Bezirksliga 12

Jetzt Dauerzustand: Altenberges Marc Wenning-Künne geht jetzt als Stürmer auf Torejagd. Fotos: Greshake

Der Fallrückzieher kommt noch


Von Fabian Renger

(19.02.23) Das hat Seltenheitswert. Seit Jahresbeginn kickt Marc Wenning-Künne wieder beim TuS Altenberge - als Stürmer. Noch in der Hinrunde stand der 28-Jährige neunmal für den Westfalenligisten GW Nottuln als Torwart zwischen den Pfosten. Wir haben damals ziemlich doof geguckt. Ein Westfalenliga-Keeper, der sich zum Bezirksliga-Angreifer verwandelt?  Eine interessante Metamorphose. Nach den ersten Spielen gucken wir aber nicht mehr so doof drein. Denn offenbar ist MWK11 auf dem Platz nämlich gut zu gebrauchen.

Ein Tor hat er schon erzielt. In der Vorbereitung gegen die SF Gellendorf war das. Und zwar gleich per Flugkopfball. Wenn schon, denn schon. "Wie man es kennt, das war schon top", erinnert sich Altenberges Cheftrainer Dennis Brunsmann. "Der Fallrückzieher kommt noch", verspricht derweil Wenning-Künne lachend. In Altenberges ersten beiden Ligaspielen des Jahres stand er in der Startelf, nach 65 Minuten wurde er jeweils runter genommen. "Ihm fehlt noch ein bisschen die Dynamik und die Spielpraxis auf dem Feld", erklärt Brunsmann dazu. Dennoch ein guter Start.

"Den Gedanken hatte ich schon länger"

Doch zuallererst steht natürlich die große W-Frage im Raum: Warum in drei Teufels Namen tut Wenning-Künne das? Im Sommer 2020 verließ er seinen Heimatverein, ging von Altenberge zunächst nach Gievenbeck, im vorigen Sommer zog es ihn nach Nottuln. Zweieinhalb Jahre Westfalenliga. Es gab und gibt sicherlich schlechtere Torhüter dort. In Gievenbeck konnte er sich nicht durchsetzen, da war die Konkurrenz mit Nico Eschhaus auch zu groß. Er kam auf keinen einzigen Westfalenliga-Einsatz.

Die Zeit und auch das halbe Jahr in Nottuln: Bereut habe er davon nichts, betont der Schnapper a.D. Das hatte auch nichts mit dem jetzigen Schritt zu tun. Denn: "Den Gedanken, aufs Feld zu gehen, hatte ich schon länger. Mir hat das beim Training schon immer viel Spaß gemacht, weil man sich mehr bewegt und läuft.  Und wenn ich in der Freizeit mit Freunden am Kicken bin, gehe ich auch nicht ins Tor und spiele lieber mit." Der Sinneswandel kommt also nicht von ganz ungefähr.

Ein Tor hat Wenning-Künne bereits erzielt in der Vorbereitung. In der Liga stand er zweimal in der Startelf.

Der Zeitpunkt des Positionswechsels hängt derweil mit der Situation in Altenberge zusammen. Der TuS leidet derzeit an einem Mittelstürmer-Mangel. Marius Dylka hat sich den Arm gebrochen, Mario Töller ist gerade erst dabei, Daniel da Costa ist beruflich viel eingespannt. Brunsmann hat nicht ganz so viele Alternativen für vorne drin. Also kam Wenning-Künne, der beim TuS natürlich auf viele alte Jugendfreunde trifft, auf den Trichter: Ich komm' mal als Feldspieler wieder. Die wichtige Prämisse für ihn: Er will der Mannschaft sportlich helfen. Wenn das klappt, dann sei das super. "Wenn nicht oder wenn ich leistungsmäßig zu sehr abfalle, dann habe ich mit den Trainern gesprochen, dass sie mir das sagen müssen. Dann würde ich in die Zweite oder so gehen."

Auf die Sturmposition festgenagelt ist er übrigens keineswegs. "Ich hab nicht die Trainer angesprochen und gesagt: Ich muss jetzt den Stürmer machen, sondern ich habe gesagt: Ich mache das dort, wo ich am besten helfen kann." Vorne gab es dann halt den größten Bedarf. "Da haben wir gedacht: Wir probieren es einfach mal, weil ich einen kräftigen Hintern habe, den ich reinstellen kann, um den Ball zu bunkern. Im Zentrum sind wir sonst auch generell gut besetzt und der Flügelstürmer bin ich jetzt auch nicht unbedingt." Freilich: Wenn Altenberges Torhüter Jan Fabian Winter oder Till Scheipers im Training mal unpässlich sind, springt er nochmal hinten ein. Ansonsten hat er mit dem Kapitel vorerst geschlossen.

Gut im Bälle bunkern

Bislang ist Wenning-Künne eine sinnvolle Verstärkung. Jedenfalls klingt das so, wenn man den Worten seines Trainers lauscht: "In der Liga braucht man vorne mal jemanden, den mal anspielen, der Bälle halten kann und der der Mannschaft Zeit gibt, nachzurücken. Aber auch jemanden, der vorne genauso laut ist wie der Torwart hinten, der weiß, wie man anläuft - das alles macht Marc schon ganz gut." Für den Coach ist das alles auch gar nicht so außergewöhnlich: In Altenberge performte bis vor gar nicht all zu langer Zeit Kieran Schulze-Marmeling als ehemaliger Schnapper als Sechser. Und: "Einen Nico Eschhaus oder Romain Böcker kannst du auch zwei Ligen tiefer auch auf dem Feld mitlaufen lassen", findet Brunsmann.

Für die Kabine kann Wenning-Künnes Rückkehr ebenfalls nicht schaden. Die Erfahrung hat er ja zweifelsfrei. Den nötigen Ehrgeiz besitzt er auch. "Ein Abschlussspiel verliere ich nicht gerne. Ich bin gut dabei, den Jungs im Training ordentlich Feuer dahinter zu machen", berichtet er lachend. Nicht so verkehrt im Kampf um den Klassenerhalt. Und wer weiß: Vielleicht schießt er den TuS ja letztendlich zur Rettung. Das wäre dann aber nochmal eine Geschichte für sich...