Kreisliga A3 MS

Auf dem Platz konnte Gerrit Rolwes (r.) auch mal ein "Nickel" sein, als Trainer ruht der Nienberger in sich.

"Habe mir selbst oft nicht gefallen"


Von Christian Lehmann

(22.07.20) Quasi aus der "kalten Hose" ist der SC Nienberge am vergangenen Samstag in die Saisonvorbereitung eingestiegen - mit einem Testspiel beim Borghorster FC II. Obwohl die Mannschaft zuvor noch nicht zusammen trainiert hatte und nahezu ein halbes Dutzend Leistungsträger fehlte (Philipp Klumpe, Bene Oskamp, Patrik Meyer, Romano Severin, Patrick Goecke, ...), sah das beim 3:1-Erfolg schon durchaus ansprechend aus. 

"Ich war sehr positiv überrascht. Es war ein richtig gutes Gefühl, wieder auf dem Platz zu sein", verrät uns Rolwes, für den der Auftakt vor rund 120 Zuschauern auch eine kleine Feuerprobe war. Natürlich hat er schon Jugendteams an der Feldstiege gecoacht, natürlich war er jahrelang Führungsspieler - aber Trainer der ersten Mannschaft, das ist dann doch nochmal eine andere Hausnummer. Ein paar Hinweise zu den gewünschten Pressing-Zonen gab der neue Coach seinen Jungs mit auf den Weg, ansonsten hielt er es wie Kaiser Franz: "Geht's raus uns spielt's Fußball!" 

Zwei Spielsysteme sollen sitzen

Der Trainer Rolwes vertritt die Auffassung, dass ein Kreisliga A-Team zumindest zwei Spielsysteme bestmöglich verinnerlicht haben sollte, deshalb möchte er in den kommenden Wochen auch ein bisschen was ausprobieren. "Ich bin eigentlich ein Verfechter der Viererkette, ich habe in den vergangenen Jahren aber auch die Dreierkette schätzen gelernt", sagt er. In der ausgeglichenen Kreisliga A3 möchte Rolwes vor allem nicht unten reinrutschen - und darüber hinaus den Zuschauern den Weg nach Nienberge schmackhaft machen. "Ich sehe das für uns als Findungsjahr. Wir möchten ansehnlichen Fußball für alle Beteiligten zeigen, dabei nehme ich es notfalls auch in Kauf, mal das eine oder andere Spiel zu verlieren." Wenn das klappt und die Truppe auf einem einstelligen Tabellenplatz einlaufen sollte, wäre der Neu-Coach voll zufrieden.

Kurze Fahrtzeiten, bekannte Gegner - die neue 13er-Staffel sagt Rolwes zu. "Es ist schön, gegen die Jungs zu spielen, die man freitags auch mal beim Feiern trifft. Ich bin vor allem froh, dass wieder Fußball gespielt wird. Wenn das in dieser Konstellation am besten möglich ist, begrüße ich das." Sein ehemaliges Team, den BSV Roxel II, sieht er in der Liga ganz vorne - "auch wenn die Trainer das nicht gerne hören werden", schiebt er grinsend hinterher. Auch Westfalia Kinderhaus II ("Wenn Mo Knemeyer spielen sollte, wird er Spiele entscheiden") und SW Havixbeck traut er eine gute Rolle zu. Vor allen anderen Teams brauche sich seine Band aber nicht verstecken. "Ich glaube, dass man viele Mannschaften in der Liga bei guter Tagesform schlagen kann. Die Frage ist nur, wie oft wir eine gute Tagesform abrufen können..."

Wette mit Lasse Schäfers

Als klassischer Spielertrainer möchte Rolwes nicht agieren, zumal er sich bewusst ist, dass bei ihm in der Vergangenheit der Grat zwischen Lautsprecher und Stinkstiefel mitunter schmal war. "Ich habe mir auf dem Platz oft selber nicht gefallen. Als Trainer bin ich viel reflektierter, viel positiver und nicht so emotional." Dass er mit einigen seiner Spieler früher selbst auf dem Platz stand, sei überhaupt kein Problem. Seinen Pass möchte Rolwes zwar für den Notfall in Nienberge hinterlegen, Einsätze auf dem Feld sollen aber die absolute Ausnahme sein. "Als spielender Trainer musst Du schon überqualifiziert sein. Ansonsten machst Du dich angreifbar, wenn Du mal nicht gut spielst."

Das sind Aussagen, über die Lasse Schäfers nur schmunzeln kann. Der ehemalige SCN-Spieler und Mitbewohner von Rolwes hat mit dem WG-Kumpanen eine Wette abgeschlossen, dass dieser es doch nicht lassen kann und in der bevorstehenden Saison mindestens 15 Spiele bestreiten werde. Rolwes ist sich sicher: "Die Wette habe ich schon gewonnen..."