Kreisliga B1

Jens Hollmann (r.) fordert vollen Einsatz von seinen Jungs.

"Das ist kein Selbstläufer!"


Von Fabian Renger

(24.11.20) Jens Hollmanns Rückkehr zu Westfalia Westerkappeln ist als durchweg gelungen zu bezeichnen. Von 2009 bis 2012 war er bereits Coach der Kappelner - in A- und B-Liga. Vor dieser Spielzeit stieg er wieder ein. "Das interessiert mich nicht, was vorher gewesen ist. Wir sind jetzt da", sagt Hollmann. Und wie Westerkappeln da ist: Als ungeschlagener Tabellenführer geht die Mannschaft in die Winterpause. 36:6-Tore sprechen Bände. Sieben Siege und ein Remis gab's in acht Begegnungen, teilweise wurde es deutlich. Die letzten Ergebnisse vorm Corona-Stopp: 7:0 gegen Germania Schale, 10:1 gegen den SC Halen II und ein 6:1 über SW Esch II. Das sind mal Ansagen.

Über seine Truppe sagt Hollmann:"Das sind richtig feine Jungs, die sich gegenseitig unterstützen. Jeder brennt für den anderen." Der Weg zu einem möglichen Aufstieg in die A-Liga - dort spielte der Club zuletzt in der Saison 2015/1& - sei aber kein Zuckerschlecken, prophezeit der Übungsleiter.

Jens, es hätte für euch schlechter laufen können in den ersten Spielen, oder?
Jens Hollmann: Man muss vor den Jungs echt den Hut ziehen, wie sie mitgemacht haben. Sie quälen sich und gehen an ihre Grenzen. Es ist eine tolle Einheit. Die Ergebnisse waren dementsprechend. Es war sicherlich nicht alles rosig, wir hätten gegen Halverde im ersten Spiel auch verlieren können. Aber das war auch so ein bisschen der Eisbrecher, weil wir gemerkt haben: Es geht einiges. Wir sind schon gut in der Liga. Unser Anspruch muss definitiv so sein, dass wir in die Kreisliga A hochkommen. Deshalb fühlt sich das gerade so bescheiden an, dass wir es nicht in der Hand haben. Wir waren gut drauf und Corona zieht uns den Zahn. Die Jungs laufen zwar zweimal die Woche, aber das ist ja keine Erfüllung und nicht der Grund, warum du Fußballer geworden bist.

Macht das überhaupt Spaß, wenn man gefühlt nur 4:1, 5:2, 7:0, 10:1, 6:1 gewinnt. Geht man da nicht irgendwann ran an die Sache und denkt sich: Ach, wie hoch gewinnen wir denn heute?
Hollmann: Hochmut kommt vor dem Fall! Wenn Gegner nicht auf Augenhöhe sind, muss man sich trotzdem ordentlich präsentieren und das Beste rausholen. Das haben wir auch verinnerlicht bis zum Schluss. Es wäre auch spannend gewesen, zu sehen, wie es gegen Recke [Tabellenzweiter, Spiel hätte am 8.11. stattgefunden, d. Red.] gelaufen wäre. Auch da hätten wir aber nicht automatisch gewonnen. Es gehört viel Quälerei dazu, ab und zu muss man in manchen Situationen auch kaltschnäuzig sein. Die Chancen, die wir hatten, haben wir zum Schluss richtig gut weg gemacht. Das ist eine Entwicklung, wo wir vorher Nerven gelassen haben und jetzt einfach effektiver sind.

Deine Jungs sind ja anscheinend auch klar im Kopf.
Hollmann: Es ist eine ganz, ganz tolle Truppe! Hundertprozentig ist Verlass auf sie, wir haben eine hohe Trainingsbeteiligung. Auch das ist ein Schlüssel zum Erfolg. Das macht Spaß!

In der Torschützenliste tauchen beispielsweise Till Schoenfeld mit neun Treffern, Keit Schimke mit fünf und Bastian Dölemeyer mit vier Toren auf. Aber auch Kjell Barkhaus, Max Koslow und Marvin Ricker haben je dreimal gebutzt. Gibt's irgendwen, der besonders heraus sticht?
Hollmann: Darum geht's nicht. Es geht auch nicht um Till oder um irgendeinen einzelnen. Es geht auch nicht um mich. Es geht ums Gesamte. Jeder einzelne ist wichtig. Sie sind alle gut drauf und wissen, wie gallig sie sein müssen - auch verbal. Das klappt gut.

Will man als Trainer denn nicht lieber 6:0, 10:0 oder 5:0 statt sich immer wieder ein Tor zu fangen? Oder ist das Erbsenzählerei?
Hollmann: Ob ich jetzt 5:2 oder 5:0 gewinne, das ist mir egal. Hauptsache, wir gewinnen.

Machst du dir denn Sorgen, dass es irgendwann - wenn's denn wieder weiter geht - einen Knacks geben könnte, falls man mal nicht gewinnt?
Hollmann: Es ist kein Selbstläufer, sonst wären wir ja wieder bei Hochmut! Wenn nicht jeder einzelne jedes Spiel ernst nimmt, dann läuft du einem 0:1 auch mal erfolglos hinterher...

Was muss noch besser werden? Es kann ja nicht alles funktioniert haben...
Hollmann: Ab und zu müssen wir vielleicht mal mit einer besseren Ordnung stehen, dass da ein Ball weniger durchflutscht.

Sagt ihr denn klar, dass ihr hoch müsst in die A-Liga?
Hollmann: Wir haben nicht die Auflage, dass wir hoch müssen. Aber ich glaube nicht, dass die Jungs nochmal Bock haben auf Kreisliga B. Wenn wir sagen: Lasst uns Zweiter werden, weil wir hier Spiele gewinnen und keiner weiß, wie es in der A-Liga läuft, dann sind wir sportlich falsch.