Kreisliga A Steinfurt

Florian Hacker (r) und seine Teamkollegen des FCE II können sich künftig nicht mehr vorm Coach verstecken. Ihre Leistungsdaten werden aufgezeichnet.

FCE-Reserve trägt jetzt Gürtel


von Alexander Eckrodt

(12.07.20) Schuhe anziehen, Trikot überstreifen und den Gürtel nicht vergessen. Ja, richtig gelesen. Die Kicker der zweiten Mannschaft von Eintracht Rheine werden bald mit einem Gürtel um den Körper bei ihren Spielen antreten. Dieser soll aber nicht verhindern, dass die Hose rutscht, sondern die Laufleistung der eigenen Spieler messen.

Die Idee hatte Rheines Trainer Benjamin Stichel. "Ich selbst mache viel Sport, gehe viel Laufen und nutze dabei auch solche Tracker. Ein Kumpel hat das dann mal irgendwie so erwähnt. Dann ich hab ich danach geguckt und dann hat sich das so weiter entwickelt", erklärt der Coach die Hintergründe.

Ein steiniger Weg im Vorfeld

Das ist ein Gürtel, den die Spieler vor dem Training oder Spiel anziehen. Der misst dann Laufleistung, intensive Läufe oder auch Sprintgeschwindigkeit. Zudem bietet es die Option, sich seine eigene Heatmap anzuschauen, um zu sehen, wo man sich auf dem Spielfeld am Meisten aufgehalten hat. Doch der Weg bis zum ersten Training mit der modernen Technik war ein steiniger.

"Um das zu finanzieren, musste ich Sponsoren suchen und dabei habe ich mir auch durchaus eine blutige Nase geholt", berichtet Stichel. Die Technik, wie sie nun bei seinem Team zum Einsatz kommt, koste schließlich über 3.000 Euro. Zu dieser Zeit aber einen Sponsor zu finden, war gar nicht so einfach. "Manche haben gesagt, es geht gerade nicht wegen Corona und wieder andere meinten, sie hätten vor kurzem schon etwas gezahlt. Es ist ja auch eine Menge Geld, aber am Ende haben sich Sponsoren gefunden."

Eine Technik, die begeistert

Die ganze Arbeit hat sich für den Übungsleiter aber definitiv gelohnt. Er leitete schon fünf Trainingseinheiten mit den 20 Gürteln. Diese sind aus einem elastischen Material. "Vor dem Training weise ich dann jedem Spieler einen Tracker zu und schreibe dann auf eine Liste, welcher Spieler welchen Tracker bekommen hat. Dann gebe ich die Namen in ein System ein und ich kann die Leistungsdaten sehen", zeigt er sich von der Technik begeistert. Dazu kommt, dass es unfassbar viel Spaß mache.

Mit den Ergebnissen der Technik bereitet Stichel dann auch das Training vor: "Bisher gibt es nach den wenigen Einheiten ja nur Tendenzen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dann zukünftig beim Training Spieler rauszuziehen, damit die auch mal mehr Dampf bekommen." Die Ergebnisse vergleicht er auch mit den Daten aus der Bundesliga, um herauszufinden, wie groß der Unterschied denn zwischen den Ligen wirklich ist. Doch der Wert eines einzelnen Akteurs ist natürlich nicht sinnbildlich für die gesamte Mannschaft. Stichel weist darauf ihn: "Im Team gibt es schon ein deutliches Gefälle. Da gibt es welche, die um die 25 bis 30 Prozent weniger laufen als der Beste." Auch wenn er bei den Spielern nicht nur die Laufleistung bewerten will, zeige es schon, wo die Stärken der Spieler liegen.

Willers:"Da merkst du nichts von!"

Auch den Protagonisten auf dem Platz gefällt die neue Technik. "Das hatte halt vorher keiner. Es ist schon cool, dass wir das dann als Zweite zuerst bekommen", erklärt Fabian Willers. Der Gürtel selbst sei außerdem nicht hinderlich im Spiel oder Training: "Da merkst du nichts von! Am Anfang hat man da vielleicht etwas mehr noch dran gedacht, aber beim Spiel ist das dann nicht mehr im Kopf." Zusätzlich, zu der Datenlieferung, spornt die Technik die Spieler auch noch an. "Wenn die Werte dann einen Tag später kommen, guckt man sich sein Ergebnis an und vergleicht es mit den Ergebnissen der anderen", meint Willers.

Ab jetzt kommt die Technik bei jedem Training und bei jedem Spiel zum Einsatz. Den Koffer mit den Gürteln nimmt Benjamin Stichel immer mit. Er rechnet damit, dass in Zukunft mehrere Vereine diese Technik nutzen werden. Das gäbe ganz neue Chancen in der Vorbereitung: "Dann hätte  man die Möglichkeit, die Daten auch mal untereinander zu vergleichen und zu gucken, wie weit sind die anderen so in der Vorbereitung."