Verbandsliga 2

Albert Kreismann: Mit seinen 23 Lenzen ist er schon ein alter Hase in der jungen Mannschaft des TV Verl. Foto: Teipel

Jugendstil statt teurer Spieler


Von Nils Uhlig

(18.09.20) Beim TV Verl hat sich in den letzten Jahren einiges getan. 2010 spielte der Turnverein vom Ölbach noch in der Oberliga. Trainer war damals der ehemalige Lemgoer Bundesliga-Profi Jens Freier. Auch der Kader kostete viel Geld. Doch mit weniger vollen Taschen ging es auch sukzessive bergab. Allmählich kam es zum Umdenken bei den Verantwortlichen. Das noch vorhandene Geld fließt nun hauptsächlich in die Jugendtrainer-Ausbildung. Mit einem Durchschnittsalter von nur 20 Jahren will der souveräne Landesliga-Meister nun auch in der Verbandsliga für Furore sorgen.

"Ich habe als Spieler ab 2009 noch die Ausläufer in Verl mitbekommen. Da hat sich der ein oder andere schon einen ganz guten Schein eingesteckt fürs Handball spielen", erklärt der heutige Trainer Thomas Fröbel. Als einer der wenigen damaligen Spieler blieb er den Verlern treu und wurde, nach einigen schweren Verletzungen, vor zwei Jahren schließlich Coach des damaligen Landesligisten. "Inzwischen haben wir eine Mannschaft, in der nur drei Spieler nicht aus der eigenen Jugend kommen", freut sich Fröbel über die gute Jugendarbeit der letzten Jahre. Besonders aus dem eigenen Verein kommen nun immer mehr Lizenztrainer, die sich für den TV Verl engagieren. Die Folge: Die weibliche A-Jugend schaffte den Sprung in die Bundesliga, die männliche A scheiterte nur knapp trotz Punkt- und Torgleichheit am jetzigen Bundesligisten Altenhagen-Heepen und wird in der Oberliga an den Start gehen.

Mit 23 Jahren fest im Team alt

Die eigene Unerfahrenheit könne natürlich Gefahren mit sich bringen, doch in Verl traut man der Mannschaft um Spielmacher Alexander Wiese den Klassenerhalt in der Verbandsliga zu. "Ich denke, es wird in den nächsten Jahren generell immer schwerer Spieler zu anderen Vereinen zu locken und da haben wir mit unserer Jugendarbeit natürlich etwas wovon wir hoffentlich noch lange zehren können", sagt der auch erst 30-jährige Fröbel. Kreisläufer Albert Kreismann ist einer der wenigen externen Zugänge und gehört mit seinen 23 Jahren schon fest zu Team alt bei der Mannschaft von der Sankt-Anna-Straße.

Der gebürtige Bielefelder kam vor zwei Jahren von Oberligist Harsewinkel, wo er nicht die erhoffte Spielzeit bekam. In der vergangenen, verkürzten Saison war er mit 131 Toren bester Werfer des Meisters und übernimmt auch vom Siebenmeterstrich die Verantwortung. "Ich nehme mir im Training schon mal die jüngeren Leute an die Hand, aber da gibt es mit Wiese und Jogereit auch Rückraumspieler, die das gut machen", erläutert Kreismann die Hierarchie in seiner Mannschaft.

Von sich selbst erwartet er eine noch bessere Abschlussquote, was bei einer Siebenmeterquote von 85 Prozent schwierig wird. Die jungen Spieler indes seien alle willig und hätten Bock. Und dann sei da noch Tim Reithage, falls mal jemand die Zügel schleifen lässt. "Der kann in der Abwehr alles decken und scheißt uns auch mal richtig zusammen", hat der Kreisläufer Respekt vor dem 30-jährigen Abwehrstrategen. Die junge Verler Mannschaft will weiterhin aggressiv verteidigen. Ob im 3:2:1- oder im 6:0-Verbund, Laufbereitschaft ist ein Credo der Ölbach-Crew. So soll es auch möglichst schnell nach vorne gehen, um dem Team einfache Tore über die erste und zweite Phase zu ermöglichen. Und wenn die Mannschaft im Durchbruch doch gestoppt wird, dann ist der abgezockte "Routinier" Albert Kreismann aus sieben Metern zur Stelle.