Querpass
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"Landesliga!" - plötzlich aufgestiegen
Von Fabian Renger
(21.06.22) Das ist doch mal ein wirklich dolles Ding. Die Frauenfußball-Mannschaften BW Aasee und Turo Darfeld können sich ihr Finalspiel um den Landesliga-Aufstieg sparen. Denn das für Donnerstag geplante Endspiel ist hinfällig. Nicht, weil eine Mannschaft verzichtet. Nein, nein. Auch nicht, weil der Verband nun doch keinen Vizemeister aufsteigen lässt. Nein, Nein. Kurzfristig wird in der Landesliga der Frauen doch noch ein Platz mehr frei. Und somit sind Darfeld und BWA also ab sofort Landesligisten. Und damit willkommen zu einer äußerst kuriosen Nummer.
Kurz ein Rückblick: Am Sonntag stiegen die Halbfinals. Darfeld siegte mit 3:2 gegen die SF Sümmern, Aasee schlug die Spvg Steinhagen mit 8:7 im Elfmeterschießen. Es waren zwei absolute Thriller. Beide siegreichen Teams dachten - wir übrigens auch -, dass sie damit das Finale erreicht hätten. Das wäre für den nächsten Donnerstag geplant gewesen. Austragungsort wäre das Stadion von BWA gewesen. Der Sieger des Spiels - insgesamt nahmen die sieben Vizemeister der Frauen-Bezirksligen an der Relegationsrunde teil - hätte die Landesliga sicher gehabt. Doch was am Sonntag und auch Montagmorgen noch niemand geahnt hatte: Es kommt zu gar keinem Donnerstags-Spiel.
Kolja Steinrötter, Trainer von BW Aasee, jedenfalls erfuhr es per Telefon. Sein Club machte sich schlau beim FLVW, wann denn bitteschön das Finalspiel angepfiffen werden sollte. Planungssicherheit und so. Tja, und dann kam die Antwort: Es gibt gar kein Spiel. Glückwunsch, ihr seid aufgestiegen.
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Doch wie kann das sein? Und wieso wusste am Sonntag niemand etwas davon?
FLVW-Vizepräsidentin Vereins- und Verbandsentwicklung Marianne Finke-Holtz ist im Verband die Expertin in Sachen Frauenfußball und Vorsitzende der Kommission Frauenfußball. Sie muss ja wissen, wo denn hier der Hase im Pfeffer liegt. Und jetzt wird's etwas komplizierter. Aber Frau Finke-Holtz erklärt es wunderbar einfach, sodass auch wir mitkommen: "Es ist ja so, dass wir auch immer davon abhängig sind, wie die Abstiegssituationen in den oberen Klassen sind. In der Westfalenliga ist der SV Bökendorf am letzten Spieltag abgestiegen. Der würde in die Landesliga gehen. Jetzt geht aber Bökendorf zusammen mit dem SV Ottbergen-Bruchhausen zum 1.7. in einen neuen Verein und daraus wird der FFC Nettegau."
Ja, das ist natürlich schön für den SV Bökendorf und natürlich auch schön für den SV Ottbergen-Bruchhausen. Übrigens auch für die Spvg Brakel, die da irgendwie auch noch mitmischt in dieser Dreier-Kombo. Was juckt uns das aber jetzt bitteschön alles? Tatsächlich jede Menge. Denn der SV Ottbergen-Bruchhausen spielt bereits in der Landesliga 1. Zwei Teams eines Clubs in der Landesliga? Geht gemäß Statuten nicht. Ergo: Eine Mannschaft dieses FFC Nettegau muss runter in die Bezirksliga. Dadurch hätten die Absteiger der Landesliga 1 (SC Wiedenbrück, Herforder SV Borussia Friedensthal II) eigentlich ein Landesliga-Bleiberecht gehabt, beide verzichteten jedoch freiwillig. Und erst deswegen wurde ein Platz mehr in der Landesliga frei. Und dadurch können wir jetzt sagen: Glückwunsch Aasee, Glückwunsch Darfeld!
Warum das Ganze nicht schon eher an die betroffenen Vereine kommuniziert wurde - bestenfalls vorm Anpfiff am Sonntag - und eher per Zufall ans Tageslicht gekommen war? "Es tut mir Leid", räumt Finke-Holtz offen und ehrlich ein kommunikatives Problem im Rahmen des Wochenendes ein.
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Steinrötter: "Für die Mädels ist es schon toll"
Gratulieren wir nun aber mal lieber, statt nach Schuldigen zu suchen. "Für Spiel an sich und für die Nerven war's gar nicht so schlecht, es nicht zu wissen, aber nach dem Spiel hätte man das gerne gewusst", sagt BWA-Coach Kolja Steinrötter, der erstmal schlucken musste, als ihm die frohe Botschaft übermittelt wurde. "Für die Mädels ist es schon toll. Denen ist unheimlich was abgefallen. Für den Verein ist das eine ziemliche Sensation, dass wir eine Fußballmannschaft in der Landesliga haben. Ich glaube aber, dass die Landesliga auch das Höchste der Gefühle für uns ist." BWA mangelt es am Jugend-Unterbau und an der nötigen Infrastruktur am Gelände. Mehr geht wohl nicht. Nimmt man trotzdem gerne mit.
Am Donnerstagabend wird sich die Truppe treffen. Da haben ja eh alle Spielerinnen Zeit. Und Steinrötter ist ein Schelm. Wie er seinem Team den Aufstieg verklickert hat, das hat(te) schon was. "Ich habe kryptische Nachrichten in die WhatsApp-Gruppe geschrieben." Aha. Genauer? "Ich habe einfach nur Landesliga mit Ausrufezeichen in die Gruppe geschrieben." Fiesling. Danach war die Freude natürlich immens beim Vizemeister der Frauen-Bezirksliga 7.
Kölking: "Ein komisches Gefühl"
Das galt aber auch für Darfeld, dem Vizemeister der Bezirksliga 6. "Die Nachricht kam sehr überraschend, freut uns aber nicht weniger", erklärt Turos Trainer Sascha Kölking. Erst BWA den Aufstieg am Montagnachmittag via Instagram verkündet hatte, wurde seine Elf darauf aufmerksam. "Da haben wir mal doof gefragt, woher die das wissen, und dann kam am Montagabend gegen acht Uhr die freudige Nachricht", berichtet Kölking. "Es ist schon ein komisches Gefühl, auf dem Sofa aufzusteigen. Es fehlt ein bisschen was - der Moment, wenn der Abpfiff kommt und die Emotionen mit dabei ist."
Ob Darfeld schon abgerissen worden sei? "Das machen wir am Freitag", sagt Kölking lachend. "Das traue ich den Mädels auf jeden Fall zu." Er weiß, wovon er spricht: Erst am vorigen Wochenende machte Turo Düsseldorf unsicher. Die Darfelderinnen kommen aus dem Feiern also kaum noch heraus...
