Kreissparkassen-Cup 2022/23

Trotz des Doppelpacks von Julius Hölscher (h.) ist der FCE Rheine ausgeschieden. Chris Strotmann (l.) und Yannik Willers (r.) feierten nach 1:3-Rückstand ein starkes Comeback.. Foto: Renger

Erwachsener SVM rasiert den Titelverteidiger


von Christian Lehmann

(17.08.22) Dank einer Mordsphysis, einer tollen Moral und einem laut Coach Cello Langenstroer "erwachsenen Vortrag" in Durchgang zwei hat der SV Mesum die Überraschung geschafft! Der Westfalenligist kegelte trotz zwischenzeitlichen 1:3-Rückstands Titelverteidiger und Topfavorit FC Eintracht Rheine mit 5:3 (3:3) aus dem Kreispokal. Dabei zündeten bei den Hausherren die Einwechslungen sofort - aber auch ein Youngster, der in der Startelf stand, wusste zu begeistern.

"Für Kevin hat es mich riesig gefreut. Er ist sehr selbstbewusst aufgetreten und hat ein tolles Spiel gemacht", meinte Langenstroer. Gemeint war Kevin Ostendorf, der beim ersten Ligaspiel in Emsdetten nicht zum Einsatz gekommen war. Gegen seinen ehemaligen Verein traf der Youngster doppelt, vor allem das Tor zum 1:1-Ausgleich war eine Augenweide: Nach Flanke von Yannik Willers jagte er die Kugel aus knapp 22 Metern genau in den Winkel (19.). 

Schmitz hat das 1:4 auf dem Fuß

In dieser Phase gefiel SVM-Coach Langenstroer aber längst nicht alles, was er von seiner Mannschaft sah. Die starken Standards des Oberligisten hatte er im Vorfeld natürlich thematisiert, trotzdem hatte Julius Hölscher nach einem Eckball und Kopfball-Verlängerung Colin van den Bergs am ersten Pfosten freistehend zum 0:1 getroffen (17.). Ein einfacher Chip-Ball von van den Berg über die Kette reichte Sekunden nach Ostendorfs Ausgleich, um die Defensive der Hassenbrockler aus den Angeln zu heben. Luca Meyer lief perfekt ein und brachte den Favoriten wieder in Führung (20.). Wiederum nur fünf Zeigerumdrehungen später verlängerte Hölscher eine Einwurf-Flanke Adrian Knüvers zum 1:3 in die Maschen (25.) - auch um diese Stärker der Rheinenser hätte die Mesumer Abwehr wissen müssen. Hätte Timon Schmitz nach einem langen Flugball van den Bergs in die Spitze den Ball nicht hauchdünn über den Kasten gesetzt (28.), wären die Gastgeber wohl auf die Bretter gegangen. Ein Kopfballtor von Julian Wolf nach Freistoß-Flanke Christian Biermanns (33.) und der zweite Treffer des starken Ostendorf, der energisch nachsetzte und zum 3:3 traf (42.), brachten die Hassenbrockler jedoch zurück ins Spiel. 

"Wir haben in der ersten Halbzeit zu schnell die Bälle verloren, weil wir zu kompliziert gespielt haben. Wir sind sehr gut in der Balleroberung, aber werden die Murmel zu schnell wieder los", monierte Langenstroer. "In der zweiten Hälfte haben wir dann aber viel erwachsener gespielt, das hat uns stark gemacht."

Viel Elan von der Bank

Mit viel Wucht und einer starken Bank - in Durchgang zwei halfen die Einwechslungen von Elias Strotmann, Luca Bültel, Attila Szabo und Mathis Vater sofort weiter - drehten die Mesumer dann die Partie. Beim 4:3 durch den ebenfalls bockstarken Christian Biermann profitierte der Torschütze wohl von seiner Beachsoccer-Vergangenheit. Biermann, der schon zu Beginn des zweiten Durchgangs mit einem Lupfer hauchdünn die erstmalige Mesumer Führung verpasst hatte, lupfte die Kugel kurz an und jagte sie dann sehenswert per Dropkick in den Kasten (4:3/83.). Die Gäste schmissen alles nach vorn, wollten den Ausgleich erzwingen - und wurden ausgekontert: Nach Querpass von Bültel machte Elias Strotmann den Sack endgültig zu (5:2/89.).

"Ein verdienter Sieg", befand Langenstroer. "Klar gehört auch Spielglück dazu. Dass die Einwechslungen so zünden, ist nicht jede Woche so. Diesmal hat es aber richtig gut gepasst. Es macht im Moment einfach tierisch Spaß, zu sehen, wie die Jungs als Team auftreten - und wie fit sie sind. Mich haben schon Leute angesprochen und gefragt, was die zu futtern bekommen. Das ist auch ein Verdienst unseres Fitnesstrainers Sascha Guetat." In der Einschätzung des Spiels stimmte FCE-Coach Rainer Sobiech seinem Gegenüber zu 100 Prozent zu. Er wusste aber auch: "Wenn man 3:1 führt, dann muss man so ein Spiel nach Hause bringen. Wenn wir das vierte mache, glaube ich, dass das Spiel gelaufen gewesen wäre. Wir hatten viel Ballbesitz und haben uns Torchancen erarbeitet, im Spiel gegen den Ball haben wir uns aber nicht gut angestellt. Der Gegner hat sich reingebissen und uns den Schneid abgekauft."

SV Mesum - FC Eintracht Rheine     5:3 (3:3)
0:1 Hölscher (17.), 1:1 Ostendorf (19.),
1:2 Meyer (20.), 1:3 Hölscher (25.),
2:3 Wolf (33.), 3:3 Ostendorf (42.),
4:3 Biermann (83.), 5:3 E. Strotmann (89.)

In dieser Szene entwischt FCE-Akteur Robin Schultealbert Mesums Julian Wolf. Der Westfalenligist biss sich mit ganz viel Leidenschaft in die Partie zurück und schmiss den Titelverteidiger aus dem Pokal. Foto: Renger