Ruhe und  Zuversicht im Keller

Von Fabian Renger

(11.04.19) Der Abstiegsgespenst hat viele Gesichter und ist keine besonders schön anzusehende Fratze. Es gibt angenehmere Dinge, als ums sportliche Überleben zu kämpfen. Und trotzdem müssen wir drüber reden. Denn sowohl beim SV Mesum als auch beim FC Eintracht Rheine sowie beim 1. FC Gievenbeck strampeln sie um die Existenz in ihrer jeweiligen Spielklasse. Und alle eint die stoische Ruhe der sportlichen Verantwortlichen. Hektische Betriebsamkeit? Mitnichten.

Christian "Lüde" Wielers vom 1. FC Gievenbeck beispielsweise bleibt still und cool. Er ist Fußball-Abteilungsleiter der 49ers, die derzeit das Tabellenende der Oberliga bekleiden. Seinem Trainer Benjamin Heeke stärkt er trotz kompromisslos den Rücken. Trotz der inzwischen etwas unheimlichen Sieglos-Serie seit Oktober. "Andere Trainer hätten in Ahlen acht Leute auf der Bank gehabt, Benny hat sich mit drei Feldspielern begnügt." Was er meint: Statt sich bei der ebenfalls abstiegsbedrohten Bezirksliga-Reserve zu bedienen, würde Heeke diese nicht schwächen. "Das zeigt doch echte Größe", findet Wielers.

"Überhaupt nicht wichtig"

Das ist eben der Gievenbecker Weg. Den soll Heeke weiter beschreiten. Ein neuer Kontrakt ist zwar noch nicht unterschrieben, aber der Verein, betont Wielers, sieht keinerlei Anlass, auf der Trainerebene etwas zu verändern. Wenn denn Heeke auch möchte. "Das ist für uns auch derzeit überhaupt nicht wichtig", streicht Wielers klar hervor, der auf leistungsorientierten Jugendmannschaften hinweist, die allesamt in den vergangenen vier Wochen kein Spiel verloren haben. Die Ausbildungsmaschinerie läuft also weiter hervorragend, wie auch Wielers weiter kräftig mit Zahlen füttert:"Von 25 in dieser Saison eingesetzten Spielern haben nur drei Spieler im Seniorenbreich mal woanders gespielt, der Rest kennt nur Gievenbeck." Hier nennt Wielers Nico Eschhaus, Daniel Geisler sowie Yasin Altun.

"Und das ist das, was mich gerade eigentlich am meisten ärgert: Dass dann die Leute ankommen und sagen: Guck' mal Gievenbeck an, wie das nicht funktioniert mit ihrem Konzept in der Oberliga. Unser Konzept ist aber megageil!", sagt Wielers.  Hartnäckig und überzeugt vom eigenen Wirken. Vielleicht  aber die richtige Mischung, um zu bestehen. Auch in Rheine und Mesum bleiben sie derweil coole Socken und schöpfen Hoffnung. Dazu gleich mehr im nun folgenden Anschwitzen.

Brandwein gewinnt

Das werde ich in dieser Woche gegen mich alleine bestreiten. Andreas Brandwein ist schuld. Als ich ihn nach dem 2:2 in Emsdetten angerufen hatte und mich verabschieden wollte, rieb er mir als eigentlich passionierter Tippspiel-Verlierer seinen Sieg im Anschwitzen stolz unter die Nase. Das hat meine Ehre kurzzeitig zum Einsturz gebracht. Das Endergebnis lautete 4:2 für Brandwein in der Vorwoche....

Oberliga Westfalen

1. FC Gievenbeck - Hammer SpVg (Sonntag, 15 Uhr)
Bei aller Gelassenheit und auch wenn der Abstieg kein Drama sei: In Gievenbeck haben sie trotzdem noch richtig Bock auf die Liga. "Nichts gegen Spexard oder ähnliche Vereine, aber wer einmal in Stadien wie Ahlen oder Siegen oder auf Schalke gespielt hat, da möchte man nur ungerne wieder eine Liga herunter", betont Wielers. Und er ist zuversichtlich: Trainer Heeke war angefressen nach dem Match gegen Ennepetal, bemängelte Einstellung und Co. "Das Spiel gegen Ahlen war ein komplett anderes Spiel. Da hat die Mannschaft die Mentalität gezeigt, die sie braucht. Das könnte ein Wendepunkt sein", hofft Wielers. Wichtig wäre es: Der Vorletzte aus Gütersloh siegte am Mittwochabend 4:0 in Brünninghausen (!!!), damit bleibt Gievenbeck so oder so Tabellenletzter. Hamm ist Drittletzter, punktgleich mit Gütersloh (beide 27; Gievenbeck hat 23). Ein Sieg wäre verdammt wichtig.
Heimspiel-Tipp: Wir tippen ja immer auf Gievenbecker Siege und es wird dann nix. Deswegen drehen wir den Spieß nun mal um: 1:3. Vielleicht bringt's was...

FC Eintracht Rheine - SF Siegen (Sonntag, 15 Uhr)
Benjamin Brinkmann ist Co-Trainer von Rheines Cheftrainer Björn Laurenz und war regelrecht entspannt am Anfang der Woche. Stolz seien sie gewesen im Trainerteam auf den 2:1-Sieg in Schermbeck, die zuvor derben Pleiten gegen Erndtebrück (0:3) und in Sprockhövel (0:5) relativierte er gleichmal. "In Sprockhövel waren es die Standards, die uns auf die Verliererstraße gebracht haben", meinte Brinkmann. "In Erndtebrück haben wir es auch in Unterzahl lange gut gemacht." Relaxt ist auch die personelle Lage. Da sah es schonmal zappenduster aus. "Da haben wir auch wieder viel, viel mehr Alternativen." Stimmt: In Schermbeck war die Bank voll mit sieben Leuten besetzt. Das war schon seit Februar nicht mehr der Fall. Und vor allem: Alles Mitglieder der Ersten, keine Verstärkungen von unten oder gar aus dem Trainerteam. Und dass die Truppe jetzt auch frühe Rückstände gut wegsteckt, Ausfälle von Leistungsträgern wie Timo Scherping verkraftet, das spricht für eine gute Arbeit im mentalen Bereich.
Heimspiel-Tipp: Mir hängt es ja immer noch redaktionsintern nach, dass ich die Eintracht nach einem Spiel gegen Siegen vor etlichen Jahren als "erbärmlich" tituliert habe. Am Sonntag werde ich titeln: Erbarmungslose Eintracht. Denn der Tabellen-13. von der Ems versetzt Siegen in eine Schockstarre - das wird ein feuriges 4:0! Ich hab's im Blut...

Westfalenliga

Delbrücker SC - Borussia Emsdetten (Freitag, 20 Uhr)
Eine Stunde und 41 Minuten - das ist eine lange Zeit. Das auch noch am ersten Freitag des Osterferien-Starts. Liebe Borussen, wir möchten euch ja keine Angst machen, aber das könnte eine ziemliche Ochsentour werden ins Ostwestfälische. Tabellarisch gibt's hier höchstens was für Freunde des Farblosen. Delbrück ist Neunter, Emsdetten einen Rang dahinter gelistet. Immerhin ist auf die Borussia, die ohne ihren gesperrten Torjäger Jan Kortevoß anreisen wird, Verlass: Die schießt immer und immer wieder geile Hütten. Erst Marco Pereira Ferreira im Pokal, dann vergangene Woche Merlin Heinz gegen Theesen. Das gibt Hoffnung, dass sich die Fahrt doch noch lohnt.
Heimspiel-Tipp: Nach knappen vier Stunden Busfahrt kommen die Dettener nachts um halb eins zurück an den Teekotten. Mit im Gepäck haben sie aber keine Tore, immerhin einen Zähler. Das wird ein schnödes 0:0

SV Rödinghausen II - SV Mesum (Sonntag, 15 Uhr)
Entspannte Stimmung herrscht auch in Mesum beim Tabellenvorletzten. Da erfreut sich Coach Marcel "Cello" Langenstroer vor allem an einer Truppe, die mittlerweile immer mehr versteht, was die Stunde geschlagen hat. "Sonst wäre ich auch nicht mehr der richtige Trainer hier", sagt der Coach. Das sah man in der Tat: Das 0:0 gegen Hiltrup war Lohn einer fleißigen Rackerei. Das einzige Manko ist die spielerische Komponente. Nach vorne fehlt es noch immer an Durchschlagskraft. Jetzt heißt es: Dranbleiben, festbeißen an der Konkurrenz. Man müsse bloß weiter auf die Tube drücken, verspricht Cello der Konkurrenz einen heißen Tanz. Das dürfte beim spielstarken Regionalliga-Unterbau auch dringend nötig sein. Vielleicht gibt ja das Pokalspiel am heutigen Donnerstagabend einen Push mehr...
Heimspiel-Tipp: Mesum schafft etwas fast schon Unglaubliches und bleibt im dritten Spiel hintereinander ungeschlagen. 1:1. Den Spruch mit dem Eichhörnchen denkt ihr euch bitte aber selbst...

TuS Hiltrup - SuS Neuenkirchen (Sonntag, 15 Uhr)
Carsten Winkler, TuS-Trainer, legte in der Vorwoche öffentlich das Thema Aufstieg vorerst ad Acta. Beim SuS haben sie nichts dergleichen vor - im Gegenteil: Das klare Ziel? Der Aufstieg! Das hat auch Matthias Flüthmann, Neuenkirchens Sportlicher Leiter, uns noch heute ein weiteres Mal klipp und klar zu Protokoll gegeben. Sowohl die Preußen als auch die Neuenkirchener teilen sich weiter die Spitze mit jeweils 44 Zählern. Spielen können aber auch die Hiltruper. Umso schöner, dass wir mit Tino Wermeling unseren besten Mann ans Osttor schicken, der euch im Anschluss das Spiel auf Video näher bringt.
Heimspiel-Tipp: Unser Heimspiel der Woche wird ne zünftige Gaudi. 2:3 endet es. Zudem gibt's mindestens einen Platzverweis sowie mindestens einen verschossenen Foulelfmeter.