Kreisliga B

Inzwischen spielt er in der zehnten Saison bei Stella: Henry Rohlmann. Foto: Renger

Konstanz und Ruhe sind die Zauberwörter


Von Fabian Renger

(29.01.24) "Bei Stella ist es immer attraktiv. Es gab immer was für euch zu berichten." Henry Rohlmann, Kapitän und seit bereits zehn (!) Spielzeiten Defensivstütze von Stella Bevergern, hat absolut Recht. Er selbst schrieb einer der wahnsinnigsten Kapitel der aktuellen B-Liga-Spielzeit. Beim sagenumwobenen 5:5 gegen Cheruskia Laggenbeck II traf Rohlmann viermal. Zweimal per Strafstoß, einmal per Kopf - es stand nach einem abenteuerlichen Spielverlauf 5:4. Da waren 88 Minuten um. Den Schlusspunkt setzte nochmal Rohlmann. In der 92. Minute unterlief ihm noch ein Eigentor. "Da war der Deckel rund", erinnert sich der 29-Jährige.

Aber: Das war im November. Lange her. Stella überwinterte dennoch als Tabellenführer. Zwölf Siege, drei Remis und nur eine Pleite. Ein Punkt beträgt Stellas Vorsprung auf SW Esch und Platz zwei - die Escher haben allerdings noch ein Spiel mehr in der Hinterhand. Die ersten beiden Plätze berechtigen definitiv zum Aufstieg. Klappt es diesmal? Das wollten wir von Rohlmann wissen. Er spielte mit Stella übrigens schonmal in der A-Liga. 2013/14, als er just hochgekommen war in den Seniorenbereich. 2014/15 folgte der Abstieg. Seit neun Jahren wartet Stella also bereits auf die Rückkehr in die A-Liga. Zuletzt waren es zwei dritte Ränge und ein zweiter Platz.

Henry! Du hast als einziger keine Minute verpasst bei euch aus dem Kader. Deswegen ist Stella wahrscheinlich Tabellenführer, nehme ich an...
Henry Rohlmann: Das glaube ich nicht. Das ist ja schonmal eher vorgekommen. Habe ich wirklich keine Minute verpasst?

Steht zumindest bei fussball.de, ja.
Rohlmann: Dann hat der Schiri das nicht immer richtig ausgefüllt. Ein-, zweimal wurde ich auch mal ausgewechselt.

Also lag's nicht an dir.
Rohlmann: Nee, deswegen stehen wir nicht oben.

Weswegen steht ihr dann da?
Rohlmann: Weil die Entwicklung der Mannschaft über die letzten Jahre sehr gut ist, weil der Zusammenhalt top ist und alle miteinander Spaß am Sport haben, sich in ihrer Freizeit eben treffen, um Fußball zu spielen - und dass es in so einem Miteinander Spaß macht, Erfolg zu haben.

Spaß und Erfolg hattet ihr in den letzten Jahren ja auch. Da waren nur immer ein oder zwei vor euch. Was läuft denn dann dieses Jahr besser?
Rohlmann: Wir sind mittlerweile konstanter. Wir haben deutlich mehr Ruhe, auch wenn's mal nicht läuft. Wir wissen einfach, dass wir ein Spiel immer noch drehen können. Das haben so Spiele wie in Halverde gezeigt, wo wir 0:3 hinten liegen und noch 3:3 spielen. Ich glaube, dass wir über diese Konstanz auch oben bleiben werden und uns festsetzen können. Im letzten Jahr waren wir auch Erster und haben zwischendurch zwei, drei Spiele verloren und waren plötzlich noch Zweiter.

Hast du dir vor Weihnachten eigentlich was anhören müssen nach diesem legendären 5:5 oder hast du alle Anrufe und Nachrichten blockiert?
Rohlmann: Sowas ist natürlich nicht das schönste. Ein Abpfiff zwei Minuten eher wäre toll gewesen... (lacht)

Das glaube ich. Was ist denn da schiefgelaufen? Zwei Elfmeter, ein Kopfballtor - und dann hast du dir gedacht: Komm', dann mache ich noch einen...
Rohlmann: Wir haben zwei Elfmeter gehabt, die beide reingegangen sind. Dann gab's einen Abpraller nach einem Freistoß kurz vor Schluss, der auch reinging. Irgendwie war das Spiel aber so zerfahren, dass ich hinten nochmal einen so ungünstig verlängert habe, dass der hinten ins eigene Tor reingefallen ist.

Kann passieren. Jetzt hat euer Trainer aber vor, euch richtig zu quälen?
Rohlmann: Wie kommst du da drauf?

Sechs Testspiele sind noch angesetzt bis zum Ligastart. Das ist 'ne Menge.
Rohlmann: Das erste Testspiel gegen GW Amisia am Sonntag ist ganz gut angelaufen mit einem 6:0. Das Programm ist aber dem geschuldet, weil wir aktuell keinen Langzeitverletzten haben und alle fit sind. [abgesehen vom A-Jugend-Torwart Levin Güthe, d. Red.] Wir haben deswegen superviele Spieler, da darf sich jeder zeigen in den nächsten Wochen. Das macht aber auch mehr Spaß als Laufen zu gehen.

Zu wie viel Prozent bist du dir sicher, dass ihr es denn dieses Jahr auch wirklich packt?
Rohlmann: Ich bin überzeugt davon, dass wir es in diesem Jahr schaffen. Weil die Konstanz da ist, auch weil die Leute zum Platz kommen, es entwickelt sich einiges um den Platz herum, man redet wieder mehr über Fußball im Ort. Die Jugend, die Kids haben wieder Spaß daran und sind da, klatschen uns ab. Aber es ist nicht festgeschrieben, dass wir es wirklich schaffen, es gibt ja noch genug andere gute Mannschaften - und gerade wir haben oft gezeigt, dass Erfolg nicht von alleine kommt. Daher müssen wir dran bleiben und es muss sich in jedem Spiel voll reingehauen werden.

Kurz was anderes: Die Kollegen aus Hörstel haben ja gefühlt alle Hörsteler zurückgeholt, die mal da waren. Das war für dich kein Thema? Du warst ja bis zur C-Jugend in Hörstel...
Rohlmann: Jan [Wissing, künftiger Hörstel-Coach, d. Red.] und ich hatten einen kurzen Austausch. Aber das kommt aktuell nicht in Frage. Die Rahmenbedingungen in Bevergern sind super, ich bin hier verwurzelt, zehn Jahre bin ich schon da und in diesem Jahr haben wir wirklich gute Chancen, den Aufstieg zu schaffen. Da spielt man dann auch nochmal eine Liga höher, es wäre daher der falsche Schritt zu sagen: Ich wechsel, dazu macht das zu viel Spaß.

Dann abschließend noch ein Blick auf die Tore. Du hast acht Stück gemacht. Nur Ben Gashi hat mit elf Hütten mehr. Du bist Defensivspieler. Holst du ihn noch ein? Oder was ist der Plan? 
Rohlmann: Wenn Ben mehr Elfmeter rausholt als er selber schießt, dann ja. Aber ich hoffe nicht, dass ich das tun muss - ich hoffe eher, dass mich noch ein paar in der Torjägerliste intern überholen werden.

Wie hast du eigentlich so viele Buden erzielt?
Rohlmann: Die Hälfte der Tore ist durch Elfmeter enstanden, glaube ich, der Rest nach Ecken oder Freistößen per Abstauber. Ich dribbel jetzt nicht von hinten nach vorne, da brauchen die Gegner keine Angst haben. (lacht)