Querpass

Der TuS Graf Kobbo Tecklenburg räumte beim Kastanien-Cup den Pott ab. Fotos: Lehmann

"Hexer" Guttek lässt die Kobbo-Kasse klingeln


von Christian Lehmann

(18.12.22) Vor kurzem haben wir leidvoll erfahren müssen, dass unsere DFB-Elf keine Turniermannschaft mehr ist. Vielleicht sollten Hansi Flick und Co. mal beim TuS Graf Kobbo Tecklenburg nachfragen. Das Team von Julian Lüttmann war beim Kastanien-Cup des SV Cheruskia Laggenbeck nach zwei Niederlagen zum Start schon fast raus aus dem Turnier, zog sich dann aber selbst am Schopf aus dem Leistungsloch und steigerte sich von Spiel zu Spiel. Bis zum packenden Finale gegen die Ibbenbürener Spielvereinigung, das letztlich Till Guttek mit zwei Paraden beim 5:4-Sieg im Neunmeterschießen zu seinem Spiel machte. Ja, richtig, Flügelflitzer Guttek stand während des gesamten Turniers zwischen den Pfosten, da mit Lukas Schell (Knie-Probleme) und Dominik Burbrink (Türkei-Aufenthalt) beide Kobbo-Schnapper nicht zur Verfügung standen.  

"Till stand schon in der einen oder anderen Trainingseinheit im Tor. Wir wussten, dass er auch da die Qualität hat", erklärte Kobbo-Trainer Julian Lüttmann nach dem Finale. Er stellte klar: "Fußballerisch sind wir sicherlich nicht der verdiente Sieger, von der Mentalität her haben wir das ziemlich gut gemacht. Wir haben nach den ersten beiden Spielen gemerkt, dass wir über die Mentalität kommen müssen. Die Jungs sollten Spaß haben. Wir hatten sehr viel Glück, dass wir weiter gekommen sind, danach waren es Fifty-Fifty-Spiele", so der Coach. Er freute sich nicht nur über den Turniersieg, sondern auch über eine prall gefüllte Mannschaftskasse: "Nach den ersten beiden Spielen gab es einige Wetten. Ich glaube, dass der eine oder andere Spieler im nächsten Monat etwas weniger zu Essen bekommt", sagte er. 

Packendes Endspiel

In einem ausgeglichenen, unterhaltsamen Finale ging es gut zur Sache. Früh brachte Gianluca Hoge die Kobbos mit 1:0 in Führung, auf der Gegenseite parierte Guttek stark gegen Mischa Bischoff. Der Bezirksliga-Primus, war ab dem Halbfinale ohne Spielertrainer Steffen Büchter unterwegs und fand zunächst keine Mittel, die kompakt verteidigenden Tecklenburger auszuspielen. Yuri Schwarz, der später mit sieben Treffern zum besten Torschützen des Turniers gekürt werden sollte, vergab die beste Chance, auf 2:0 zu stellen. Wenn bei der ISV etwas ging, dann über die atemberaubenden Dribblings von Maxi Pelle, der nach einem herrlichen Solo nur knapp verzog und wenig später - nun als fliegender Goalie unterwegs - mit einem Mega-Hammer auf 1:1 stellte. Völlig zu Recht erhielt er später von der Turnierleitung die Auszeichnung des besten Turnierspielers. Die Kobbos hätten das Endspiel beinahe noch in der regulären Spielzeit für sich entschieden, doch der Schuss von Lucas Hottenträger schlug Sekunden-Bruchteile nach der Schluss-Sirene im Kasten der ISV ein. Die Tecklenburger rannten zunächst jubelnd, dann protestierend aufs Parkett. Doch die Entscheidung "Kein Tor" von Schiedsrichter Maik Echelmeyer stand - und sie war richtig. Im Neunmeterschießen leistete sich dann Mischa Bischoff gegen Hexer Guttek den entscheidenden Fehlschuss, die Kobbos feierten den Turniersieg wie die Meisterschaft. Gutteks Gegenüber, ISV-Schnapper Jason Breulmann, erhiet später als Trostpflaster die Ehrung für den besten Goalie des Turniers.

Im Halbfinale hatte sich die ISV gegen Überraschungsteam BSV Brochterbeck (mit 60-Jahre-Goalie Maarten Sommers zwischen den Pfosten) schwer getan. Nach der frühen Führung durch Sarujan Sritharan glich Jan-Philipp Koliska für den B-Ligisten aus, doch Adrian Thal und Lennard Bladt retteten dem Bezirksliga-Primus den Sieg. Die Kobbos hatten mit Preußen Lengerich ebenfalls eine harte Nuss zu knacken. Nach einem herrlichen Kopfballtreffer von Durim Krasniqi glich Bewar Deger zum 1:1 aus, Schwarz brachte Tecklenburg wieder in Führung, ehe Preußen-Keeper Dominik Dohe Sekunden vor dem Ende per Neunmeter den 2:2-Ausgleich erzielte. Krasniqi war zuvor im Strafraum mit einer riskanten Grätsche zu hohes Risiko gegangen. Im Neunmeterschießen war dann Dohe der tragische Held. Seinen ersten Versuch verwandelte er, im zweiten Durchgang verließ ihn dann das Glück. Schwarz blieb anschließend cool und brachte die Kobbos ins Endspiel.

Neunmeter-Orgie im Viertelfinale

Im Viertelfinale mussten alle vier Partien im Neunmeterschießen entschieden werden. Preußen Lengerich knockte die bis dahin mit tollem Hallenfußball begeisternden Jungs von Eintracht Mettingen aus, Ausrichter Cheruskia Laggenbeck holte zwar einen 1:3-Rückstand gegen die Kobbos auf, belohnte sich vom Punkt allerdings nicht für die tolle Moral. Die ISV knackte nach hartem Fight den SSC Dodesheide, Brochterbeck knackte überraschend den TuS Recke und ließ sich dabei vom Last-Minute-Ausgleich des Bezirksligisten nicht aus der Ruhe bringen.

Spaß haben, nicht alles zu ernst nehmen, die Liga ist wichtiger - das sind die Floskeln, die wir in der Regel hören in der Halle. Diesmal, nach drei Jahren Pause, war in der Sporthalle am Burgweg deutlich zu spüren, dass das Ganze alles andere als belanglos ist. Der Ausrichter machte einen tollen Job, vor allem zu Beginn der K.O.-Spiele war die Halle rappelvoll. Teams, Trainer und Zuschauer gingen richtig mit. Mehr davon, bitte!

Kastanien-Cup 2022 - Fotostrecke