Thorben Zilske coacht den SC Reckenfeld aktuell im zweiten Jahr. Ein drittes folgt definitiv. Foto: Lehmann

"Man muss sich doch Ziele setzen!"


Von Fabian Renger

(04.01.21) Thorben Zilske, beschäftigt an einer Schule, hat gerade viel Freizeit. Lockdownbedingt, ferienbedingt. Zuhause geht's daher gerade auch um den Dachbodenausbau. Spannend. Ist aber eher was für Tine Wittler. (was macht die eigentlich heutzutage?) Wir wollen lieber mit dem Trainer des SC Reckenfeld über Fußball reden. Im zweiten Jahr ist er Cheftrainer der Ersten. Auf drei Jahre ist und bleibt die Zusammenarbeit ausgelegt. Weil sich was entwickeln soll. "Eine Mannschaft zu übernehmen und zu sagen: Zack, jetzt steige ich auf - das funktioniert nicht. Da muss man sich ein bisschen Zeit lassen", erklärt Zilske.

Bei diesem Plan bleibt es. Im ersten Jahr schipperte der SCR-Kahn auf dem zehnten Rang ins Ziel. Im zweiten steht die Kombo auf dem vierten Platz. Geht da noch was nach oben? Wir haben den Trainer mal kurz vorm Dachbodenausbau abgehalten. Zilske ist übrigens Reckenfelder durch und durch. Er war einst spielender Co-Trainer unter Metin Tüfecki und als Kicker auch fast ausschließlich dort aktiv. Abgesehen von einem Ausflug zu Emsdetten 05. Sein Credo für die Trainingsarbeit? "Ein Trainingsspiel gehört dazu!" Richtig so!

Wie hältst du aktuell Kontakt zu deiner Truppe?
Zilske: Man versucht, die Jungs ans Laufen zu kriegen. Wir haben eine App, wo die Jungs eintragen müssen, wie viel sie gelaufen sind. Manche waren im Dezember sehr fleißig, andere nicht. Ich gebe zwei Laufeinheiten vor, die sie pro Woche halten sollen. Da habe ich jetzt eine Auswertung von gemacht. Ich wollte Ende Januar, wenn wir in die Vorbereitung wieder starten wollen, nicht wieder bei Null anfangen. Die Jungs sollen die nächsten vier Wochen nutzen, um den Winterspeck wieder runter zu kriegen. Ich appelliere an die guten Neujahres-Vorsätze.

Ob man dann Ende Januar überhaupt wieder raus darf...
Zilske: Ach, ich weiß eh nicht, ob wir überhaupt wieder raus können. Aber ein bisschen was muss man schon machen, Fitnessstudios haben ja auch zu. Ich selber gehe auch Laufen, dass die Jungs sehen: Der Alte läuft auch los, dann müsste ich es ja auch können...

Wie viele Kilometer läufst du?
Zilske:
Ich laufe momentan dreimal die Woche sieben Kilometer, das sind dann so 40 Minuten. Zwischen fünf und zehn Kilometer sollten es schon sein. Die guten Läufer bei uns laufen auch immer zehn Kilometer.

Die schwarzen Schafe wollen wir mal nicht rauspicken. Wer ist denn besonders fleißiger Läufer bei euch?
Zilske: Da habe ich drei. Lukas Wentker, Sebastian Pohland ist mal eine zeitlang sogar täglich gelaufen. Auch wenn er neben meinem Bruder Pascal der älteste ist. Und Dennis Hülsmann macht auch fast jede Einheit.

Die übliche Frage bei dir nach dem 'Machst du weiter' oder 'Machst du nicht weiter' können wir uns ja sparen. Du hast ja damals für drei Jahre zugesagt.
Zilske: Genau. Ich habe mit Jens (Dömer, Sportlicher Leiter, d. Red.) damals besprochen, dass wir einen Dreijahresplan machen wollen. Nach den drei Jahren machen wir dann aber einen Schnitt und schauen, ob wir das erreicht haben, was wir erreichen wollten. Das heißt nicht, dass ich nach drei Jahren Schluss mache. Es gibt von meiner Seite und auch von der Sportlichen Leitung überhaupt keine Notwendigkeit, an diesem Dreijahresplan etwas zu verändern.

Erinnerst du dich denn noch ans letzte Spiel deines zweiten Jahres im Oktober? Oder sind alle Spiele schon verdrängt?
Zilske: Gegen Burgsteinfurt und St. Arnold am ersten und dritten Spieltag hatten wir das Spiel in der Hand und sind angerannt, sind aber klassisch ausgekontert worden. Das waren zwei Niederlagen, nach denen du dich wieder rauskämpfen musstest. Danach lief es gut. Wir hatten sehr gute Spiele und haben kontrollierter gespielt. Im taktischen Bereich will ich umstellen und ansetzen, dass wir nicht ganz so kopflos drauf pressen. Pressen kann man mal, aber wenn man einen Gegner hat, der selbst auf Konter lauert, dann muss man den vielleicht auch mal rauslocken. Daran arbeite ich gerade, wie ich von meinem taktischen System von der Viererkette weggehe...

Also wollt ihr variabler werden?
Zilske: Ja, aber damit fängst du nicht im ersten Jahr an und sagst: Ich übernehme eine Mannschaft und bringe der erstmal drei Spielsysteme bei. Wir haben ein gutes 4-2-3-1-System gehabt und jetzt muss man gucken, was man situativ anders machen kann. Die ersten Automatismen haben wir reingekriegt.

Was steht sonst noch an?
Zilske: Wir haben beispielsweise viele einfache Gegentore gekriegt. Dann kommt ein langer Ball, wir stehen an der Mittellinie und zack, läuft der Stürmer durch. Da müssen wir was gegen machen. Die Grundlagen sind gelegt im konditionellen Bereich. Natürlich haben wir zwischendurch auch taktische Sachen oder Standards gemacht. Aber du musst ja erstmal gucken, wenn du neu beginnst, wer spielt wo, die Mannschaft muss sich zuerst finden. Man will aber als Trainer oft mehr, als man zeitlich umsetzen kann. 

Was setzt du denn aktuell um? Zeit hast du ja momentan.
Zilske: Ich sage immer: Jeder Spieler hat drei Aufgaben. Wenn ich den Ball habe, muss ich eigentlich schon wissen: Was mache ich? Ich will jedem Spieler drei Optionen geben. Klar soll's in erster Linie nach vorne gehen, aber wo nach vorne? Ich darf nicht erst dann überlegen, wo spiele ich hin, wenn ich den Ball habe - das muss ich vorher gucken. Aktuell arbeite ich da an Spielerkarten, die ich ihnen an die Hand geben kann.

Wer mit einem Trainer redet, dessen Mannschaft auf dem vierten Platz steht, muss man natürlich auch die A-Liga ansprechen...
Zilske: Wenn wir nicht die ersten Spiele in den Sand gesetzt hätten, hätten wir wie Nullfünf sagen können: Okay, läuft. Jetzt sind die vorneweg. So ist es schwer, da wieder ranzukommen. Aber wir sind auch gar nicht mit diesem Anspruch in die Saison gegangen. Wir wollen langfristig gerne wieder in die Kreisliga A, aber das ist kein Muss. Natürlich ist ein Aufstieg immer schön, ich habe selber zwei mitgemacht mit der Ersten. Wenn alles zusammen funktioniert, kann ich mir das auch gut vorstellen, dass wir wieder aufsteigen und A-Liga spielen können.

Wann denn? In dieser Saison noch?
Zilske: Eigentlich kannst du dich in dieser Saison nur noch auf deine Arbeit konzentrieren und versuchen, dich zu steigern. Das ist unser Ziel. Wenn's dann im dritten Jahr noch weiter nach oben geht, wird keiner 'Nein' sagen. Man muss sich doch Ziele setzen. Es kann ja nicht das Ziel sein, mit einer ersten Mannschaft Siebter in der B-Liga zu werden und dann zu sagen: Wir sind gut zufrieden. Ein bisschen ambitionierter gehen wir schon an die Sache schon ran...