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Westfalenliga 1

"Fußball ist mein Leben gewesen"


Von Fabian Renger

(13.04.21) Welcher Amateurfußballer kann von sich sagen, dass es auf seinen Abschied so viele Reaktionen gegeben hat? Wahrscheinlich ist Leon Schwarzer hier einsame Spitze. Über 17.800 Likes, 112 Kommentare - so viel staubte er am 25. Februar (Stand 13. April) Öffnet externen Link in neuem Fensterbei Instagram ab. Fast 91.000 Abonnenten verfolgen dort unter dem Öffnet externen Link in neuem FensterNamen leon_dude jeden Schritt und Tritt Schwarzers, seine Verlobte Jana hat sogar fast 350.000 Abonnenten. Uiuiui. Beide sind hauptberufliche Influencer. Doch wir sind ein Fußballmagazin und kein Influencer-Portal. Deshalb wollen wir jetzt lieber die Frage klären, warum Schwarzer, ein großartiger Fußballer, mit nur 25 Jahren zum Fußball-Rentner wird. Es begann mit einem Knacken...

Technisch versiert, schnell auf den Beinen, ein gutes Auge hat Leon Schwarzer (r.) sowieso. Fotos: Archiv

Kreuzbandriss zum Saisonauftakt

Dieses doppelte Knacken kannte er schon. Knapp zehn Minuten waren gespielt am 13. September 2020. Westfalia Kinderhaus gastierte beim Lüner SV, Leon Schwarzer hatte noch nicht einmal den Ball. Da bekam er das Knie eines Mitspielers in die Seite. Knack, Knack. "Ich hab versucht, mir einzureden: Das tut gar nicht so weh", erinnert sich der Flemmer. "Das war das gleiche Knacken wie beim ersten Mal, dieses Gefühl hatte ich noch drin."

20 Minuten zog er noch irgendwie durch, dann ging nichts mehr, er wurde ausgewechselt. Es wird sein letztes Spiel als Aktiver gewesen sein. Wenige Tage später folgte nämlich die niederschmetternde Diagnose: Kreuzbandriss im rechten Knie. Knapp 18 Monate vorher hatte es das linke Knie erwischt. Jetzt beendet er die Laufbahn mit nur 25. Viel zu früh. "Das Risiko, dass mir noch was passiert, ist einfach zu groß", sagt er. Ein herber Verlust für den Amateurfußball.

Mit drei Jahren mit dem Kicken begonnen

Manch ehemalige Mitspieler schwärmen von Schwarzer, einen besseren Mitspieler hätten sie nicht gehabt. "Er hat eine Gabe, mit dem richtigen Timing in Räume hinter der Abwehr zu laufen, die man nur selten sieht", sagte Kinderhaus-Ex-Coach Marcel Pielage Öffnet externen Link in neuem Fensterseinerzeit mal über Schwarzer. Der fühlte sich als Achter am allerliebsten, war jedoch einer dieser Allrounder, von denen man überall liest - auch als Innenverteidiger oder ganz vorne drin, Schwarzer regelte das schon.

"Für mich ist Fußball nicht nur ein Hobby, wo ich ein bisschen gekickt habe", sagt der talentierte Bursche. "Fußball ist mein Leben gewesen." Als er seine Mutter vom Laufbahnende erzählt hat, habe sie geweint. Im zarten Alter von drei Jahren habe er mit dem Flemmen begonnen, seine Mutter fuhr ihn jahrelang zu jeglichen Plätzen der Umgebung. Dass es das jetzt für ihn als Zocker war? Unvorstellbar auch für sie. Früh zeigte sich Schwarzers Talent. Zur U14 ging es vom Heimatverein TuS Hiltrup an die Hammer Straße. Bei Preußen Münster durchlief er jegliche Jahrgänge. Er sei der einzige seines Jahrgangs gewesen, der in der U19 noch übrig geblieben ist, erzählt er stolz. 2014 folgte der Sprung über den großen Teich. Vier Jahre Amerika - und beinahe der XXXXXL-Durchbruch.

Vier Jahre in den USA, fast in der MLS gelandet - doch dann kam Schweini...

Jeden Tag Gym, jeden Tag Training. Vier Jahre kickte er am College. Zwei Jahre bei den South Carolina State Bulldogs, zwei Jahre bei den San Francisco Dons. "Ich war kein einziges Mal verletzt", erinnert sich Schwarzer. Einsatzminuten verpasst habe er keine, im Durchschnitt spulte er zwölf Kilometer in seinen Partien ab, wie mal gemessen wurde. Es lief überragend, meistens im zentralen Mittelfeld eingesetzt, erhielt er die Trophäe des Spielers des Jahres in der West Coast Conference. An seiner Raum-Expertise, seiner technischen Raffinesse und Eleganz kam man kaum vorbei. Auch die Profiteams der Major League Soccer (MLS) wurden auf den Deutschen aufmerksam. Er erhielt eine Öffnet externen Link in neuem FensterEinladung zum MLS Combine, vergleichbar mit dem NFL Draft. Öffnet externen Link in neuem FensterVorspielen der besten Junioren-Fußballer war im Januar 2018 angesagt. Die Chancen, in der MLS zu landen? Riesig.

"Du wirst nur eingeladen, wenn im Voraus mindestens fünf Teams aus der MLS das Interesse aussprechen", berichtet Schwarzer. LA Galaxy, die Seattle Sounders oder Atlanta United bekundeten eben solches. Ein MLS-Engagement war somit eigentlich quasi halb in der Tasche - blöd nur, dass er als "Internationaler" galt. "Es darf nur eine bestimmte Anzahl an internationalen Spielern in den Teams spielen", erzählt der 25-Jährige. Diese "Internatioal Rule" knockte ihn aus, stoppte ihn. Die Konkurrenz war namhaft: Im März des Vorjahres war Bastian Schweinsteiger nach Chicago gewechselt, im März des selben Jahres zog es Zlatan Ibrahimovic nach Los Angeles. Für Schwarzer war kein Platz mehr bei den Großen. Er hätte sich hoch spielen können aus der Reserve, doch er hatte ja auch eine Freundin, die seit Jahren zuhause wartete - und er hatte einen 1,0-Bachelor-Abschluss in International Business in der Tasche. Also ging's zurück in die Heimat.

Zurück in Deutschland - und bald vielleicht Fallschirmspringer?

Er wurde zur Saison 2018/19 Öffnet externen Link in neuem Fensterfündig beim SC Münster 08, machte seinen Master an der hiesigen FH.  "In Deutschland bin ich auf dem Feld immer weiter nach vorne gerückt", berichtet Schwarzer. Stimmt, irgendwann verbreitete er vorne Angst und Schrecken. 15 Hütten gelangen ihm in der Landesliga bei den Nullachtern, die Westfalenliga war nah. Doch dann, im März 2019, riss das Kreuzband zum ersten Mal. Nie was gehabt und dann das? "Ich weiß nicht. Vielleicht ein Zeichen?" Zu allem Überfluss löste sich die Erste des SCM zum Ende von 2018/19 auf. Die Glückssträhne hatte ein Ende. Er ging nach Kinderhaus.

Fünf Einsätze nach der Wiedergenesung in 19/20, eine Bude, dann kam Corona, 1.0.. Zur neuen Saison sollte der neue Angriff starten. Doch, ausgerechnet im ersten Saisonspiel im jenen September, wieder dieses Knacken. Ärzte machten ihm Horrorvisionen. Ein künstliches Knie, die Patellasehne müsste vielleicht irgendwann abgeschnitten werden. "Da dachte ich mir: Ich hab schon beide Knie kaputt und wollte die nicht noch mehr zerstören", erklärt er. "Da musste ich schweren Herzens aufhören." Die Gesundheit, seine Verlobte, sein Influencer-Business, ein Start Up ist ebenfalls in Planung - viel zutun. Und vor allem seine Tochter braucht ihn. Am besten ganz. Das ist dann doch wichtiger als das runde Leder. "Es bringt nichts mehr", stellte er fest.

Mit einer langen Nachricht verabschiedete er sich aus Westfalias WhatsApp-Gruppe. Er erntete viel Support. Beim Post in Instagram gab's emotionale Wörter, die immense Like-Zahl. Und was nun? Wird er wenigstens Trainer? "Ne, ne", wehrt er lachend ab. "Ich hätte gar keinen Bock aufs Trainer-Dasein. Wenn ich am Seitenrand stehen würde, würde ich versuchen, mich selbst einzuwechseln. Zugucken ist nicht so meines." Eher wird er der Edelfan. Sportlich bleibt er allerdings definitiv. "Ich überlege, ein bisschen mehr Tennis zu spielen. Oder Fallschirm zu springen, das habe ich noch nie gemacht", sagt Schwarzer. Seine Familie sei hingegen erfahren mit den Sprüngen aus den luftigen Höhen. "Das kann ich vielleicht in Angriff nehmen." Und wenn er vielleicht sagt, meint er wahrscheinlich ganz sicher.

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