Querpass

Paul Kolk (M.) und der TV Emsdetten durften sich bislang nur daheim über Punkte freuen. Wird sich das beim HSV am Samstag ändern? Foto: Steinigeweg

Schneller Abschied vom Olymp


Von Jan Steinigeweg

(11.12.20) Manchmal liegen Glück und Leid ganz eng beieinander. Oder auch nur wenige Jahre auseinander. Als bestes Beispiel für dieses Szenario im Deutschen Handball gilt wohl der kommende Gegner des TV Emsdetten in der 2. Handball-Bundesliga. Denn diese Erfahrung machten alle, die es mit dem HSV Hamburg hielten im Laufe der 2010er Jahre auf schmerzliche Weise. Nach traumhaftem Start ins Jahrzehnt mit der Deutschen Meisterschaft 2011 und dem Gewinn der Champions League gegen den FC Barcelona 2013 hatte der HSV den Handball-Olymp erklommen. Doch nur drei Jahre später kam der tiefe Fall. Ein Insolvenzverfahren lief gegen den verschuldeten Verein und Mitte der Saison 2015/16 stand der HSV dann nicht nur ohne Geld, sondern auch ohne Spieler da. Die sofortige Abmeldung vom Spielbetrieb folgte unweigerlich.

Da die HSV-Reserve in der angesprochenen Saison die Meisterschaft in der Oberliga errang, erfolgte der Neustart anschließend in der Dritten Liga. Nach einer Eingewöhnungssaison stiegen die Hamburger dann in der Spielzeit 2017/18 in die 2. Bundesliga auf, in der sie nun in die zweite Saison gehen. Wie viel vom Glanz der alten Tage ist aktuell noch da? Oder anders gefragt, kommt er so langsam wieder? "Der Glanz ist natürlich so ein bisschen weg", sagt TVE-Coach Aaron Ziercke. Aber durch den in den vergangenen Jahren eng gesteckten Finanzrahmen habe sich der HSV eine junge, homogene und ehrgeizige Truppe aufgebaut. So wurde quasi aus er Not eine Tugend gemacht. "Da wächst was zusammen. Wenn sie es schaffen, die Mannschaft zusammenzuhalten, dann traue ich ihnen auch wieder die 1. Liga zu", verrät Ziercke.

Bereitschaft zum Zugreifen

Momentan steht Hamburg auf dem 2. Tabellenplatz und gewann sieben der neun Saisonspiele. Es wird also eine schwere Aufgabe für den auswärts punktlosen TVE, etwas Zählbares von der Elbe mitzunehmen. "Ich glaube, wir müssen über die Favoritenrolle nicht sprechen. Aber ich möchte von meiner Mannschaft die Bereitschaft haben, zuzugreifen, wenn Hamburg schwächeln sollte", so der Coach. Denn gerade auswärts wäre schon in einigen Partien mehr drin gewesen. In entscheidenden Momenten zeigten sich die Dettener aber noch zu grün hinter den Ohren und mussten sich so meist knapp geschlagen geben. Deshalb herrscht noch gähnende Leere auf dem Auswärtspunkte-Konto.

Die Personalsituation in Emsdetten hat sich im Laufe der Woche ein wenig entspannt. Johannes Wasielewski hat das Training nach seiner Fußverletzung wieder aufgenommen und Sven Weßeling hat einen Infekt, der ihn im vergangenen Spiel noch beeinträchtigte, vollständig auskuriert. Bei Wasielewski wird der finale Belastungstest im Training heute Abend anstehen. Aber Ziercke ist zuversichtlich, dass sein Mann für den rechten Rückraum dem Team zumindest ein paar Minuten gegen den HSV helfen kann. Den Schwung aus dem Heimsieg gegen die SG BBM Bietigheim müssen dien Dettener mit zum HSV nehmen. "Wir haben unser Spiel stabilisiert und müssen sehen, wohin es gehen kann", sagt Ziercke. Erstmal auf jeden Fall mit dem Bus auf der A1 in Richtung Norden.