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Querpass

Zweitligisten zetteln Strukturwandel an


Von Luca Adolph

(12.10.22) Was will man mehr, als nach einer langen Saison ganz oben auf dem Treppchen zu stehen? Meister zu werden, ist doch einfach nur schön! Nur beim Volleyball scheint das nicht immer der Fall zu sein. Trotz gewonnener Meisterschaft in der 2. Bundesliga Nord wollten die Damen der Skurios Volleys Borken nämlicht nicht in der 1. Liga dabei sein. Das Gefälle zur 1. Bundesliga ist einfach zu groß. Aus organisatorischen, sportlichen und finanziellen Gründen stiegen bisher kaum Mannschaften ins Oberhaus auf. Jetzt ergreifen die Bundesligisten aber die Initiative und brechen gemeinsam mit dem Verband die Strukturen darunter auf.

Schlappe zwei Teams stiegen in den vergangenen fünf Saisons aus der zweigleisigen Zweitklasse in die 1. Bundesliga auf. Dabei hätten in den beiden Staffeln Nord und Süd insgesamt zehnmal Meisterinnen nach oben gedurft. Besonders aus dem Norden wartet die höchste deutsche Spielklasse nun seit gefühlten Ewigkeiten auf Nachwuchs. Zuletzt wagte sich hier nur der TSV Bayer 04 Leverkusen im Jahr 2011 hoch. Daher schrauben Vereine und VBL nun an einem Gerüst, durch das es den Mannschaften leichter fallen soll, den Weg in die 1. Bundesliga zu erklimmen.

Ex-Handballer Dennis Herter packt an und koordiniert die Projektleitung der 2. Bundesliga Pro.
Foto: Falk Weiß

Pro-Liga steckt in den Startlöchern

Mit der 2. Bundesliga Pro bastelt VBL-Projektleiter Dennis Herter gerade mit den betreffenden Teams an einem Konzept, das die Lücke zwischen den beiden höchsten Volleyball-Ligen wohl kleiner und den Übergang so geschmeidiger werden lässt. Zuletzt wollten in den abgelaufenen fünf Spielzeiten alle außer zwei Meisterinnen in ihrer Liga verweilen und wohl eine Dresche wie die vom Süd-Aufsteiger VC Neuwied bei nur einem Erstliga-Punkt im Vorjahr vermeiden. Außerdem waren weitere Anfahrtswege bei einem Aufstieg ein Problem. Dagegen möchte die VBL nun vorgehen und dem Anstoß der Bundesligisten nachgehen. "Der Impuls, eine veränderte Ligenstruktur zu installieren, kam von den Mannschaften. Aufsichtsrat, Clubs und VBL-Center haben dann in einem gemeinsamen Prozess ein entsprechendes Konzept entwickelt", sagt Herter, der seit anderthalb Jahren die Projektentwicklung in der 2. Bundesliga vorantreibt.

Zwölf Teams plus zwei Mannschaften mit Sonderspielrecht sollen die 2. Bundesliga Pro in der Saison 2023/24 bestücken. Gespräche mit rund fünfzehn Teams wurden dabei schon intensiviert. Mitte November soll es dann Klarheit darüber geben, ob die neue Liga eingeführt wird. Fakt ist schon jetzt, dass es eine verpflichtende Aufstiegsregelung gäbe, bei der bestimmte Mechanismen greifen, wenn die Vereine wiederholt nicht aufsteigen würden. Im Gegenzug könnte es in der 1. Bundesliga dann auch Absteiger geben und die sportliche Ordnung langfristig hergestellt werden.

Fehlende Brücke zu unteren Ligen

Auf ihren Aufstieg verzichteten die Meisterinnen der Skurios Volleys Borken zuletzt bedacht aus finanziellen Gründen und ließen es zunächst langsam angehen. Laut Teammanager Ulrich Seyer gehe es dafür in dieser Saison hoch, sofern es ihnen sportlich gelinge: "Wir haben uns weiterentwickelt und wollen die Herausforderung annehmen. Vor Jahren hätte kaum einer gedacht, dass wir uns in der Liga etablieren. Nun würden wir gern in die 1. Liga aufsteigen. Wenn es sportlich nicht klappt, wäre die Pro-Liga definitiv eine Alternative." Etatmäßig gehen die Volleys in ihrer Liga sicher vorweg und liegen aktuell auch leistungsmäßig auf Kurs. Kommende Saison möchte der Spitzenreiter den Klassenerhalt dann mit 500.000-750.000 Euro stemmen und noch vor der Einführung der Pro-Liga mal wieder einen Aufsteiger aus der Nord-Staffel stellen.

Von solchen Zahlen kann der BSV Ostbevern hingegen nur träumen. Strukturell möchte der Rückkehrer in die 2. Bundesliga zunächst noch aufbessern und würde den Blick zudem gern mehr für die unteren Ligen schärfen. "Ich kann gut verstehen, dass die VBL damit eine Einstiegsbrücke bauen möchte. Allerdings würde ich mir wünschen, dass sie auch die Breite weiter stärken und habe eher die Befürchtung, dass sich an der Diskrepanz zwischen der aktuellen 2. und 3. Liga erstmal nichts ändert", sagt BSV-Trainer Dominik Münch.

Auswirkungen auf den Unterbau

Damit die Gap erstmal zwischen den beiden oberen Ligen verkleinert wird, hilft die VBL gerade fleißig mit. Bezüglich der weiteren Fahrten tüftelt sie beispielsweise an einem Konzept, das es Teams mit längeren Strecken einfacher werden lässt. Ferner würden sich die Lizenzgebühren auf dem Level der 2. Bundesliga belaufen. Nur bei drei klaren Fokusthemen liegen die Lizenzanforderungen, die die Clubs erfüllen müssen, oberhalb der aktuellen in der 2. Bundesliga. So gebe es neben der klaren Regelung zum Aufstieg verpflichtende Regelungen zur Verbesserung des medialen Erlebnisses und zur Aufwertung der Spielhallen, wie Herter verrät. Ob das Projekt in der nächsten Saison wirklich realisiert wird, entscheidet sich dann kommenden Monat, wenn es bei der Bundesliga-Versammlung (11.11.) eine klare Mehrheit gibt. Segnet die DVV-Mitgliederversammlung die Strukturreform dann acht Tage später ab, wäre es fix und bei den Damen ginge sodann eine neue Spielklasse an den Start.

Dementsprechend würde sich auch für die unteren Ligen etwas ändern. Absteiger aus den 2. Bundesligen Nord wie Süd gäbe es demnach nicht mehr. Aus den Dritten Ligen würden diese dadurch fleißig aufgefüllt. Auch für den Spielbetrieb in der Regionalliga kündigen sich dann Änderungen an. Hier gibt sich WVV-Spielwart Marcel Middendorf jedoch erstmal zurückhaltend: "Gemäß Bundesspielordnung sollen die Dritten und Regionalligen zwölf Teams beinhalten. Wegen Corona ist es aktuell aber noch anders. Es kann daher sein, dass die neue Liga zur Regulierung der bisherigen Überfüllung in DL und RL genutzt werden kann. Genau abschätzen, kann man das aber noch nicht."

Ob die Lücke zwischen den Ligen mit der 2. Bundesliga Pro dann wirklich verkleinert wird, steht auf einem noch leeren Blatt Papier. Im Unterschied zu den meisten Bundesligisten, können es sich die Spielerinnen darunter oft berufsbedingt nicht leisten, tagtäglich zu trainieren. Darüber ist sich Projektleiter Herter aber durchaus bewusst: "Wir müssen darüber nachdenken, wie wir die Teams unterstützen können, die sich professionalisieren wollen und halten eine neue Liga dabei für den richtigen Schritt. Eine Garantie dafür, dass es dadurch immer einen Aufsteiger gibt, können wir nicht geben, versuchen es aber anzustreben."

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