Knipser verzweifelt gesucht

von Christian Lehmann

(11.11.20) Schon in der vergangenen Kreisliga A-Spielzeit wurde das Dilemma des Skiclub Rheine deutlich: Die Defensive des Aufsteigers von 2018 wird Oberhaus-Ansprüchen absolut gerecht, offensiv könnte das Team allerdings deutlich mehr Power gut gebrauchen. In der Saison 2019/20 riss Patrick Maganga die Quote mit seinen 15 von 29 Toren noch raus, doch der ist nun nicht mehr dabei. Und der "Club" sucht händeringend nach einem Torjäger - aber nicht um jeden Preis und auf Kosten der "Club-Tugenden".

Sieben Punkte und acht erzielte Tore in acht Spielen - das ist viel zu wenig, weiß auch Trainer Joel Marinho. "Wir hatten viele Spiele dabei, in denen wir mehr verdient hatten", betont dieser. Trotz des 0:4 in Ochtrup, bei dem die Mannschaft lange in Unterzahl agierte, kassierte die Mannschaft nur 13 Gegentreffer - zwei weniger als Spitzenreiter Borussia Emsdetten II. Kurz vor der Corona-Pause gelang der Truppe beim 2:1 gegen Eintracht Rodde aber immerhin schon mal der erste Saisonsieg. Dass nach dem abschließenden 2:2-Remis gegen den TuS St. Arnold die Saison unterbrochen wurde, kam dem Team nur bedingt zu Gute.

Verletzte steigen wieder ein

In den bisherigen Spielen hatte Marinho vor allem Romeo Kabutey, Jan Brüning, Patrick Engelkes, Niklas Heckmann und Giacomo Sandmann schmerzlich vermisst. "Wenn dir in dieser Liga solche Spieler fehlen, macht das schon einen Qualitätsunterschied aus", findet der Coach. Hoffnungsträger Giacomo Sandmann war kurz vor Saison-Beginn als Last-Minute-Rückkehrer vom SC Altenrheine gekommen, er zog sich aber gegen Westfalia Leer einen Außenbahndriss zu und war gerade wieder fit, als die Pause kam. Alle weiteren angeschlagenen Spieler könnten im Dezember, Januar oder Februar - wann auch immer es weitergehen mag - wieder voll einsteigen. 

Obwohl der Pass von Maganga noch beim "Club" liegt, ist für Marinho eine Rückkehr des Torjägers ausgeschlossen. "Das Ding ist durch. Es müssen jetzt andere herhalten", sagt er rigoros. Dabei könnte die Mannschaft einen Knipser doch so gut gebrauchen. Die meisten Tore erzielte bisher Ricardo Gomes - zwei waren es an der Zahl. An Qualität mangelt es jedoch eigentlich nicht, mit Norman Moß, Engelkes, Giacomo Sandmann, Ingo Kühs und Kabutey hat das Team reichlich gute Alternativen für die Offensivpositionen - sie müssen aber fit sein.

Giacomo und Sven Sandmann sind optimistisch

Hoffnung macht nicht nur die starke Defensive um den überragenden Schnapper Jan-Simon Hermes, Julian Brüning, Matthias Löcke, Moritz Pieplow und Co. Marinho erinnert sich nämlich, dass sein Team in den vergangenen beiden Jahren zu diesem Zeitpunkt deutlich schlechter da stand als aktuell. Platz 13 würde nach aktuellem Stand zum Klassenerhalt reichen. Außerdem hat die Mannschaft gegen vier der Top Five bereits gespielt: TuS Laer, GWA Rheine, FSV Ochtrup und Westfalia Leer. 

Der Glaube an die eigene Stärke ist auch teamintern ungebrochen. "Wir haben einen breiten, richtig guten Kader. Die Mannschaft ist homogen, es hat sich nicht viel verändert, als ich weg war", sagt etwa Giacomo Sandmann. "Wir mussten nur einfach zu viel durchwürfeln. Es wäre schön, wenn Joel und Marcel (Co-Trainer Rottewert, Anm.) in der Rückrunde auch mal aus dem Vollen schöpfen könnten." Priorität Nummer eins sei der Klassenerhalt. Das sieht auch Giacomos Cousin Sven Sandmann nicht anders. Der Sechser hatte im Sommer nach gefühlten Jahrhunderten "seinen" SC Altenrheine verlassen und fühlt sich schon jetzt heimisch. Nur sportlich darf es noch besser laufen. "So viele Verletzte in so kurzer Zeit habe ich in meiner Laufbahn noch nicht erlebt. Hätten wir alle Jungs durchgehend dabei gehabt, dann hätten wir auch besser getroffen." Was nicht war, kann ja noch werden...