Kreisliga A1 MS

Obschon die bisherige Trainer-Laufbahn von Slawa Bodnar und Daniel Averbeck (kl. Bild) sportlich wohl auf dem letzten Platz enden wird, nehmen die beiden Coaching-Novizen des SC Hoetmar viele positive Erinnerungen mit.

"Wenn, dann nur in Hoetmar..."


Von Christian Lehmann

(28.04.20) Dass die Saison 2019/20 nun zu 99,9 Prozent beendet ist, hat auch Konsequenzen für Daniel Averbeck und Slawa Bodnar. Die Premieren-Spielzeit der beiden Trainer-Novizen ist damit abrupt beendet - und das auf dem letzten Platz. Es ist durchaus möglich, dass wir das Duo, das bekanntlich von Dennis Hermann und Denny Dürre abgelöst wird (wir berichteten), nie wieder an der Seitenlinie sehen. Im Interview schlossen die beiden Hoetmarer Urgesteine jedoch nichts.

 

Hallo Daniel, hallo Slawa! Es sieht stark danach aus, dass euer Trainer-Engagement beim SC Hoetmar nach 20 Spielen abrupt endet. Wie fühlt sich das an?

Averbeck: Es fühlt sich sehr schlecht an, dass wir noch nicht mal ein komplettes Jahr lang zeigen konnten, was in uns steckt. Es war eine turbulente Saison. Nach der Hinrunde waren wir auf einem Nichtabstiegsplatz, zuletzt dann Tabellenletzter. Ich bin mir aber sicher, dass wir den Klassenerhalt geschafft hätten.

Bodnar: Es ist sehr schade, wobei wir beide schon damit gerechnet haben, dass es nicht mehr weitergeht. Das ist extrem bitter, weil wir uns auf die letzten Spiele gefreut haben und wir die Jungs super gerne sehen. Das werden wir schon vermissen, für mich ist es auch noch nicht greifbar. Sobald das wieder möglich ist, werden wir uns sicherlich auch zumindest nochmal für einen Tag treffen. Wir kennen die Jungs jetzt schon über zehn Jahre. Ob man sich einfach nur am Platz trifft, ein bisschen pölt, grillt und ein Bier trinkt oder doch eine gemeinsame Fahrt macht - da wird es definitiv noch ein Wiedersehen geben.

 

Ist es denn zumindest ein kleiner Trost, dass ihr vermutlich mit dem Klassenerhalt ausscheidet?

Averbeck: Das ist wirklich das einzig Positive.

Bodnar: Wir sind sehr froh darüber, dass der SC Hoetmar auch in der nächsten Saison noch in der A-Liga spielt. Mit der Tabellenkonstellation sind wir nicht zufrieden, weil wir gerne bewiesen hätten, dass wir da unten nicht hingehören. Ich hoffe, dass wir aus dieser Spielzeit lernen. Wir hatten schon einmal so ein knappes Jahr und haben eine Saison darauf frühzeitig die Punkte für den Klassenerhalt gesichert. Vielleicht ist das ja das Positive daran, dass wir nochmal mit einem blauen Auge davongekommen sind. 

 

Warum hört ihr nach nur einem Jahr schon wieder auf? In der Mitteilung des Vereins gab es dazu die klassische Formulierung "berufliche und private Gründe" zu lesen...

Averbeck: Das stimmt wirklich so. Wir sind beide beruflich in Zukunft deutlich mehr eingespannt, als es vielleicht im letzten Jahr abzusehen war. Wir wollen auf jedes Training und Spiel zu 100 Prozent vorbereitet sein. Weniger geht nicht, und das können wir einfach nicht mehr gewährleisten. Es ist unabhängig von der Tabellensituation. Für mich persönlich ist es zudem so, dass ich Ende Juni zum ersten Mal Vater werden. Es ist schwierig, kurz nach dem geplanten Entbindungstermin eine Vorbereitung auf die Beine zu stellen und nicht nur zeitlich, sondern auch vom Kopf her da zu sein. Ich bin jetzt 33 Jahre alt, nach 28 Jahren Fußball ist es auch mal an der Zeit, für die Familie da zu sein.

Bodnar: Bei mir ist es so, dass beruflich die Verantwortung und der Zeitaufwand von Jahr zu Jahr wachsen. Wir gehören einem amerikanischen Mutterkonzern an, durch die Zeitverschiebung fällt das Zeitfenster, in dem man sich mit den Kollegen abstimmen kann, häufig in die Trainingszeit. Ich musste mich deshalb zuletzt sogar hin und wieder nach dem Training noch an den Rechner setzen. Das ist langfristig einfach nicht mehr machbar. 

 

Was nehmt ihr aus eurem leider nur sehr kurzen Trainer-Intermezzo mit?

Averbeck: Es war eine intensive, aber auch lehrreiche Zeit. Es ist schon eine große Verantwortung, eine erste Mannschaft zu führen. Es war ein schönes Gefühl, zu sehen, wenn das Team die Inhalte, die wir im Training geübt haben, im Spiel umgesetzt hat. Obwohl wir nicht so erfolgreich waren, wie wir es uns vor der Saison erhofft hatten, hat es immer Spaß gemacht. Wir haben eine super Truppe, die Jungs haben die neue Situation im Juli auch super angenommen, als wir quasi von der Spieler- in die Trainerrolle geschlüpft sind. Da gab es überhaupt keine Probleme, was das Thema Respekt angeht. Da kann man nur ein großes Kompliment aussprechen. Aus meiner Zeit als Spieler nehme ich vor allem viele Freundschaften mit. Ich habe ein paar Vereine gesehen (RW Alverskirchen, Warendorfer SU, SC Everswinkel, GW Westkirchen, SC Hoetmar, Anm.). Zu vielen Menschen, die mich begleitet haben, besteht immer noch sehr guter Kontakt.

Bodnar: Der zeitliche Aufwand als Trainer ist jedenfalls viel größer als der des Spielers. Das habe ich jetzt gelernt. Es ist gut, dass ich jetzt die ersten Erfahrungen gesammelt habe. Man nimmt sich besonders viel Zeit, die Dinge vorzubereiten. Wenn man irgendwann wieder locker an die Sache rangehen kann, helfen diese Erfahrungen einem sicherlich.

 

Wollt ihr in absehbarer Zeit nochmal als Trainer arbeiten? Oder ist das Buch endgültig zu?

Averbeck: Zu ist das Buch nie, dafür war Fußball immer ein viel zu großer Bestandteil meines Lebens. Ich werde, so oft es geht, sonntags am Platz zu sein, aber auch versuchen, ohne klar zu kommen. Je nach privater Situation und Aufgabe könnte ich es mir schon vorstellen, irgendwann mal wieder als Trainer zu arbeiten. Aber dann müsste auch wirklich alles passen.

Bodnar: Irgendwann vielleicht. Ich kann's mir durchaus vorstellen. Wenn, dann aber auch nur für den SC Hoetmar. Es muss auch nicht die Erste sein. Mal sehen, was sicher ergibt.

 

Die Mannschaft wird in der kommenden Saison zwangsläufig ein neues Gesicht bekommen. Dennis Hermann und Denny Dürre bringen mehrere Spieler von SuS Ennigerloh gleich mit. Was traut ihr der Mannschaft in der Zukunft zu?

Averbeck: Mir liegt sehr viel am SC Hoetmar, deshalb bin ich super happy mit diesem Trainerteam. Man hat gesehen, was Dennis mit seinem Team in Ennigerloh auf die Beine gestellt hat. Das ist mit einem Verein, der ähnlich strukturiert ist wie der SC Hoetmar, eine super Sache. Ich glaube, dass das Trainerteam perfekt zu uns passt und gehe davon aus, dass die Mannschaft im nächsten Jahr nichts mit dem Abstieg zu tun haben wird. Dennis steht für langfristige Arbeit, das ist das, was wir brauchen - und eigentlich auch selbst wollten. Dass Slawa und ich aufhören, hat ja auch weder sportliche noch zwischenmenschliche Gründe. Unsere Planung sah auch anders aus. Deshalb ist es gut, dass jemand kommt, der nachhaltig denkt und arbeitet.

Bodnar: Dennis war in Ennigerloh sehr erfolgreich. Wir haben uns schon mal unterhalten, er macht einen super vernünftigen Eindruck und scheint genau zu wissen, was er machen muss. Das haben wir im Testspiel durchaus wahrgenommen. Ich als Spieler hätte mich wahnsinnig auf ihn gefreut. Dass er jetzt auch noch mit Denny das Trainerteam bildet, ist klasse. Ich bin gespannt, wie er das machen wird und werde bestimmt das eine oder andere Mal zum Zugucken kommen. Der Klassenerhalt ist in Hoetmar immer das erste Ziel. Ich hoffe, dass dieses Ziel früh erreicht ist und man langfristig andere angreifen kann.