Kreisliga A

Youngster Marcel Vollenbröker (r.) zählt zu den Leistungsträgern im Langenhorster Spiel. Er hat schon zweimal getroffen.

Blaue Augen, grüne Ohren


von Christian Lehmann

(03.12.20) Nach dem Aufstieg vor zweieinhalb Jahren hat die SpVgg Langenhorst-Welbergen äußerst eindrucksvoll bewiesen, dass sie eine Bereicherung für die Kreisliga A ist. Die Leichtigkeit und Euphorie des fabelhaften ersten Jahres ist inzwischen jedoch gewichen. Spätestens mit Beginn dieser Saison ist den Verantwortlichen klar, dass der Klassenerhalt das höchste der Gefühle ist - aus einleuchtenden Gründen.

Immerhin achtmal durften die Langenhorster in dieser Spielzeit bereits ran - bisher ist nicht ein einziger Sieg dabei herausgekommen. So nah dran wie kurz vor der Pause beim 3:3 gegen den TuS Laer und beim 4:4 gegen Westfalia Leer war die Mannschaft von Trainer Jens Wietheger selten zuvor. "Das drückt schon ein bisschen auf die Stimmung", räumt der Nachfolger von Thorsten Bäumer ein. "Wir sind manchmal einfach noch zu blauäugig und zu grün hinter den Ohren. Da tritt man nach dem Spiel auch schon mal eine Flasche kaputt", sagt der Spielertrainer, der am liebsten nur noch von der Bank aus zuschauen würde, aber schon viermal ran musste. 

Düker und Holtmann fehlen

Der Wechsel von Dominik Düker hat dem Team extrem wehgetan, er war das Herz des Langenhorster Spiels und zeigt nun beim Ortsrivalen, wie wertvoll er ist. Zudem fehlt Alex Holtmann aufgrund einer komplizierten Knöchelblessur langfristig und auf unbestimmte Zeit. "Wir mussten brutale Einschnitte machen, das waren tragende Säulen in unserem Spiel", sagt Wiethegers Trainer-Kompagnon Thomas Fraundörfer, der inzwischen schon seit drei Jahren im Verein ist. "Eigentlich ist alles gut, auch wenn das Tabellenbild derzeit etwas anderes sagt. Uns fehlt allerdings das Sprachrohr auf dem Feld."

Neuzugänge holte der Verein - Wietheger ausgenommen - in diesem Sommer nicht von außen hinzu, stattdessen soll es ein halbes Dutzend Spieler aus der eigenen U19 und der zweiten Mannschaft richten. "Das sind alles blutjunge Hüpfer, die sich in der A-Liga erst noch akklimatisieren müssen", sagt Wietheger, der sich trotz des bisher ausgebliebenen Erfolgserlebnisses in Langenhorst sehr wohl fühlt. "Die Truppe ist das Wahnsinn! Da sind absolut coole Jungs dabei, die sehr offen und direkt sind. Wir wissen aber, dass wir in Langenhorst keine 40 Spieler zur Verfügung haben, die wir beliebig hin- und herwechseln können."

Christian Holtmann (r.) ist die Tormaschine der Spielvereinigung. In dieser Saison hat er bisher "nur" dreimal gebutzt.

Offensiv fehlen  die Alternativen

Vor allem die jüngsten Auftritte offenbarten, dass der Langenhorster Defensive die nötige Ordnung fehlt, wenn etwa Max Schulze Bründermann oder Johannes Schepers fehlen. Früher machte die Spielvereinigung fehlende Stabilität in der Abwehr mit eigenen Toren wett, doch außer Christian Holtmann (drei Tore bisher) sind derzeit alle torgefährlichen Spieler der vergangenen Jahre auf Eis gelegt. Das einstige Wunderkind Luca Vogel wird nach zwei Knie-OPs wohl gar nicht wieder einsteigen, auch Fabian Münstermann ist nach hartnäckigen Meniskusproblemen gebrandmarkt. 

Im Personal ganz vorne sieht Fraundörfer aber gar nicht das große Problem. "In der Offensive hatten wir immer unsere Qualität, es fällt uns aber schwer, das Spiel selbst zu entwickeln." Besonders bitter, dass sich die Mannschaft trotz starker Auftritte gegen Gellendorf (0:1) oder Laer (3:3) nicht mit mehr Punkten belohnte. Besonders im Freitagabend-Flutlichtspiel gegen den Liga-Dritten aus Laer hätte nach 3:1-Führung bis zur 88. Minute ein Sieg gelingen müssen.

"Selbst wenn wir es nicht schaffen sollten, die Liga zu halten, bricht in Langenhorst keine Welt zusammen", sagt Fraundörfer. "Aber wir würden natürlich schon gerne drinbleiben." Hoffnung macht ihm der Spielplan, denn die Spielvereinigung hat bisher nur gegen Teams gespielt, die unter den Top elf der Liga platziert sind. "Wenn wir in den nächsten Spielen so viel Leidenschaft und Willen zeigen wie etwa gegen Laer, dann bin ich sehr zuversichtlich", betont Wietheger.