Querpass

Die Münsteranerin, Maria Luisa Grohs, wagt im Sommer ein neues Abenteuer beim FC Bayern München.

"Ich kann einfach nicht genug bekommen."

Von Theresa van den Berg

(24.05.19) Jeden Tag trainieren, Extraschichten nach dem eigentlichen Training - für viele wäre das neben der Schule oder dem Beruf, Freunden und Familie zu viel. Für Maria Luisa Grohs ist das Alltag. Seit fast drei Jahren verbringt die 18-Jährige jede freie Minute auf dem Fußballplatz. Das hat sich ausgezahlt. Nachdem die Torhüterin zuletzt beim VfL Bochum in der Regionaliga zwischen den Pfosten stand, zieht es sie im Sommer nach München. Es geht zur Reserve des FC Bayern München, die jüngst die Meisterschaft in der zweiten Bundesliga feierte. 

Wie sie das geschafft hat? Mit Talent und vor allem Ehrgeiz kämpfte sie sich durch. Zunächst bei den Jungs des 1. FC Gievenbeck, dann in der U-17 Juniorinnen Bundesliga und bei den Damen des VfL Bochums. "Ich habe viel trainiert, auch außerhalb der Trainingszeiten alleine auf dem Platz", erzählt die 18-Jährige, die zur Zeit ihr Abitur an der Marienschule macht. Was ihre Stärken angeht, sind sich Maria, die von allen nur Mala genannt wird, und ihr jetziger Trainer Paul Müller einig: das Mitspielen, Eins gegen Eins Situationen und ihre Reaktion auf der Linie. Auch ihre Athletik sei beachtlich, was dem jahrelangen Training mit den Jungs zu verdanken sei. "An meinem schwächeren linken Fuß muss ich allerdings noch arbeiten", gibt sich die Schülerin selbstkritisch. An Selbstbewusstsein mangelt es der Münsteranerin aber nicht und so will sie sich auch bei ihrem neuen Verein von hinten heraus einbringen und ihre Mitspielerinnen anleiten. 

"Wenn du dein Abi hast, dann melde dich mal."

Aber wie gerät ein junges Mädchen aus Nordrhein-Westfalen überhaupt in das Visier der Münchener? Ausschlaggebend sei auch ihre Nationalmannschaftslaufbahn gewesen. "Da schauen sich die großen Vereine natürlich immer mal um." Was in der U15 begann, fand 2018 mit der U17-EM und WM seinen vorläufigen Höhepunkt. Den ersten Gedanken an den Profifußball verschwendete sie mit ihrer Einladung zur U15-Nationalmannschaft. Das kam genauso wie die Kreisauswahl für das junge Talent total unerwartet. "Ich habe nicht mit der Kreisauswahl gerechnet und auch nicht mit der Nationalmannschaft. Jede kleine Stufe war schon wow", sagt sie ganz bescheiden.

Den tatsächlichen Kontakt stellte allerdings Malas ehemaliger Bochumer B-Juniorinnen Trainer Daniel Brink her. "Bei meinem Praktikum in München konnte ich aufgrund des Schnees nicht trainieren. Da hat Daniel vorgeschlagen, ich soll bei der U17 von Bayern mittrainieren." Da diese aber zu der Zeit in der Halle war, wurde sie glatt zu den Frauen geschickt - mit Erfolg. Sie hinterließ einen bleibenden Eindruck bei Torwarttrainer Peter Kargus. "Er sagte zu mir: Mach erst einmal dein Abitur und melde dich dann." Gesagt, getan - und so stand sie im Januar zum Probetraining auf dem Platz. Kargus wird auch in der kommenden Saison ihr Torwarttrainer sein und die Keeperinnen der Ersten und Zweiten auf dem hochmodernen FC Bayern Campus in Topform bringen.

Ziel: erste Mannschaft

Andere Angebote hatte die Torhüterin natürlich auch. Namhafte Vereine wie der FFC Frankfurt, die SGS Essen und der FSV Gütersloh klopften an ihrer Tür. Sie entschied sich vorerst gegen die erste Liga und für die Bayern. "Ich bin so jung, da würde ich erst einmal nur auf der Bank sitzen." Die Spielpraxis war ihr wichtiger und noch etwas sprach für die Münchenerinnen: ihr Studium der Luft- und Raumfahrttechnik. "Die Verbindung von Fußball und Studium war nur in München möglich", sagt sie und betont: " Ich versuche die Vorlesungen zu besuchen, die in den Zeitplan passen. Der Sport wird aber an erster Stelle stehen."

Und Mala wäre nicht Mala, wenn ihr Ziel nicht die Bundesligamannschaft wäre. "Irgendwann möchte ich mich in der Ersten durchsetzen", sagt sie selbstbewusst. Zweite, der Sprung in den Kader der Ersten und dann letztendlich auch Spielzeit dort bekommen, so sieht der Plan aus. Sie gibt sich aber geduldig, denn die 18-Jährige weiß: "Einen Torwart mit langjähriger Erfahrung wechselt man nicht so schnell."