Westfalenliga 1
"Herausfordernde Kost": Spektakel in den Baumbergen
Von Fabian Renger
(25.09.22) "Das war für einen Trainer wirklich sehr herausfordernde Kost." Marcel Stöppel war einerseits natürlich total happy. Was jetzt nicht verwunderte: Der Trainer des TuS Hiltrup feierte mit seiner Mannschaft einen Auswärtssieg bei GW Nottuln. Der Makel: Dieses 5:3 (1:1) war dann doch eine Spur zu wild. Stöppel: "Das braucht man nicht jede Woche." Eigentlich nicht. Womit wir bei Roland Westers und seinen Nottulnern angekommen sind. Denn die erleben solche Partien im Wochentakt. Ganz gesund ist das wohl nicht mehr...
Westers' Resümee dieses neuerlichen Abenteuers fiel entsprechend aus: "Die Niederlage war im Gesamtpaket verdient. Über 90 Minuten betrachtet hatte man den Eindruck, dass Hiltrup den Tacken mehr Spritzigkeit und Frische hatte." Was nicht gut ist, wenn das eigene Spiel extrem auf gewonnene Eins-gegen-Eins-Situationen ausgelegt ist. Und: "Dreieinhalb Tore haben wir selbst reingehauen."
Bevor wir die jetzt alle runter deklinieren und bei insgesamt acht Buden komplett den Überblick verlieren, blicken wir mal zunächst auf die erste Halbzeit. Der Torreigen startete mit einem schönen Teil. Daniel Mladenovic brachte einen Freistoß in Richtung Nottulns Gehäuse, die Hausherren verlängerten ihn brav vor die Füße von Lars Finkelmann. Der zimmerte die Kugel mit einer Volleyabnahme aus der Luft oben rechts in den Giebel (23.). Das hielt jedoch nicht lange. Peter Stüve glich für GWN vor der Pause aus (29.).
Nichts für Defensiv-Fetischisten
Stöppel ärgerte sich ein bisschen: "Wir hatten einen relativ offenen Sechser-Raum, Nottuln konnte immer wieder auf unsere Kette dribbeln, wir standen hinten teilweise zu offen." Andersherum hatte Hiltrup aber auch immer wieder gute Gelegenheiten, weil GWN ebenfalls Räume unfreiwillig freigab. Es war nichts für Taktikfüchse oder Defensiv-Fetischisten.
Die weiteren Tore fielen allesamt nach der Pause. Nottulns Jens Böckmann verlängerte eine Hereingabe mit dem rechten Außenrist ins eigene Tor - 1:2 (48.). Hiltrups Nils Johannknecht wäre sonst wohl auch da gewesen. Doch die Gastgeber reagierten und antworteten prompt. Abermals Stüve (53.) und Christian Messing (57.) drehten die Partie in Windeseile zu ihren Gunsten. Was nicht verdient war. Hiltrup schien dem 3:1 deutlich näher zu sein. Doch das Drehbuch dieses Spektakels sah ja einen weiteren Plottwist vor.
Nächster Plottwist
Johannknecht doppelpackte und brachte wiederum Hiltrup mit 4:3 in Führung (69./72.), später legte Joker Stan Schubert das 5:3 nach (83.). Mal fälschten die Nottulner bitter wie unglücklich ab, mal ging Nottulns Keeper Marc Wenning-Künne unnötigerweise ins Eins-gegen-Eins und verlor so die Murmel. Doofe Dinger.
Unterm Strich war's verdient. Hiltrup hatte unterm Strich mehr und auch die gefährlicheren Möglichkeiten. Für Stöppel waren vor allem die Auftritte von Johannknecht und Schubert "extrem entscheidend" - während Westers auch mit sich selbst haderte.
Er grübelte selbstkritisch, ob er mit zwischenzeitlichen Wechseln nicht die Statik des Defensiv-Spiels zum Negativen hin verändert habe. Damit meinte er nicht unbedingt die eingewechselten Spieler als solche, sondern mit den Wechseln einher gehende weitere Veränderungen auf diversen Positionen. 18 Gegentore bedeuten die inzwischen zweitschlechteste Defensive der Liga. Nur Schlusslicht Deuten bietet mehr...
GW Nottuln - TuS Hiltrup 3:5 (1:1)
0:1 Finkelmann (23.), 1:1 Stüve (29.)
1:2 Böckmann (48./ET), 2:2 Stüve (53.)
3:2 Messing (57.), 3:3 Johannknecht (69.)
3:4 Johannknecht (72.), 3:5 Schubert (83.)