhr Nachrichten. Der Verband zeigt derweil Reue: "Wir bitten die Irritationen zu entschuldigen und versichern, dass wir uns weiterhin vollumfänglich für weitere Lockerungen im westfälischen Fußball einsetzen werden."

Kurzum: Es war ein Kommunikations-Fauxpas des FLVW. Bei dem Wust an Corona-Regeln aber nicht überraschend - wenngleich verdammt ärgerlich.