Bezirksliga 12

Gut gegen den Ball arbeiten, schnell Umschalten, auch mal die lange Lohne rausholen - mit diesem Ansatz hielten Mark Andro (l.) und BW Aasee in der Vorsaison die Klasse. In dieser Spielzeit möchte Trainer Andre Kuhlmann etwas anderes probieren.

Die Suche nach dem gepflegten Ball


Von Fritz Rungenhagen

(14.08.19) Am 1. Spieltag kam es an der Bonhoefferstraße zu einem Aufeinandertreffen zweier Unbekannter. Nun sind BW Aasee und die Zweite des 1. FC Gievenbeck durchaus keine Neulinge in der Liga: Die Blau-Weißen halten sich seit ihrem Aufstieg in der Saison 2015/2016 in der Spielklasse, die 49ers sind sogar schon ein Jahr länger dabei. Dennoch tummelten sich beim 2:1-Sieg für BWA am Sonntag derart viele neue Gesichter, dass selbst der fleißigste Heimspiel-Leser unter den Zuschauern sich verwundert am Kopf gekratzt haben mag.

Dass bei Gievenbeck II ein kompletter Neustart gewagt werden musste, dürfte in der Liga schon längst die Runde gemacht haben. Doch auch bei den Kickern von Aaseestadt hat sich nach der vor allem in der Hinrunde wackeligen Vorsaison einiges getan. Mit vielen jungen, neuen Kickern, wie beispielsweise Felix Bergmann, der in Hamburg in der Landesliga beim SV Bergstedt kickte oder Max Picht, vom Berzirksligisten Westfalia Soest gekommen und in der 73. Minute eingewechselt, startete BWA in die Saison. Bleibt die Frage: Welchen Plan verfolgt die neu umgekrempelte Truppe?

Bruch mit alten Gewohnheiten

Mit Andre Kuhlmann kam in diesem Sommer ein junger Trainer zu BWA, der zusammen mit seinem "Co", Vereins-Ikone Tobias Steens, viel vor hat am Aasee und sich nicht scheut, dies deutlich zu artikulieren: "Wir wollen, dass der Blau-Weiß Aasee nicht mehr nur noch mit langen Bällen in Verbindung gebracht wird", verriet er bereits vor dem Saisonstart. Eine neue Spielkultur soll also Einzug halten bei den Blau-Weißen. Diese hatte besonders unter dem zähen Abstiegskampf der vergangenen Saison gelitten.

"In der vergangenen Saison waren wir zu der Spielweise mit langen Bällen gezwungen", beschreibt Steens das Zustandekommen der letztendlich erfolgreichen, jedoch nicht immer attraktiven Spielweise unter Trainer Matthias Gerigk, die natürlich auch dem (nicht) zur Verfügung stehenden Personal geschuldet war. Erst am vorletzten Spieltag sicherte sich die Truppe damals den Klassenerhalt. Gievenbeck II hieß der Gegner auch damals und die Entstehung der beiden BWA-Tore, die den 2:1 Sieg besiegelten, sprechen für sich: Sie fielen nach einem langen Ball und durch einen Elfmeter. Um diese alten Gewohnheiten zu brechen, bedienten sich Kuhlmann und sein Assistent einer konsequenten Methode: Das Spielen langer Bälle wurde für die Testspiele schlichtweg verboten, was vor allem bei der Partie gegen den TuS Freckenhorst von den Spielern gut umgesetzt wurde, so Steens.

Warten auf Keser und Schäfer

Gegen Gievenbeck fiel in der Tat auf, dass Kuhlmann, der an diesem Tag ohne seinen im Urlaub weilenden Assistenten auskommen musste, seine Spieler immer wieder dazu aufforderte, den nächst postierten Mitspieler zu suchen, neu aufzubauen, den Ball flach laufen zu lassen, anstatt den unkontrollierten langen Ball zu spielen. Nicht immer gelang dies seinen Spielern in der von ihm geforderten Genauigkeit und Konsequenz. So verzeichneten die Aaseestädter lange Ballbesitzphasen, was jedoch auch daran lag, dass die tief stehenden Gievenbecker nicht sonderlich daran interessiert waren, dies zu verhindern. Kuhlmanns Mannschaft verlagerte zwar das Spiel mit durchdacht eingestreuten Diagonalpässen. Zu selten gelang es Aasee jedoch gefährlich Tiefe zu erzeugen.

Dies könnte nicht zuletzt daran liegen, dass BWA  noch auf die Rückkehr vieler Urlauber wartet, also noch längst nicht in Bestbesetzung antrat. So fehlte zum Auftakt, neben Abwehrmann Jonas Schäfer unter anderem auch Ersan Keser, der gerade für das Offensivspiel von großer Bedeutung ist. Die beiden Tore, die gegen Gievenbeck im letzten Jahr den Klassenerhalt sicherten, erzielte beide er. "Mit Ersan Keser haben wir noch einmal eine andere Möglichkeit, weil der auch mal ein, zwei Spieler ausspielen kann", so Steens. Eine solche Kreativität fehlte gegen Gievenbeck noch, ein Freistoß von Kapitän Knabbe musste her, um das Spiel zu entscheiden. Trainer Kuhlmann setzte ihn im 4-1-2-3 als einzigen Sechser ein, überwiegend damit beauftragt das Spiel zu strukturieren, am liebsten sähe er Knabbe jedoch in offensiverer Rolle, er soll in Zukunft auf eine Achterposition vorgezogen werden.

Ob es bereits im August, in den nächsten Spielen gegen Greven und Wettringen, dazu kommt, bleibt abzuwarten. Ebenso, ob BWA weiterhin im selben System auftreten wird. "Andre ist jemand, der da sehr, sehr genau den Gegner studiert und dementsprechend spielen lässt", verrät Steens. Kuhlmann wirkte gegen Gievenbeck am Seitenrand tatsächlich so, als habe er sehr genaue Vorstellungen davon, wie er mit seiner Mannschaft spielen lassen will. Immer wieder animierte er seine Jungs zum situativen Pressing. Oft gelang der Ballgewinn dann in der zweiten Reihe, da die unter Druck gesetzten Gievenbecker ihr Heil zu oft mit einem schnellen, aber wenig zielgerichteten Ball nach vorn suchten. Rundum zufrieden schien Kuhlmann dennoch nicht, noch gibt es viel zu tun am Aasee. Gerade im Spiel mit dem Ball.

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