Bezirksliga 12

Felix Kamphues hat mit zuletzt zwei Doppelpacks in Serie entscheidenden Anteil am guten Start des SV Mesum II. Auf diesem Foto sind die Schuhbänder des Stürmers zu. Das ist nicht immer so. Foto: Renger

Kamphues: Sack zu, Schuhe offen


Von Christian Lehmann

(15.02.23) 5:0-Erfolg gegen Blau-Weiß Aasee zum Auftakt, nun ein 4:0-Auswärtssieg beim TuS Graf Kobbo Tecklenburg: Nachdem der SV Mesum II in den letzten Wochen des vergangenen Jahres richtig mies performt hat, sind die Hassenbrockler nun mit richtig Dampf aus der Winterpause gekommen und stellen das beste Rückrundenteam.

Entscheidenden Anteil daran hat auch Felix Kamphues. Der 23-jährige Stürmer traf in beiden Spielen doppelt. Vor allem die Anfangsphase des zweiten Durchgangs scheint ihm zu liegen: Mit seinen Treffern kurz nach der Pause entriss er den Gegnern jegliche Hoffnung auf eine Aufholjagd und machte den berühmten Sack für sein Team zu. Im Interview mit Heimspiel-Online spricht der Blondschopf über seine Ziele, den Abstiegskampf, Verstärkung "von oben", offene Schuhe und seinen Stress mit Kassenwart Daniel Renger.

 

Hallo Felix! Sechs Punkte aus zwei Spielen - nach der Winterpause läuft's auf einmal richtig rund bei euch. Wir kommt's?
Kamphues:
Wir haben uns relativ gut vorbereitet im Winter und die Vorbereitung voll durchgezogen. Natürlich hatten wir in den ersten beiden Spielen auch Unterstützung aus der Ersten, aber es gehört auch immer eine Mannschaftsleistung dazu. Das Team folgt der Taktik, wir sind die Spiele gut und voll motiviert angegangen. Das Fitness-Level ist deutlich besser als noch zu Saisonbeginn.

Auch bei dir persönlich?
Kamphues:
Ja, seit Anfang des Jahres habe ich mein Programm noch mehr durchgezogen als sonst. In der Vergangenheit musste ich auch wegen kleinerer Blessuren oder Knieproblemen häufig pausieren. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. So kann ich volle Leistung bringen.

Das stimmt, Du hast derzeit einen richtig guten Lauf. Deine vier Tore sind allesamt zu Beginn der zweiten Halbzeit gefallen - in der 46., 48., 49. und 59. Minute. Was ist gegen Aasee und in Tecklenburg in der Kabine passiert, dass Du nach der Pause so explodiert bist?
Kamphues:
Das ist eher Zufall (lacht). Eigentlich mag ich die Pause gar nicht so gerne, am liebsten würde ich direkt durchspielen. Natürlich werden in der Kabine immer ein paar Dinge angesprochen, die man besser machen kann. Generell gilt, dass es für unser Team keinen besseren Zeitpunkt geben kann, um ein Tor zu erzielen - wenn ich da an das Spiel gegen Borghorst denke... (Anm.: Gegen den Borghorster FC führten die Mesumer in der Hinrunde mit 3:0 zur Pause und schenkten das Spiel noch her, nach 90 Minuten stand es 3:6)

Insgesamt hast Du in dieser Spielzeit schon zwölfmal getroffen, das bedeutet in der Torjägerliste Platz sechs - gleichauf mit Alex Hollermann. Hast Du dir ein besonders Ziel gesetzt?
Kamphues: Mir geht es in erster Linie darum, dass wir mit der Mannschaft die Punkte holen und die Klasse halten. Alles andere ist ein Bonus. 20 Saisontore wären natürlich eine schöne Sache, aber das Ziel steht hintenan.

Du hast es angesprochen: Ihr hattet in den ersten Spielen auch Verstärkung aus der Ersten dabei, die noch nicht in den Pflichtspielbetrieb eingestiegen war. Es gibt dazu auch immer mal wieder kritische Stimmen - Stichwort Wettbewerbs-Verzerrung. Kannst Du die nachvollziehen?
Kamphues: 
Nachvollziehen kann man das schon. Man kann es aber auch so betrachten: Wir haben kein Budget für Neuzugänge, andere Vereine in der Liga, speziell die ersten Mannschaften, haben ganz andere Möglichkeiten, Spieler zu locken. Und wer sagt denn, dass ein Team automatisch funktioniert, wenn Spieler aus einer höheren Liga dazu kommen? Ich glaube, es ist unsere große Stärke, dass sich die Spieler der Ersten und Zweiten super verstehen und man die Abläufe kennt. Das macht uns im Moment so stark.

In deinen ersten Seniorenjahren hast Du noch selbst in der Ersten gespielt. Wieso jetzt nicht mehr?
Kamphues:
Ich will nicht sagen, dass es keinen Spaß mehr gemacht hat, aber es wurde mir einfach etwas zu viel. Ich wollte nicht mehr den ganzen Sonntag opfern und in der Woche drei- bis viermal trainieren, sondern mich auf mein BWL-Studium konzentrieren und etwas mehr Freizeit haben. Außerdem hat es natürlich eine Rolle gespielt, dass Paschi (Trainer Pascal Wilmes) die Zweite trainiert. Wir kennen uns in- und auswendig, er hat mich ja auch schon in der Jugend trainiert. Ich weiß noch nicht, was in der Zukunft passiert, aber im Moment macht es einfach mega viel Spaß in der Zweiten.

Kam für dich nie ein Wechsel zu einem anderen Verein infrage?
Kamphues: 
Ich habe in der Jugend ein paar Jahre lang beim FCE Rheine gespielt, bin dann aber in der B-Jugend wieder zurück. In Mesum haben wir eine coole Truppe zusammen, in der man jeden Spieler kennt. Da ist alles etwas entspannter.

Wo siehst Du deine Stärken? Wenn man sich deine Statur so anschaut, könnte unter anderem das Kopfballspiel dazu zählen...
Kamphues:
Die Größe bringt schon Vorteile mit sich, außerdem habe ich eine ordentliche Sprungkraft. Ich bin für meine Statur auch gar nicht so langsam und habe eine ganz gute Technik. Das ist eine seltene Kombination. 

Schwächen?
Kamphues: Die Defensivarbeit. In den letzten Jahren, das gebe ich zu, hat es mir manchmal auch ein bisschen an Motivation und Konzentration gefehlt. Der Torabschluss könnte ebenfalls noch besser sein. 

Nächste Woche Sonntag geht's gegen den FCE Rheine II, danach gegen Kinderhaus. Gelmer, Altenberge und Recke - allesamt Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt - stehen in den nächsten Wochen auch noch auf dem Speiseplan. Warum werden die von euch verputzt?
Kamphues:
Wir haben auf jeden Fall aus der Hinrunde gelernt, wo wir nach sechs, sieben Spieltagen oben mit dabei waren. Danach haben wir leider gegen viele direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt nicht gut performt. Wir dürfen die Spiele nicht auf die leichte Kappe nehmen. Ich glaube, dass wir sehr fokussiert auftreten werden. Wir wollen zeigen, dass wir in die Liga gehören. 

Dein Trainer Pascal Wilmes hat uns verraten, Du zahlst nur ungern und manchmal verspätet in die Mannschaftskasse ein. Kassenwart Daniel Renger gefällt das gar nicht...
Kamphues:
(lacht) Ich bin manchmal ein bisschen verpeilt und häufig zu spät. Das war auch während meiner Zeit in der Ersten schon ein Thema. Als Student ist es mit dem Geld ja immer etwas schwierig, aber ich habe noch am Dienstag 50 Euro in die Kasse eingezahlt. Außerdem hat Niko Winter versprochen, dass er all meine Strafen übernimmt, wenn ich 20 Tore schieße. Das ist für mich jetzt aber kein Grund, aus jeder Lage draufzuschießen. Wie gesagt, am wichtigsten ist es, dass wir als Mannschaft die Klasse halten.

Es heißt außerdem, dass Du häufig mit ungeschnürten Schuhen auf dem Platz stehst. Was hat es damit auf sich?
Kamphues:
Ich habe mir das irgendwann mal angewöhnt und mir eingeredet, so habe ich besseres Ballgefühl. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu faul, sie zuzumachen (lacht). Ich habe einen Plattfuß, da halten die Schuhe auch so und ich brauche sie nicht zu schnüren. Wenn sie beim Spielen aufgehen, lasse ich sie halt einfach offen - auch wenn das den einen oder anderen nervt...

Wie nutzt Du die Pause am Wochenende? Feierst Du Karneval?
Kamphues:
Nein, es geht in den Skiurlaub.

Da sollte man bekanntlich aufpassen, dass man sich nicht die Hacksen bricht...
Kamphues:
Das stimmt. Mein früherer Mitspieler Nils Wiethölter zum Beispiel hat sich da vor Kurzem leider einen Kreuzbandriss geholt. Deswegen habe ich mir auch vorgenommen, etwas weniger Ski zu fahren und etwas mehr zu trinken... (grinst)