Ein wenig Resthoffnung auf den Titel ist noch da bei Stefan Rupprecht und GW Rheine.

"Ärgerlich, dass wir's so verbockt haben!"


von Christian Lehmann

(17.05.18) Hätte Grün-Weiß Rheine in den vergangenen vier Wochen die eigenen Hausaufgaben gemacht, würde die Truppe von Lennart Rading nun wohl unmittelbar vor dem Titelgewinn stehen. Nach vier Pleiten in Serie und dem Gewitter-Ausfall der Partie gegen den SC Preußen Borghorst sind die Schotthocker nur noch im Rennen, weil auch die Konkurrenz aus Horstmar patzte. Sechs Punkte Vorsprung, aber ein Spiel mehr auf dem Konto hat der Primus. Vor dem Saison-Endspurt, der dem Tabellenzweiten drei Spiele binnen sechs Tagen beschert, wollen sich die Männer aus Rheines Norden nicht vorwerfen lassen, nicht alles versucht zu haben, um den designierten Meister noch abzufangen.

"Es ist ein bisschen ärgerlich, dass wir's so verbockt haben!", sagt Kapitän Stefan Rupprecht. Wieder war die Rückrunde des einstigen Herbstmeisters deutlich schwächer als die erste Hälfte der Saison, wenngleich es in der Tabelle nicht so weit nach unten ging wie in der Vorjahren für den Bezirksliga-Absteiger von 2014. Vor allem die 2:4-Pleite beim Kellerkind St. Arnold hat dem GW-Routinier auf den Magen geschlagen. "So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagt er. Weil Horstmar jedoch mit eben jenem erstarkten TuS und dem Erzrivalen Westfalia Leer noch zwei echte Kaliber vor der Brust hat, schreibt "Rupi" den Titel noch nicht ganz ab. "Wir spielen befreit auf. Und wenn ich nicht daran glauben würde, dass wir es noch packen können, bräuchte ich gar nicht mehr auf den Platz gehen."

Nicht nur positive Erfahrungen

Mit einem Sieg beim Tabellendritten Borussia Emsdetten kann Grün-Weiß Druck auf den Spitzenreiter ausüben und ihm bis auf drei Punkte auf den Pelz rücken. Trainer Lennart Rading setzt den Fokus derzeit allerdings woanders: "Wenn es am letzten Spieltag noch möglich ist, dann macht es Sinn, sich über die Meisterschaft Gedanken zu machen. Bis dahin wollen wir endlich mal wieder ein gutes Spiel machen." Das letzte ist schon ein wenig her, am 8. April gewann das Team mit 6:0 bei Neuenkirchens dritter Mannschaft. Vor dem Spielabbruch gegen Borghorst am Sonntag sah Rading aber immerhin wieder Kleinigkeiten, die ihn positiv stimmen. 

Egal, wie es ausgeht, zu seinem neuen Verein - der Coach übernimmt im Juli die U19 des FCE Rheine - nimmt Rading viele Erfahrungen mit. Nicht nur positive, wie er betont. "Die Mannschaft ist nicht mehr die große Einheit wie in der Hinrunde, einige Spieler haben sich rausgezogen." Das führte zu einem Bruch in Trainingsniveau und Trainingsbeteiligung. Auch das Verhalten bei ruhenden Bällen des Gegners nervt den analytischen Taktiker. "Wir haben ungelogen 80 Prozent unserer Gegentore nach Standards kassiert. Das ist mir viel zu billig und hat auch etwas mit Willen zu tun", moniert Rading.

Mit 36 Jahren in die Bezirksliga?

À propos Willen: Wäre es überhaupt dienlich, in der kommenden Saison ins Haifischbecken Bezirksliga zu springen? Dass diese Spielklasse es in sich hat, erfahren gerade Amisia, Hauenhorst und Neuenkirchen, die souveränen Aufsteiger der vergangenen Jahre. "Ich weiß nicht, ob ich mit 36 Jahren noch Bezirksliga spielen sollte", sagt Rupprecht lachend. Er wird dem Verein auf jeden Fall erhalten bleiben, ein paar Leistungsträger, etwa Christopher Francis Jones (SC Altenrheine), werden aber gehen.

Rading glaubt, dass er seinem Nachfolger Patrick Niemeyer im Aufstiegsfall ein Team übergeben wird, das "als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt wird. Aber das kann ja auch eine Chance sein. Beispiele von Vereinen, die das beflügelt hat, gibt es genug. Man denke nur an Blau-Weiß Aasee oder Preußen Borghorst. "Wenn die Mannschaft zusammensteht, ist vieles möglich", weiß Rading. Vielleicht ja auch noch in dieser Saison...