Frauen-Bezirksliga 6

Vom "Kinderhauser Problem" zu "Hopstens Achterbahn"

Von Hannah Opitz

(06.12.22) Ein kurioses Spiel fand am Freitag Abend bei Westfalia Kinderhaus statt, denn bis jetzt wissen wahrscheinlich weder die Zuschauer noch die Trainer des Gastgebers, was da genau schief gelaufen ist. Für Westfalia Hopsten ist es ziemlich egal wie es dazu gekommen ist, denn die gehen mit einem 3:2 (1:2)-Sieg in die Winterpause.

Schon vor dem Spiel trat Verwunderung auf, denn die Toptorschützin Lotte Reinermann der Kinderhauser war nicht auf ihrer gewohnten offensiven Position zu finden: Sie spielte als Außenverteidigerin. Die Partie begann und Hopsten zeigte, dass sie drei Punkte mitnehmen wollten. Da war es ziemlich egal, ob es auswärts zu Gange ging, denn sie drückten Kinderhaus in die eigene Hälfte. Die Gastgeberinnen kamen da überhaupt nicht raus, denn das Spiel war von Fehlpässen und scheiternden Einzelaktionen geprägt. Zwar versuchte Kinderhaus immer wieder den Druck spielerisch von sich zu lösen, aber so richtig gut klappte das nicht, denn Hopsten stand ihren Gegenspielerinnen dermaßen auf den Füßen, dass es bei jeder Balleroberung schnellstmöglich in die andere Richtung ging. Den ersten Hochkaräter verzeichnete Celina Loose bereits in der fünften Minute, als sie ihre Geschwindigkeit ausnutzte und den Stellungsfehler ihrer Gegenspielerin erkannte und im Eins-Gegen-Eins auf Torhüterin Antonia Benteler zulief. Benteler packte früh die erste Parade aus. 

Kinderhaus' Matchplan geht auf

In der 20. Minute wechselte das erste Mal die Kopfstellung: Kinderhaus blieb nicht in ihrer Hälfte, sondern lief hoch an und erzwang den ersten Fehler der Gäste. Carolin Henrichmann eroberte den Ball am gegnerischen Sechzehner, aber im Eins-Gegen-Eins verzog die Stürmerin knapp. Nach dieser Chance sah man plötzlich ein ganz anderes Fußballspiel: Hopsten wurde immer hektischer und Kinderhaus' Spielplan schien aufzugehen. "Wir haben etwas defensiver im 4-1-4-1 gestartet, um sicher hinten raus zu spielen", sagte Kinderhaus-Coach Liesa Marschall. Dies ging auf, denn über Lia-Malin Große als Sechser wurden die Bälle auf die schnellen Außen verteilt und in Szene gebracht. Immer wieder wurde es gefährlich und die Gastgeberinnen pushten sich gegenseitig auf dem Platz: "Die Stimmung im Team ist super", freute sich Marschall. Hopstens Coach Daniel Thele hatte zu diesem Zeitpunkt wenig, worüber er sich freuen konnte: "Da bin ich das erste Mal lauter geworden und nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kabine", ärgerte sich Thele. 

Denn nur gefährlich wurde es im Strafraum der Gäste nicht, sondern es rappelte auch im Karton: Reinermann eroberte den Ball an der Mittellinie, dann ging es ziemlich schnell über Svea Wedemeyer, die den Steckpass auf Ann-Kathrin Becker spielte. Becker donnerte die Kugel im Sechzehner direkt unter die Latte zum 1:0 (32.). Damit war es aber noch nicht genug, denn mittlerweile waren die Gäste zu beinahe jedem Zeitpunkt zu spät und ließen sich ziemlich austanzen. In der 43. Minute lief Becker erneut die Torhüterin Ricarda Hülsmann, die scheinbar nicht wusste wohin. Der Ball prallte direkt an Becker ab, die als einzige nachsetzte und den Ball zum 2:0 ins leere Tor schob. Das scheint für Hopsten der Wachschuss gewesen zu sein, denn gleich im Gegenzug donnerte Loose das Ding vom Sechzehner ins Tor und erzielte somit den Anschlusstreffer zum 2:1.

Hopsten dreht das Spiel

So, die zweite Hälfte lief und eigentlich begann das Ganze mit einer ziemlich ausgeglichenen Partie. Tja, falsch gedacht: "Das Kinderhauser Problem, denn wir haben innerhalb 10 Minuten kollektiv gepennt", ärgerte sich Marschall. Die wirklich ratlose Trainerin kann es wohl immer noch nicht glauben, dass ihre Mannschaft so gut startete und dann scheinbar noch in der Kabine hockte. Bei Hopsten hatte die Ansprache hingegen gefruchtet, denn die liefen wieder hoch an und nutzten jeden Fehler der Gastgeberinnen aus. Dadurch vergrößerte sich die Unsicherheit der Kinderhauser immer weiter und jeder Pass zurück zur Torhüterin wurde gefährlich. Denn durch das hohe Anlaufen ihrer Gegnerinnen wäre wohl der ein oder andere Befreiungsschlag sinnvoller gewesen. So brachten sie sich wiederholend in Bedrängnis: "Unsere Defensive ist ein Problem und wir haben uns mit den Bällen hinten rum das Leben zu schwer gemacht. Ich kann mir das einfach nicht erklären", sagte Marschall. Denn zum 2:2 bekam Loose das Ding von Benteler direkt vor die Füße gespielt, die diesen Fehler eiskalt bestrafte (67.). Kinderhaus war immer noch am pennen und viel zu weit weg, während sich Hopsten durch kombinierte und Loose mit ihrem Hattrick zum 3:2 vollendete (75.). 

"Wir hatten eine richtige Achterbahnfahrt und haben zwei Gesichter gezeigt, aber die Mädels haben sich richtig reingekniet", freute sich Thele. Danach versuchte Kinderhaus zwar noch einiges und kam auch nochmal gefährlich vor Hopstens Tor, eben auch durch Reinermann, die nun versuchte ihre Position häufiger über Außen zu verlassen. Auch Große zog nach einer Ecke nochmal ab, aber Hülsmann parierte. Für Kinderhaus war es also zu spät, während Hopsten feierte. "Wir werden uns in der Winterpause neu sortieren und an uns arbeiten, damit wir uns nicht mehr fragen müssen, warum wir eine 2:0-Führung hergegeben haben", sagte Marschall.

Westfalia Kinderhaus - Westfalia Hopsten     2:3 (2:1)
1:0 Becker (32.), 2:0 Becker (43.),
2:1 Loose (44.), 2:2 Loose (67.), 
2:3 Loose (75.)