Landesliga 4

Daniel Seidel hadert nach einer vergebenen Torchance. Ein Bild, das es vergleichsweise selten gab in der Laufbahn des Knipsers.

Daniel Seidel hat fertig


von Jakob Schulze Pals

(02.06.20)Während das Baskenland derzeit ob des endgültigen Rücktritts von Athletic Bilbaos Sturmlegende Aritz Aduriz in tiefer Trauer steckt, droht uns hier im Heimspielland wohl ein ähnliches Szenario – wenn auch in leicht abgeschwächter Form. Mittelstürmer Daniel Seidel, derzeit im Trikot des Landesligisten BSV Roxel auf Torejagd wird seine Laufbahn mit dem kürzlich erfolgten Saisonabbruch "ziemlich sicher beenden". Zwar hegt der BSV in Person vom Sportlichen Leiter Aljoscha Groß noch Resthoffnungen auf eine Weiterbeschäftigung Seidels, doch die Chance erscheint minimal.

Es wäre ein bitterer Verlust für die Kleeblätter. Denn Seidel ist nicht irgendein Stürmer, der nur regelmäßig in der Torschützenliste steht, weil er öfter mal angeschossen wird. Ausgebildet bei Eintracht Datteln, der SG Hillen und der SpVgg Erkenschwick, wurde der 33-Jährige bei der U23 von Preußen Münster sowie Eintracht Rheine zu einem hochqualifizierten Ober- bzw. Westfalenliga-Knipser geschliffen. Vor allem die fünf Oberliga-Spielzeiten des SuS Neuenkirchen zwischen 2012 und 2017 sind eng mit dem 1,95 Meter Hünen verbunden. Vor seiner Roxeler Zeit spielte er zudem zwei Jahre für den VfL Wolbeck.

Familie geht vor

Mit nun 33 Lenzen hat Daniel Seidel neben einer erfolgreichen Fußball-Laufbahn auch privat schon sein Glück gefunden. Als zweifacher Vater ist da die Freizeit neben dem Berufsleben noch einmal wertvoller geworden, was Seidel schließlich auch zu diesem Schritt bewogen hat: "Wegen der Trainingseinheiten und den wöchentlichen Spielen geht viel Zeit verloren. Es war halt einfach schade, dass ich dann nur wenig Zeit für meine Kinder finden konnte. Vor allem am Wochenende, bei einem Auswärtsspiel war der ganze Sonntag belegt."

Roxel bietet dem Stürmer zwar an, gerne auch kürzer treten zu können und sich mehr Zeit für die Familie zu nehmen, davon ist Seidel aber (noch) nicht überzeugt. "Wenn ich für Roxel spiele, ist das eine Verpflichtung, der ich mich zu 100% und mit vollstem Einsatz hingebe. Ich möchte da keine Extrawürste bekommen." Deshalb will er die Fußballschuhe vorläufig an den Nagel hängen und sich ganz dem Nachwuchs widmen. Aber: "Natürlich hat man jetzt auch während der fußballfreien Zeit gemerkt, dass es einfach im Fuß juckt. Deshalb mal schauen, vielleicht fange ich irgendwann nochmal an..." Und wenn der Körper nicht mehr mitmachen sollte, gibt’s ja immer noch die Trainerbank.

Kaan-Marienborn ist Seidels "Cordoba 78"

Auch wenn die Entscheidung über das Laufbahnende noch nicht final geklärt ist, haben wir die Zeit schon einmal für einen kleinen Rückblick auf vergangene Tage genutzt. Denn trotz des verpassten Sprungs in die Bundesliga, zeigt sich Seidel mit seiner Laufbahn sehr zufrieden. "Ich bin wirklich sehr glücklich, wie das alles verlaufen ist. Ich hatte bei jedem Verein super viel Spaß und durfte überragende Leute kennenlernen." Nico Haverkamp, sein Mitspieler in Neuenkirchen und Roxel, bezeichnet der Stürmer als seinen besten Kumpel.

Neben Haverkamp nennt er überdies noch Namen, wie Manni Wölper, Cihan Tasdelen oder Tobias Wehmschulte. "Manni hat mich damals in Erkenschwick in die erste Mannschaft geholt und unter Cihan durfte ich im Preußen-Trikot auflaufen und wir sind noch heute gut befreundet. Tobias Wehmschulte ist einfach ganz eng mit dieser Zeit in Neuenkirchen verbunden. Unter ihm habe ich viel gelernt und er hat mich fußballerisch enorm weitergebracht." In Neuenkirchen stand er auch mit Marius Bülter zusammen auf dem Platz. Bülter spielt heute in der Bundesliga bei Union Berlin.

Allerdings musste Daniel Seidel im SuS-Trikot auch die schmerzhafteste Niederlage seiner Laufbahn einstecken. In der Saison 2016/17 hatte man am vorletzten Spieltag mit einem 2:0-Heimsieg über den FC Brünninghausen eigentlich schon den Klassenerhalt gefeiert- doch zu früh gefreut. "Wir hatten dann doch noch am letzten Spieltag die entscheidende Partie beim 1.FC Kaan-Marienborn. Wir sind da erstmal gefühlte vier Stunden mit dem Bus hingetuckert. Es waren 30 Grad und wir haben auf Kunstrasen gespielt. Am Ende haben wir 0:3 verloren und sind mit 41 Punkten doch noch abgestiegen."

 

Unsere zehn "Barfuß oder Lackschuh"-Fragen:

Linker oder rechter Fuß?
Klares Ding, linke Klebe!

Lange oder kurze Haare?
Einigen wir uns auf Seiten kurz und oben lang.

Film oder Serie?
Serie.

Traumsolo oder Kombination?
Wähle ich die Kombination.

Frustfoul oder kühler Kopf?
Ich bin leider ein Kandidat für das Frustfoul.

Kaffee mit oder ohne Milch?
Natürlich mit Milch!

Doppelspitze oder alleine vorne drin?
Puuh, doch lieber alleine vorne drin.

Traumtor oder Blutgrätsche?
Entscheide ich mich lieber für das Traumtor.

Sicherheit oder Risiko?
Risiko!

SuS Neuenkirchen oder SpVgg Erkenschwick?
Nicht einfach, aber doch Neuenkirchen.

 

In unserer Rubrik "Barfuß oder Lackschuh" stellen wir ausgewählten Persönlichkeiten aus der Fußballszene zehn Entweder-oder-Fragen, die sie möglichst spontan und im Idealfall auch noch mit einer flotten Begründung beantworten sollen.