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Dass Stefan Heying und seine westfälischen Schiedsrichter-Kollegen am Sonntag in den Streik treten, ist nicht zu befürchten. Foto: Lehmann

Schiri-Streik am Sonntag? - wohl eher nicht


Von Christian Lehmann

(11.05.22) Müssen am Wochenende auf den Fußballplätzen zwischen Recke und Herbern Trainer und Betreuer die Pfeife in die Hand nehmen? Ein flüchtiger Blick auf eine Öffnet externen Link in neuem FensterPressemitteilung der "IG Schiedsrichter", die in dieser Woche deutschlandweit die Runde machte, legt diese Befürchtung nahe. Der Initiator dieser Gruppe, Reiner Kuhn, ruft hier zu einem Streik aller Schiedsrichter am kommenden Sonntag, 15. Mai auf. Der DFB und seine Landesverbände unterstützen die Aktion allerdings nicht, auch im Heimspiel-Land gibt es kritische Stimmen und Ablehnung.

"Es ist absolut an der Zeit, dass sich Schiedsrichter gegen Gewalt zur Wehr setzen und für einen Tag die Pfeife ruhen lassen. Nur so kapieren es auch die Letzten und setzen sich für uns ein. Wir brauchen grundlegende Reformen zum Schutz der Schiedsrichter, Rechtsschutz und Unfallversicherung für ehrenamtliche Schiedsrichter, Kostenübernahme der Verbände im Schadensfall, Stellung eines Rechtsanwalts. Adäquate faire Aufwandsentschädigungen", heißt es in dem Schreiben, dem ein Forderungskatalog mit 13 Punkten angehängt ist.

Der Vorwurf: Zu wenig Unterstützung von den Verbänden

Die Grundidee hinter der Aktion erscheint auf den ersten Blick plausibel, man wolle auf vermehrte Gewalttaten auf Schiedsrichter in ganz Deutschland aufmerksam machen und sich für einen besseren Umgang einsetzen. Ein Öffnet externen Link in neuem FensterFall aus Hessen, bei dem ein Schiedsrichter wegen eines vermeintlich zu lautem Pfiff strafrechtlich belangt wurde, hatte in diesem Zusammenhang für Aufsehen gesorgt. Kuhn kritisiert, die Schiedsrichter würden von den Verbänden zu wenig unterstützt.

Der Deutsche Fußball-Bund weist in einem offiziellen Statement darauf hin, dass die IG Schiedsrichter keine offizielle Schiedsrichter-Organisation sei. "In der Interessensgemeinschaft engagieren sich sicher Menschen mit viel Herzblut für die Sache, die nur das Beste für das Schiedsrichterwesen wollen. Allerdings hat die IG kein offizielles Mandat, das sie ermächtigt, im Namen aller Schiedsrichter*innen zu sprechen." Und weiter: "Die Verbände vertreten die klare Position, dass es keine zielführende Maßnahme ist, den Amateurfußball für einen Spieltag lahm zu legen. Die Erfahrung zeigt, dass ähnliche Aktionen in der Vergangenheit zu keinen Verbesserungen geführt haben. Im Gegenteil: Sie schaden dem Fußball, speziell dem Amateurfußball."

Hagemann: "Das ist nicht unsere Art, mit Problemen umzugehen"

Im Fußballkreis Münster, das verspricht Schiedsrichter-Obmann Philipp Hagemann, werde man sich nicht an der Aktion beteiligen. "Das ist nicht unsere Art, mit Problemen umzugehen, weil man damit die völlig falschen trifft: die Vereine und die Staffelleiter." Überdies weist der Fachanwalt für Arbeitsrecht darauf hin, dass sowohl der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) als auch der Kreis Münster einen Großteil der Forderungen, die Kuhn in seinem Schreiben erwähnt, bereits erfülle. Rechts- und Versicherungsschutz, etwa bei den Fahrten zu den Spielen, sei selbstverständlich - schon allein, weil jeder Unparteiische auch Mitglied in einem Verein sein muss. 

Auch im Fußballkreis Ahaus-Coesfeld positioniert man sich klar: "Auch wir haben den Aufruf einer vermeintlichen Interessensgemeinschaft wahrgenommen, dass die Schiedsrichter den kommenden Spieltag bestreiken sollen. Der Kreisschiedsrichterausschuss distanziert sich eindeutig von dieser Forderung. Keiner unserer Unparteiischen nimmt an dieser Aktion teil - das ist nicht unsere Art und Weise, auf Probleme hinzuweisen", stellt Schiri-Obmann Paulo Goncalves in einem öffentlichen Statement klar.

Lütkehaus: "Wir werden gar nichts machen"

Genauso sieht's auch Steinfurts oberster Schiri Jürgen Lütkehaus, der seit Kurzem auch stellvertretender Kreisvorsitzender ist. "Die Forderungen, die gestellt werden, sind hierzulande eigentlich selbstverständlich. Wir werden gar nichts machen. Sollte ein Schiedsrichter auf mich zukommen und sich beteiligen wollen, bleiben die Spiele unbesetzt. Das ist aber derzeit nicht der Fall."

Körperliche Gewalt gegen Schiedsrichter ist im Kreis Steinfurt schon lange kein großes Thema mehr, dafür beschäftigt Lütkehaus weiterhin vor allem der Mangel an Schiedsrichtern. "Das Problem begleitet uns seit Jahren, so schlimm wie aktuell ist es aber noch nie gewesen. Mir fehlen insgesamt rund 50 Leute, aktuell verfügt der Kreis Steinfurt nur noch über drei aktive Kreisliga A-Schiedsrichter. Wir bräuchten eigentlich 12 bis 15..." Wenn die umstrittene Aktion zumindest dazu beiträgt, dieses Dilemma einmal mehr ins Bewusstsein der SportlerInnen zu rufen, dann hat das ganze Theater vielleicht sogar sein Gutes.

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Kreisliga A Münsterland

Pl. MannschaftSp. TorePkt.
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2    Germ. Hauenhorst 24    78:25 63  
3    SG Sendenhorst 24    72:20 62  
4    VfB Alstätte 24    64:19 62  
5    FC Nordwalde 23    72:22 58  

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