War als Torwart damals zu klein: Thomas Overmeyer

Früher fehlten ein paar Zentimeter

Von Fabian Renger

(15.04.20) Vor einiger Zeit wäre das für Thomas Overmeyer noch undenkbar gewesen. Trainer von Stella Bevergern? Er? Really? Overmeyer ist Hörsteler Jung. Schon immer gewesen. Riesenbeck, Hörstel und Bevergern - das ist eine ganz spezielle Dreiecksbeziehung. Da knistert's im Gebälk. Und man geht schon gar nicht fremd. Dennoch angelte sich Stella die Dienste von Overmeyer. Er wird dort Coach der Ersten - kein faules Ei. Das ist schon länger klar. Aber man muss sich und ihn schon fragen: Wie kann das sein? Tickt der noch ganz sauber?

"Die Hörsteler hassen mich jetzt", flachst Overmeyer. Bis zur C-Jugend flemmte er seinerzeit auf dem Acker, ehe sich der Torwart der Jugendmannschaft des SC Hörstel verletzte. Overmeyer wechselte die Position und hechtete fortan den Bällen in der Bezirksliga hinterher. Der SC Spelle-Venhaus, damals Bezirksligaoberliga in der Jugend, wurde auf ihn aufmerksam. Das Stellungsspiel des jungen Overmeyer bestach, auch am Ball war er gut drauf. Seine Anspiele zu den Mitspielern kamen punktgenau. Zwei Jahre blieb er damals zum Ende der C-Jugend und zu Beginn der B-Jugend in Niedersachsen. "Das war schon eine geile Zeit, ein mega Verein", erinnert er sich heute.

"Da fehlten ein paar Zentimeter"

Heute - da ist Overmeyer 37 Jahre jung. Seine große Torwartlaufbahn endete damals recht fix und so schnell wie sie gestartet war.  Man war jung. "Da wollte man natürlich auf Partys", sagt Overmeyer. Und ein Problem hatte er auch, wie er in Spelle bemerkte:"Bei den hohen Bällen fehlten mir schon ein paar Zentimeter." Dem Fußball blieb er verbunden. Lange Jahre trainierte er Jugendmannschaften. Selbstredend beim SC Hörstel, später gar beim Ortsrivalen Teuto. 2016 wagte er den Sprung zu den großen Jungs: Ein Vierteljahr Cheftrainer bei Eintracht Rodde, ein halbes Jahr Hospitation unter Steffen Molitor in der Jugend des FCE und anschließend wurde er zum Co-Trainer der SG Elte.

Björn Middelhoven heißt dort sein Noch-Chef. Auf dem Papier jedenfalls ist "Middel" der Boss. "Wir haben uns das absolut geteilt und ich hatte nie das Gefühl, nur Co-Trainer zu sein", sagt Overmeyer. Der SGE hatte er eigentlich bereits für ein weiteres Jahr zugesagt und Stella damals im Winter diesen Jahres zunächst kräftig abgewunken. "Die Truppe in Elte ist Bombe, die Arbeit macht mir unglaublich viel Spaß", lobt er. Und doch überwogen letztendlich die praktischen Gründe.

Besonders die Zusage von Kevin Schlautmann (r.) erfreute Overmeyer.

Vor eineinhalb Jahren zog der Familienvater mit seiner Truppe in ein Neubaugebiet - ausgerechnet nach Bevergern. "Erst habe ich gesagt: Vorher sterbe ich. So wurden wir in der Jugend schon immer geimpft", berichtet er lachend. Jetzt ist er trotzdem da und fühlt sich mehr als nur wohl. Seine Frau macht nur noch Tagschichten, hat am Wochenende frei und könnte mit dem Nachwuchs vorbei schauen bei den Kicks. Nach kurzer Bedenkzeit hob er also doch den Daumen. "Schweren Herzens, in Elte sind alle super drauf", sagt Overmeyer. "Doch das ist für mich einfach jetzt eine Möglichkeit"

Er sieht super Kicker in einer Mannschaft, die hier im Kreis auf lange Sicht wieder in die A-Liga gehöre. "Timo Reinert hat die Truppe gut aufgestellt", lobt Overmeyer seinen Vorgänger. Zwanghaft sei ein Aufstieg nicht angedacht. "Aber wir wollen uns schon oben etablieren und etwas aufbauen. Vielleicht unter den ersten Vier festsetzen." 22 Leute haben beim aktuellen Siebten des Tableaus (zuletzt acht Siege in Serie) schon zugesagt. Auch die Achse um Kapitän Mike Holthaus, Henry Rolhmann, dem besten Torschützen Marcel Spanier und Kevin Schlautmann bleibt da. Besonders die Zusage vom Letzten, der mehrere Angebote von Extern gehabt haben soll, freut den Neuen. "Das war das I-Tüpfelchen", sagt dieser.

Das Knie ist durch

"Ich wäre nirgendwo hingegangen, wo ich einfach nur Geld abgreifen würde", ergänzt er schließlich. Bälle abgreifen muss er aber auch nicht mehr. Im Gegensatz zur SGE sind in Bevergern zwei Torhüter da. Auf einen Notfalleinsatz kommt er in Elte in dieser Spielzeit bereits. Doch damit ist definitiv Schluss. Das Knie ist durch und wurde erst im Winter operiert. "Meine Frau würde mich auch wahrscheinlich erschlagen", sagt Overmeyer und lacht abermals. Da hat einer Bock auf etwas Neues. In Bevergern. Als Hörsteler. Really.